Gerolsbach
Kostenexplosion bei der Kindergartenerweiterung

Baukonjunktur macht der Gemeinde Gerolsbach zu schaffen - Auftrag für die Firma des Bürgermeisters

19.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:46 Uhr

Gerolsbach (SZ) Deutlich mehr Geld als noch im Haushaltsplan veranschlagt muss die Gemeinde Gerolsbach heuer für die Erweiterung des Kindergartens Regenbogen aufwenden.

Kämmerer Franz Haberer rechnet derzeit mit Kosten von rund 930000 Euro - eingeplant waren nur 620000 Euro.

Diese immense Kostensteigerung hat mehrere Gründe, wie Haberer und Bürgermeister Martin Seitz (CSU) erläutern. Zum einen: "Wir wollten ja ursprünglich dieses Jahr noch gar nicht bauen", sagt Seitz. Aber: "Dann haben uns die Anmeldungen überrannt. " Und da man in Gerolsbach immer versuche, allen Kindern einen Betreuungsplatz zur Verfügung zu stellen, habe das Projekt Kindergartenerweiterung plötzlich eine erhöhte Priorität erhalten. In einem Fall wie diesem zeigt sich übrigens, dass es gar nicht so falsch ist, bei der Finanzplanung für das laufende Jahr auch Projekte, die noch auf der Kippe stehen, mit einem Ansatz zu berücksichtigen.

Allerdings, räumt Seitz ein, habe es zum Haushaltsansatz für die Kindergartenerweiterung noch keine konkreten Zahlen gegeben. Die seien erst vorgelegen, als der Gemeinderat beschloss, den zusätzlichen Gruppenraum möglichst schon im September fertigzustellen. Die Kostenberechnung des Architekten habe dann schon bei 790000 Euro gelegen, sagt Seitz.

Und dann passierte der Gemeinde Gerolsbach das, was derzeit so vielen Kommunen die Kostenplanung verhagelt: Wegen der überaus guten Konjunktur gab es bei der Ausschreibung so gut wie keine Angebote der Baufirmen, und die, die dennoch eingingen, waren nicht sonderlich günstig.

Eigentlich sollte die Kindergartenerweiterung in Holzständerbauweise ausgeführt werden - ganz einfach, weil das schneller gehe, sagt Seitz. Doch obwohl das Gewerk öffentlich ausgeschrieben wurde, gab es kein einziges Angebot, berichtet der Bürgermeister. Der Gemeinderat habe deshalb beschlossen, auf Massivbauweise umzusteigen und in aller Schnelle neu auszuschreiben.

Dass nun am Ende die inzwischen von seinen Söhnen geführte Firma Irrenhauser & Seitz den Zuschlag für die Gebäudehülle bekam, sieht natürlich nicht gut aus, das weiß Seitz auch. Allerdings sei das Gewerk im bayerischen Staatsanzeiger öffentlich ausgeschrieben gewesen, zudem habe die Gemeinde die Baufirmen der Umgebung noch einmal gesondert angeschrieben und sie auf die Ausschreibung hingewiesen. "Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten den Auftrag nicht bekommen", sagt Seitz nun. Er bekennt aber auch: "Ich wollte den Kindergarten heuer unbedingt noch bauen. " Diesen Satz, das betont er, sage er als Bürgermeister der Gemeinde Gerolsbach, der händeringend eine Baufirma sucht, nicht als Seniorchef der Firma Irrenhauser & Seitz. Am Ende kam es, wie es kommen musste: Lediglich zwei Angebote gingen bei der Gemeinde ein, das der Firma Irrenhauser & Seitz war um 13000 Euro günstiger als das der Konkurrenz. Sie bekam den Zuschlag - offenbar nicht unbedingt zur Freude der Juniorchefs. Die Firma Irrenhauser & Seitz, so Martin Seitz, sei auf diesen Auftrag nicht angewiesen, müsse für die Kindergartenerweiterung nun sogar von anderen Baustellen Arbeiter abziehen.

In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend gab es vom fraktionslosen Stefan Maurer dennoch harsche Kritik: Dass nun die Firma des Bürgermeisters die Kinderkrippenerweiterung mauere, obwohl doch zuvor ein Holzbauwerk geplant gewesen sei, "das ist mehr als bedenklich". Vor allem, weil diese Änderung in nicht-öffentlicher Sitzung in die Wege geleitet worden sei und erst jetzt, da die Auftragsvergaben abgesegnet werden müssen, öffentlich gemacht werde.

"Du weißt doch genau, dass für die Holzbauweise keine Angebote da waren", hielt Peter Wörle (CSU) Maurer entgegen, und Hans Kneißl (CSU) erinnerte: "Wir wollten doch schauen, dass wir den Kindergarten schnell fertig kriegen. " "Für mich waren die Vorlagen transparent", sagte Alfred Höpp, "das günstigste Angebot hat den Zuschlag bekommen. " Die Firma Irrenhauser & Seitz, vermutete Gerti Schwertfirm (FW), hätte diesen Auftrag gar nicht nötig.

Für die Gebäudehülle bekommt Irrenhauser & Seitz laut Angebot 145000 Euro. Die Kostenschätzung für dieses Gewerk lag bei 135000 Euro. Diese Kostensteigerung ist bei der derzeitigen Konjunkturlage in der Bauwirtschaft nicht übermäßig hoch. Für die Fenster muss die Gemeinde zum Beispiel 70000 Euro bezahlen - kalkuliert hatte sie ursprünglich mit gut 40000 Euro. Bei anderen Gewerken waren die Ausschreibungsergebnisse offenbar ähnlich. Eine Aufhebung des gesamten Ausschreibungspakets und eine erneute Ausschreibung im kommenden Jahr sei rechtlich nicht möglich gewesen, sagt Bürgermeister Seitz. Zudem soll die Kinderkrippenerweiterung ja noch dieses Jahr fertig werden.

Bernd Hofmann