Neuburg
Kontroverse Debatte um den Namen

Kreistag entscheidet sich mit 27:20 Stimmen für "Walter-Asam-Schule"

24.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:46 Uhr

Foto: Winfried Rein

Neuburg (DK) Das Sonderpädagogische Förderzentrum (SFZ) wird künftig „Walter-Asam-Schule“ heißen. Der Kreistag entschied sich gestern Abend nach einer Kampfabstimmung mit 27:20 Stimmen für diese Bezeichnung. Ein Teil der Kreisräte wollte Isabella Braun zu Ehren kommen lassen.

Die Alternative kam nicht von ungefähr. Isabella Braun war in ihrer Zeit, dem ausgehenden 19. Jahrhundert, eine bedeutende Jugendschriftstellerin. Sie hat sogar in Neuburg unterrichtet. Frauenbund und Verschönerungsverein bewahren ihr ein ehrendes Gedenken. Außerdem hieß zumindest ein Teil des SFZ früher Isabella-Braun-Schule. Doch seit es die eher technische Bezeichnung „Sonderpädagogisches Förderzentrum“ trägt, ist der alte Name erloschen. Ein neuer sollte also her. Nachdem die Schule auch Dependancen in Schrobenhausen und Aresing hat, sollte der Name umspannenden Charakter haben. Die Schulfamilie hat sich nach langen und intensiven Beratungen auf Walter Asam geeinigt. Der war nicht nur der erste Landrat im damals neuen Landkreisgebilde Neuburg-Schrobenhausen, in seine Zeit fiel auch der Schulbau. Der Vorschlag der Schulfamilie fand bei der Regierung von Oberbayern Gefallen. Obendrein haben Schüler, die das SFZ mit einem erfolgreichen Mittelschulabschluss verlassen, einen Anspruch auf ein „neutrales“ Zeugnis, ohne Hinweis auf das SFZ. Warum also nicht?

Die SPD-Fraktion, so ihr Sprecher Anton Krammer, wollte zwar die Verdienste Walter Asams nicht schmälern, sprach sich aber geschlossen für Isabella Braun aus, weil die sich pädagogisch verdient gemacht habe. „Rückhaltlos“ plädierte auch Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) für Isabella Braun. Die sei eine bekannte Jugendschriftstellerin gewesen und habe als Frau ganz Bedeutendes geleistet. Es sei schon schlimm genug, dass der Name des Schulförderers Bernhard Mazillis verschwinde. FW-Chef Thomas Hümbs fand, nachdem das Förderzentrum 2006 gegründet worden sei, müsse ein neuer Name her, auch weil die Schüler Anspruch darauf hätten. Die Stadt Neuburg könne ja die Schwalbanger- und die Ostendschule nach Bernhard Mazillis und Isabella Braun benennen. Die ironische Replik des Neuburger OB darauf: „Ich bedanke mich für die lieben Hinweise der Kollegen.“ Aber das sei immer noch Sache des Neuburger Stadtrates. Schrobenhausen, so Gmehling, könne ja eine seiner Schulen nach Walter Asam benennen – was ja nun wieder Sache des Schrobenhausener Stadtrates ist.

Die CSU zeigte sich in der Namensfrage einmal mehr gespalten. „Wir haben die Abstimmung freigegeben“, räumte Fraktionschef Alfred Lengler ein. Dem war dann auch so.

Die grundsätzliche Frage, ob man bei einer Schule auf einen Politiker zurückgreifen solle, warf Bettina Häring (FDP) auf. Schulen gehörten schließlich zu den Pflichtaufgaben der Politiker und Walter Asam sei weder ein Stifterpersönlichkeit noch ein Schulreformer gewesen. Man möge doch Isabella Braun die ihr zustehende Ehre geben. Einmal mehr zeigte sich ein Nord-Süd-Spalt im Gesamtgremium. Der focht indes Maria Lang (FW) nicht an. Sie beantragte das Ende der Rednerliste: „Wir haben wichtigere Aufgaben.“

Nachdem Theo Walter (Grüne) den Alternativantrag – den er später zurückzog – gestellt hatte, sollte Walter Asam durchfallen, gelte automatisch der Name Isabella Braun, unterbrach Landrat Roland Weigert für ein paar Minuten die Sitzung, um nicht in rechtliche Stolperfallen zu tappen und hernach mit einem ungültigen Beschluss dazustehen. Die Abstimmung, bei der peinlich genau ausgezählt wurde, ergab dann besagte 27:20 Stimmen für Walter Asam.

Schulleiterin Regina Kneißl war mit der Entscheidung zufrieden. Der Neuburger Verschönerungsverein, der sein Herz an Isabella Braun gehängt hat, wird es nicht sein, und auch Kreisheimatpfleger Manfred Veit hatte vergebens appelliert, keinen Politiker als Namensgeber zu wählen.