Konzentration auf das Wesentliche

19.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:55 Uhr

Augsburg (DK) Andreas Rettig ist fast am Ziel seiner Wünsche. Vor fünf Jahren ging er zum FC Augsburg – ein kleines Abenteuer. Nach dem 1:0 beim Karlsruher SC steht der traditionsreiche FCA vor seinem ersten Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Für Rettig, der als Manager bei Bayer Leverkusen lernte, danach erfolgreich beim SC Freiburg und dem 1. FC Köln arbeitete, ist der Aufstieg das "Meisterstück". Im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Christoph Fischer betont er aber, dass der Aufstieg noch nicht geschafft sei, der FC sich aber zu diesem Ziel bekenne.

Andreas Rettig, herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die Fußball-Bundesliga.

Andreas Rettig: Moment, wir sind noch nicht über die Ziellinie. Wir sind zwar vom Aufstieg überzeugt, aber geschafft ist er noch nicht. Es sind noch vier Spieltage.

Aber unwahrscheinlich ist es nicht mehr, dass Augsburg erstmals in seiner Vereinsgeschichte in die Bundesliga aufsteigt.

Rettig: Wir sind selbstbewusst genug, um uns zu diesem Ziel zu bekennen.

Was unterscheidet Augsburg von Freiburg und Köln?

Rettig: Augsburg ist sicher näher an Freiburg. In Köln musst du viel Kraft aufwenden für Dinge, die außerhalb des Fußballs liegen. In Augsburg ist mehr Ruhe, mehr Konzentration auf das Wesentliche, Köln ist immer fragil, immer in Bewegung, das ist schade, weil Köln großartig ist.

Noch vier Spiele und dann feiert ganz Augsburg seinen FC.

Rettig: Genau. Das Ziel muss sein, am letzten Spieltag bei Hertha BSC nicht mehr um den Aufstieg kämpfen zu müssen. Noch drei Punkte mehr und wir haben es angesichts des Torverhältnisses fast geschafft. Und dennoch planen wir immer noch zweigleisig. Früher für die dritte und zweite, heute für die zweite und erste Liga. Wir verlieren in Augsburg nicht die Bodenhaftung.

Gibt es in Augsburg ein Erfolgsgeheimnis?

Rettig: Ich glaube, das hat viel mit den Investitionen und dem Engagement von Walther Seinsch zu tun, der immer an den FCA geglaubt hat. Außerdem haben wir in Jos Luhukay einen der besten Trainer in Deutschland. Und der Manager hat vielleicht auch keinen ganz schlechten Job gemacht.

Winkt dem FC Augsburg jetzt die große Zukunft?

Rettig: Ich würde schon gerne nochmals darauf hinweisen, dass wir noch nicht aufgestiegen sind. Wir führen noch kein Bilanzgespräch, sondern eines, dass die Möglichkeiten aufzeigt. In Augsburg könnte etwas Großes entstehen, davon bin ich 100-prozentig überzeugt. Der Klub hat eine große Tradition, wir haben ohne öffentliche Zuschüsse ein modernes Stadion gebaut, wir haben 43 von 48 Logen bereits verkauft. Die letzten vier Spiele waren ausverkauft. Die Region wartet sehnlichst auf die Bundesliga. Jetzt müssen wir nur noch sicherstellen, dass zum Saisonfinale aus dem großen Traum nicht noch ein Albtraum wird.

Was ist anders in Augsburg?

Rettig: Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Wir haben einen sehr überschaubaren hauptamtlichen Personalstand. Wir sind ein sehr kleiner Laden, sehr übersichtlich, aber in Augsburg wird vor allem viel Herzblut investiert. Die Dinge sind seit dem Einstieg von Seinsch als Vorstandsvorsitzendem stetig vorangetrieben worden. Wir sind jetzt kurz davor, dass sein Traum in Erfüllung geht.