"Kreativ sein ist extrem wichtig für mich"

Die Musikerin Monika Drasch über die Bedeutung ihres neuen monatlichen Podcasts

08.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:33 Uhr
Ruhe bei Spaziergängen in der näheren Umgebung findet Musikerin Monika Drasch. −Foto: privat

Ingolstadt Der Terminkalender von Monika Drasch wäre sehr voll gewesen. Sie hätte ihr neues Programm "Emerenz Meier - Dahoam in Chicago?" vorgestellt, eine wunderbare Mischung aus neuen Melodien zu Gedichten der Schriftstellerin Emerenz Meier (1874-1928), aus Texten und "Jodelings", die in den 1920er-Jahren in Amerika beliebt waren.

Dort, wo Emerenz Meier ihrem Sohn in Chicago die deutsche Sprache und das Bairische beibringen wollte. Aber Monika Drasch wurde ausgebremst. "Im März waren es noch nicht so viele Auftritte. Aber jetzt im April und im Mai trifft es mich schon, habe ich tief durchgeschnauft", sagt sie.

Mit der bei Passau geborenen und in Chicago gestorbenen Schriftstellerin Emerenz Meier beschäftigt sich Monika Drasch schon länger, sprechen doch deren Prosa und Gedichte Themen an, die auch die ihrigen sind: Liebe zur Heimat, das Weggehen und die "wundervolle Schwermut der Wäldler". Doch zu Schwermut hatte die auf einem Bauernhof bei Hengersberg aufgewachsene Drasch keine Zeit. Da ist die Familie: "Uns ist es so ergangen wie anderen Eltern auch - Schule daheim zu bewerkstelligen, unter anderem den Stoff der 5. Klasse online. Ja, in der ersten Woche war das eine Aufgabe." Aber das Familienleben habe sich bald schön eingespielt. "Es war ja klar, dass wir nicht den gesamten Stoff allein schaffen können." So haben sie sich neu zusammengefunden, Gummistiefel sowie Outdoor-Kleidung vervollständigt und sind "zwischendurch draußen unterwegs auf Erkundungstour zum Beispiel an einem Bach bei uns in der Nähe". Sie habe sich daran gewöhnt, dass Termine verschoben werden, teilweise um ein Jahr. Mehr noch: "Jeden Morgen überlege ich mir, was machen wir heut' Schönes mitnander als Familie."

Ein Glücksfall ist für sie, dass sie seit Februar jeden ersten Sonntag im Monat für den St. Michaelsbund einen Podcast einspielt. "Ich habe zu tun, muss im Voraus planen. Das geht gut von zu Hause aus. Im Notfall werden Texte ins Handy gesprochen und nach München geschickt. Das gibt mir Halt. Denn arbeiten und kreativ sein ist extrem wichtig für mich." Gestartet ist der Podcast passenderweise am 2. Februar, Mariä Lichtmess, als in früheren Zeiten die Arbeit wieder losging, Dienstboten und Landarbeiter auch mal den Dienstherrn wechselten. "Im Grunde hab' auch ich einen neuen Arbeitgeber gefunden."

Entstanden ist die Idee vor einem Jahr, weil Monika Drasch so viele Volkslieder kennt und wiederentdeckt hat, "für die es so wenig Gelegenheit gibt, sie in die normalen Bühnenprogramme einzuarbeiten. Ich wollte schon immer Lieder singen, zu denen ich eine besondere Beziehung habe und deren ganz eigene Geschichte ich erzählen möchte." Der Podcast ist überschrieben mit "Lieder zwischen Himmel und Erde", bei dem sie also jeweils ein Lied vorstellt, das sich um das Kirchenjahr dreht.

Sie schöpft dabei auch aus den "Stubenberger Liederhandschriften", einer Textsammlung mit mehr als 800 geistlichen und weltlichen Liedern, die um 1800 aufgeschrieben wurden in praller, barocker Sprache. Ihre Auswahl und Aufbereitung ist mal augenzwinkernd, mal frech, immer mit Seele und Gefühl, einfach schön rund ums Leben, auch um den Tod. Wie beim dritten Podcast im April, der seit Palmsonntag zu hören ist. Da schlägt Monika Drasch den Bogen vom Passionslied "In der ganzen Stadt da brennet kein Licht" hin zu Beethoven und zur Comic-Serie "Peanuts" mit dem Beethoven-Liebhaber Schröder. Und es geht auch um ihre Erinnerung, als sie als Schülerin in der Basilika von Niederaltaich am Karfreitag dieses Passionslied hörte - von der Empore ergreifend gesungen und musiziert. "Für mich ist es ein Geschenk, dass ich über den Podcast die Gelegenheit habe, eines dieser wunderschönen schlichten geistlichen Lieder den Menschen nahezubringen und über meine Bühnenarbeit zu sprechen," spielt sie auf ihre Programme seit 2014 an - "Oh Maria Heimatland" (gemeinsam mit Gerd Holzheimer als Erzähler und Autor) und "Maria. Zither und die Liebe" (mit Georg Glasl, der dazu die Psalterzither spielt).

Und so wird im Marienmonat Mai ein Altöttinger Wallfahrtslied im Mittelpunkt stehen, das sie immer wieder mal in ihren Bühnenprogrammen als "Fürbitt-Gstanzl" einbaut. Der traditionelle Text wird um ein aktuelles Thema erweitert, "bei dem ich das Gefühl hab', dazu etwas singen und sagen zu müssen. Gerade in unseren oft aufgewühlten Zeiten bekommen die alten Lieder eine neue Kraft und Dimension." Die sie in der von außen auferlegten Ruhe spürt. Und Dankbarkeit: "Für die musikalische Ausbildung, die ich genossen habe. Für die Zeit beim Bairisch Diatonischen Jodel Wahnsinn, in der ich gelernt habe, mit alter Musik respektvoll, aber sehr frei umzugehen, Texte und Musik zu verändern, zu erweitern, auch die geistlichen Lieder. Und, dass ich meine verschiedenen 30 Jahre Musikleben und meine Lebenswurzeln so wunderbar zusammenführen und umsetzen kann. Das wird mir hier zu Hause so bewusst. Auch dafür bin ich sehr dankbar."

DK

Die sieben Minuten dauernden Podcasts mit Liedern, Texten und Gedanken sind auf https://radio.mk-online.de/abrufbar.

Barbara Fröhlich