Nürnberg
Kraxeln im Café Kraft

In einer Nürnberger Kletterhalle üben viele Franken für die großen Herausforderungen in der Fränkischen Schweiz

08.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Steil hinauf geht es an den Wänden im Café Kraft. - Foto: Pelke

Nürnberg (npe) Klettern ist der Trendsport in Franken. Wer sich nicht an die echten Felsen in der Umgebung traut, kann im Café Kraft seine Muskelkraft und Nervenstärke testen. In der angesagten Kletterhalle in Nürnberg wird die fränkische Klettertradition und Lebensart ganz groß geschrieben.

Fränkischer klettern als im "Café Kraft" kann man außerhalb der freien Wildbahn kaum. In Nürnberger Nordosten haben sich Hannes Huch und Reto Faulenbach, die beiden Gründer der Boulderhalle, eine künstliche Felslandschaft wie aus dem fränkischen Bilderbuch geschaffen.

Für die Franken ist das Erklimmen von steilen Gipfeln seit den 1990er-Jahren geradezu ein Volkssport geworden. Rund um die Fränkische Schweiz findet der Einheimische zahlreiche Felswände zum Bezwingen. Mit über 10 000 Routen an mehr als tausend Felsmassiven und -türmen gehört das Frankenjura-Gebirge zu den besten Klettergebieten der Welt.

Dummerweise sind einige der berühmtesten Kletterwege in dem malerischen Sandsteinmassiv zwischen Bamberg, Nürnberg und Bayreuth so schwer, dass der sportliche Freizeitkletterer lieber vorher in der Halle trainiert und sich erst dann in die Felswände mit den höchsten Schwierigkeitsstufen wagt.

Im "Café Kraft" haben die Kletterrouten freilich auch fränkische Bezeichnungen. So können sich die Besucher für verschiedene Schwierigkeitsstufen in der Kletterhalle zwischen "rechd schee" (gelb) und "boggl had" (beige) entscheiden. Einsteiger sollten sich an die gelben Kletterhilfen in den künstlichen Steilwänden halten. Selbst bei diesen relativ einfachen Routen ist Kraft und Ausdauer gefragt. Den Muskelkater gibt es nach dem Klettertag gratis dazu. Zum Glück, werden sich Einsteiger sagen, sind die Wände in der Kletterhalle nicht allzu hoch.

Angst vor dem Abstürzen braucht man beim "Bouldern", wie das Kraxeln am Felsen ohne Seil auf Neudeutsch genannt wird, nicht zu haben. Dicke Sportmatten auf dem Boden sorgen im Zweifelsfall für eine weiche Landung. Wer sich durch die Wand nach oben gekämpft hat, kann auf der anderen Seite über eine Leiter bequem und sicher wieder auf den Boden gelangen. Unten angekommen, kann der Spaß gleich von vorne beginnen.

Langsam kann man sich über die verschiedenen Schwierigkeitsgrade nach vorne hangeln. Je kleiner die künstlichen Griffe sind, desto schwieriger wird die Kletterpartie. Besonders knifflig sind die Routen, die über einen Überhang führen. Echte Könner lassen sich von den waghalsigen Felsvorsprüngen nicht abhalten. Mit Geduld, Geschick und viel Kraft meistern sie auch die schwierigsten Linien in der Kletterhalle.

Eine Portion Magnesiumpulver in den Handflächen verteilt erhöht die Freundschaft zwischen Mensch und Kletterwand. An den Füßen trägt der Klettersportler spezielle Turnschuhe. Die sollte man ein bis zwei Nummern kleiner als gewöhnlich auswählen. Das drückt zwar an den Zehenspitzen, sorgt jedoch für einen besseren Kontakt zum Felsen.

In allen Größen können Kletterschuhe im "Café Kraft" ausgeliehen werden. Außer Sportkleidung braucht der Kletter neben guter Laune nicht mehr viel mitbringen. Ein bisschen Mut für die ersten Versuche kann freilich nicht schaden. Nach kurzer Zeit werden jedoch auch die blutigsten Anfänger schnell Spaß an den Herausforderungen finden. Für ausgelaugte Sportler stehen zwischen den Felslandschaften gemütliche Sofas bereit. Nur eine Massage für den Muskelkater danach ist leider im Preis nicht inbegriffen.