Pfaffenhofen
Konzepte für den Ernstfall

Schulen auf Unterrichtsstart mit verschiedenen Szenarien eingestellt - Herker weist Vorschläge für Plexiglasabtrennungen zwischen Schülern zurück

25.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:44 Uhr

Pfaffenhofen - Die Schulen im Landkreis Pfaffenhofen fühlen sich auf den Wiederbeginn nach den Ferien gut vorbereitet. Die Hoffnung sei natürlich, dass der Unterricht trotz der Corona-Situation ganz normal wieder aufgenommen werden könne, es lägen aber verschiedene Konzepte in der Schublade, die je nach Szenario angewendet werden könnten, sagte etwa Claudia Daiber von der Pfaffenhofener Georg-Hipp-Realschule. Bei einer erneuten Schulschließung könne der digitale Unterricht wieder hochgefahren werden. Genügend Leihgeräte für die Schüler habe die Schule. Für eine mögliche Klassenteilung gibt es zudem ein neues Konzept. Statt wochenweise sollen die Gruppen künftig im Fall der Fälle tagesweise wechseln. "Sonst sind die Schüler zu lange draußen", sagte Daiber, eine Woche Abwesenheit sei einfach zu viel.

Trotz der Vorbereitungsmaßnahmen sieht Daiber aber auch noch Verbesserungspotenzial und macht konkrete Vorschläge. So wäre es aus ihrer Sicht sinnvoll, die Klassenräume mit Kameras auszustatten. So könnten Lehrer im Fall des Home-Schoolings den Unterricht direkt aus dem Klassenzimmer in die heimischen Kinderzimmer streamen. Und auch bei einer Gruppenteilung böten Kameras Vorteile: Die Gruppe, die jeweils nicht im Klassenzimmer sitzt, könnte den Unterricht so am PC oder Tablet verfolgen. Auch den Vorschlag von Trennscheiben aus Plexiglas zwischen den Plätzen der Schüler, den eine Pfaffenhofener Erstklässler-Mutter in einem Schreiben an unsere Zeitung gemacht hat, hält sie für überlegenswert. Bislang gebe es solche Scheiben an der Pfaffenhofener Realschule beispielsweise im Sekretariat, der Einsatz im Klassenzimmer sei etwas, was die Politik bedenken sollte.

Das Landratsamt als Sachaufwandsträger würde einen solchen Antrag auf jeden Fall prüfen, wenn eine Schule mit konkreten Schritten auf die Behörde zukommen würde, sagte eine Sprecherin. Bislang gebe es aber weder zu Kameras noch zu den Trennscheiben konkrete Anfragen. Allerdings müsse dann auch überprüft werden, ob das finanziell stemmbar sei.

Das Pfaffenhofener Schulamt, das für die Grund- und Mittelschulen im Landkreis zuständig ist, verweist auf die Verantwortlichkeit der Kommunen, wenn es um die Finanzierung von Anschaffungen wie Plexiglasscheiben geht. Für die Stadt Pfaffenhofen wies Bürgermeister Thomas Herker (SPD) die Forderung zurück. Plexiglas hätte die Stadt zwar vorrätig, da Corona aber über Aerosole übertragen werde, seien solche Abtrennungen in einem geschlossenen Raum mit vielen Schülern nicht sinnvoll, sagte er. Plexiglas eigne sich vor allem als Spuckschutz. In den Klassenzimmern komme es dagegen vielmehr auf einen kontinuierlichen Luftzug an, für den in den Pfaffenhofener Schulen auf verschiedene Weise gesorgt werde. Sorgen der Erstklässler-Mutter, dass Kinder im Falle einer Maskenpflicht künftig inklusive Busfahrt sieben bis neun Stunden am Stück eine Maske tragen müssten, trat Herker entgegen. In Bayern gebe es bislang schlicht keine Maskenpflicht und er kenne bislang keinen entsprechenden Plan.

Schulamtsleiter Anton Jungwirth rief die Politik mit Blick auf den Schulstart im September zu Fingerspitzengefühl auf. Man müsse gut überlegen, ob man wegen einer Corona-Erkrankung gleich alle Schüller wieder nach Hause schicken müsse. Die Schulen und auch die Schüler lobte er für die bisher sehr gute Umsetzung der erarbeiteten Hygienekonzepte, die sich in den Wochen vor den Sommerferien bewährt hätten. Von den Kindern und Jugendlichen gebe es sehr viel Verständnis und es werde versucht, Regeln wie Abstände, Wegmarkierungen oder nur ein Kind pro Toilette einzuhalten. Neue Konzepte und Umsetzungen wird es an den Grund- und Mittelschulen nach den Ferien nicht geben, da sich das bisherige Vorgehen, mit den Hygienekonzepten und organisatorischen Maßnahmen wie versetzten Pausen bewährt habe. Für das digitale Lernen seien die Schulen gut ausgerüstet, allerdings hänge das auch immer an der Digitalkompetenz der Lehrkräfte. Schulungen in den Sommerferien hält Jungwirth aber nicht für sinnvoll, denn nachdem viele Lehrer über Ostern - und Pfingsten gearbeitet hätten, bräuchten sie nun Urlaub.

Vor allem für die Erstklässler findet Jungwirth es besonders wichtig, dass sie im September mit möglichst viel Normalität in ihre Schulkarriere starten. "Das ist die wichtigste Klasse", sagte er. Im ersten Jahr werde nicht nur Lesern, Schreiben und Rechnen gelehrt - was zu Hause ohne Lehrkraft nur schwer zu vermitteln sei. Es würden vor allem auch psychologische Grundlagen für die ganze Schullaufbahn gelegt und man lerne, wie Schule funktioniere. Dass die künftigen Erstklässler im vergangenen Schuljahr nicht wie sonst üblich mit dem Kindergarten ihre künftigen Schulen besuchen konnten, um schon einmal ins Gebäude und in den Unterricht hineinzuschnuppern, bedauerte er. Das sei aufgrund der Pandemie aber leider nicht anders gegangen.

Die Kritik der Mutter, dass die Erstklässler so vorab nicht ihre künftigen Lehrer kennenlernen konnten, wies Jungwirth aber zurück. Das sei auch in normalen Jahren nicht üblich, sagte er. Schließlich wisse man vor den Ferien oft noch gar nicht, welche Lehrer welche Klassen übernehmen, schließlich gebe es im Zuständigkeitsbereich des Schulamts eine Lehrerfluktuation von etwa 20 Prozent.

PK

Daniel Wenisch