Eichstätt
Kostbarkeit in einer Urpfarrei des Bistums

Domschatz- und Diözesanmuseum kürt Darstellung des heiligen Sebastian zum Kunstwerk des Monats

19.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:09 Uhr
Das Fresko im Karner von Pfaffenhofen bei Kastl ist das Kunstwerk des Monats April im Bistum Eichstätt. −Foto: Braun/pde

Eichstätt/Kastl (pde) Eine Darstellung des heiligen Sebastian ist das neue Kunstwerk des Monats im Bistum Eichstätt. Nach Angaben des Domschatz- und Diözesanmuseums stellt es eine Kostbarkeit aus kunsthistorischer Sicht dar, die ein Licht auf Brauchtum und religiöses Leben in geschichtlicher Vergangenheit wirft. Das spätgotische Fresko ist im Karner von Pfaffenhofen bei Kastl in der Oberpfalz zu finden.

Pfaffenhofen gehört zu den Urpfarreien des Bistums Eichstätt. Die Siedlung bestand schon vor der Gründung des Klosters Kastl und war jahrhundertelang eine Pfarrei, die dem Kloster inkorporiert war. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Pfarrei nach Kastl verlegt.

Die heutige Kuratiekirche ist ein im Ursprung romanischer Bau. Bei der Kirche gab es einen Friedhof. Im Mittelalter waren die Friedhöfe so klein bemessen, dass bei der damaligen hohen Sterblichkeitsrate Gräber in kurzer Folge belegt werden mussten. Die dadurch entstehenden Probleme, wie man würdig mit den vielen sterblichen Überresten umzugehen habe, löste man dadurch, dass man spezielle Sakralbauten errichtete. In ihnen wurden die Gebeine aufbewahrt und Totenmessen gefeiert. Diese Beinhäuser nannte man in Süddeutschland und Österreich Karner. Für die selten gewordenen Baudenkmäler ist die Oberpfalz eine Art Rückzugsraum, so Emanuel Braun, Leiter des Eichstätter Diözesanmuseums. Kaum ein Karner ist jedoch in seiner eigentlichen Funktion mehr erlebbar.

Der Karner von Pfaffenhofen wurde wohl im frühen 13. Jahrhundert erbaut und im 15. Jahrhundert verändert. Aus dieser Zeit stammt auch das Fresko mit der Darstellung des heiligen Sebastian. Der Märtyrer Sebastian wird als Patron bei Pestepidemien und von Sterbenden verehrt. Die Legende des Heiligen ist deshalb auch im Karner von Pfaffenhofen dargestellt. Zu erkennen ist die Figur des jungen Mannes, der nur mit einem Lendentuch bekleidet an einen kahlen Baum gefesselt ist. Die Arme sind hoch über den Kopf gebunden. Er ist mit einer Kopfbedeckung ausgestattet, die einer Herzogskrone ähnelt, wohl als Hinweis auf seinen Stand. Sein Körper ist mit langen Pfeilen gespickt.

Am linken Bildrand erkennt man eine kniende Figur. Dabei handelt es sich um einen jugendlichen Schützen, der in aufwendiger Tracht mit verschieden farbigen Beinlingen, weiten Ärmeln und einer kunstvollen, spitz zulaufenden Kopfbedeckung, wie man sie von den Moriskentänzern her kennt, seinen Bogen spannt und einen Pfeil auf Sebastian richtet. Die dahinter stehende Figur, die auf Sebastian blickt, ist durch Mitra und Stab als Bischof ausgewiesen.

Als Pendant zu dem Schützen steht rechts ein zweiter Bogenschütze in gebückter Haltung. Auch er zielt mit grimmiger Miene in Richtung des Marter-opfers. Hinter ihm ist wieder ein Heiliger mit Blick auf Sebastian angeordnet, diesmal handelt es sich um einen Papst. Bischof und Papst lassen sich nicht identifizieren, weil ihre individuellen Attribute nicht mehr erkennbar sind.

Das Fresko war lange Zeit verborgen. Im Zuge der Wiederentdeckung mittelalterlicher Kulturgüter wurde der Karner im Jahr 1907 restauriert, wobei man die Wandmalerei unter späteren Schichten entdeckte. Danach wurde die hohe Luftfeuchtigkeit im Raum zum Problem für das Kleinod. In den Jahren 1989 und 1990 schaffte man schließlich in einer konzertierten Aktion eine nachhaltige Sicherung des Bestandes.