Krankes System der Profitgewinnung

22.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Zur Berichterstattung über den Erörterungstermin in Sachen Hähnchenmastausbau in Eschelbach:

In Wolnzach war fast zwei Tage lang der Erörterungstermin. Dort wurden die meisten Fragen beantwortet, die wir dazu gestellt haben. Wir Besucher und Kämpfer gegen diesen Massentierstall sind nicht immer zufrieden gewesen mit all den Antworten. Seit über fünf Jahren macht der Bund Naturschutz Infoveranstaltungen und Infostände an Wochenmärkten. In dieser Zeit besuchte von der Betreiberfamilie nie jemand eine Veranstaltung. Beim Erörterungstermin blieben die Betreiber wieder stumm. Nur mit Namen direkt angesprochen, konnten sie nicht aus und haben knapp Auskunft gegeben, was aber nicht aussagekräftig war.

In Eschelbach wird immer in der Nacht "ausgestallt". Auf meine Frage, wie alt denn die Jugendlichen sind, die dort beschäftig sind, konnte oder wollte mir der Betreiber nur sagen, er kennt das Alter nicht. Jeder Unternehmer, der nur ein paar Menschen beschäftigt, muss doch wissen, ob sie volljährig sind, weil die ganze Nacht gearbeitet wird, und ob das Jugendschutzgesetz eingehalten wird. Erst am nächsten Tag wurde uns gesagt, dass sie volljährig sind, was aber bis jetzt nicht immer der Fall war. Das "Ausstallen" ist eine grausame Arbeit, da sollen Jugendliche gar nicht beschäftig werden.

Eine Frechheit ist, uns zu sagen, diese Arbeiten werden hauptsächlich in der Nacht durchgeführt, weil dann die Tiere ruhiger sind und weniger gequält werden. Diese Tiere sind rund 33 Tage im Stall eingesperrt. Sie haben noch nie eine Sonne gesehen, sie wissen nicht, wie sich Gras anfühlt, und haben in diesem kurzen Leben noch nie Sand scharren dürfen. Sie haben noch nie erlebt, was Tag und Nacht ist. Aber uns versucht man zu belügen - aus Tierschutzgründen geschieht das in der Nacht. Das ist erbärmlich und zeigt, wie wenig man sich um Tierschutz bemüht, nämlich gar nicht!

Was mich immer noch persönlich sehr belastet, ist dieses kaltschnäuzige und verlogene Verfahren, wie ein solch Vorhaben durchgeboxt wird. Mitgefühl für die Bürger von Eschelbach und für die leidenden Tiere war in keiner Phase der Anhörung auch nur ansatzweise festzustellen. Dieses System der Profitgewinnung auf Kosten der Tierquälerei ist krank und durch Machenschaften von Lobbyisten verseucht. Die verantwortlichen Politiker haben dazu auch noch einen gesetzlichen Schutzrahmen geschaffen. Wut und Entsetzen schürt in mir weiterhin die Pflicht, gegen diese unwürdigen Vorgänge in unserem Land auf die Straße zu gehen. Mensch, Tier und Natur könnten friedlich miteinander leben. Die Geldgier macht in unserem Land vieles kaputt.

Lisa Munz

Reichertshofen