Regensburg
Korruptionsprozess: Anja Wolbergs steht ihrem Mann zur Seite

31.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:44 Uhr
Anja Wolbergs, Ehefrau des suspendierten Regensburger Oberbürgermeisters, sitzt vor dem Verhandlungssaal im Landgericht. −Foto: Armin Weigel

Die Ehefrau des suspendierten Regensburger Oberbürgermeisters Joachim Wolbergs (SPD) hat im Korruptionsprozess als Zeugin ausgesagt - und ihren Mann dabei sowohl gestützt als auch kritisiert.

Bei ihrer Befragung vor dem Landgericht ging es unter anderem um Vergünstigungen für Eigentumswohnungen ihrer Mutter und Schwiegermutter wie auch um Parteispenden für den Regensburger SPD-Ortsverein Stadtsüden. Anja Wolbergs und ihr Mann leben seit 2015 in Trennung. Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder.

Die 49-Jährige schilderte Wolbergs als einen Mann, der voll in seiner politischen Funktion aufging und wenig Zeit für die Familie hatte. So sei auch sie diejenige gewesen, die sich um die Finanzen kümmerte. Geld sei ihm schlichtweg nicht wichtig, er sei in der Hinsicht ein „Schlamper“ gewesen. Das habe immer wieder auch für Stress und Streit gesorgt. Die Renovierung eines Ferienhauses im Landkreis Straubing-Bogen - dessen Finanzierung im Prozess ebenfalls eine Rolle spielt - habe sie für eine „Schnapsidee“ gehalten.

Dass ihr Mann Anfang 2017 in Untersuchungshaft kam, sei für sie „unvorstellbar“ und für die Familie eine „Katastrophe“ gewesen. Aus ihrer Sicht handelte es sich dabei um eine Beugehaft. Er habe stets beteuert, nie bestechlich gewesen zu sein. Bei den Spenden an den SPD-Ortsverein, dessen Kassierin sie ist, sei ihr nichts auffällig erschienen.

Wolbergs muss sich wegen Vorteilsannahme und Verstoßes gegen das Parteiengesetz verantworten. Es geht in dem Prozess unter anderem um die Frage, ob bei der Vergabe eines Bauprojektes an den mitangeklagten Bauunternehmer Volker Tretzel dessen Spenden an die SPD eine Rolle gespielt haben. Tretzel werden Vorteilsgewährung und Beihilfe zum Verstoß gegen das Parteiengesetz vorgeworfen. Ebenfalls angeklagt sind der frühere Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Norbert Hartl, sowie ein ehemaliger Mitarbeiter Tretzels.

dpa