STADTGEFLÜSTER
Kontrollierte FBI-Offensive

21.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:37 Uhr

(rh) Irgendwann im nächsten Jahrhundert, wenn ein hoffnungsvoller Stadthistoriker mit Aussicht auf den Chefposten im Stadtmuseum seine Doktorarbeit über "Ursprung und Bedeutung der Ingolstädter Bürgerinitiativen" schreiben will, wird er zwangsläufig auf die Namen Georg Niedermeier und Gustav Bernhardt stoßen.

Der eine, Speerspitze des organisierten, zunächst außerparlamentarischen Widerstands gegen allzu selbstherrliche CSU-Herrschaft im Rathaus, der andere als sein kulturpolitischer und heimatkundlicher Chefberater - gemeinsam seit über 20 Jahren kaum zu stoppen, wenn sie die Friedrichshofener Bürgerinitiative (FBI) in Marsch setzen.

Da man sich als Berichterstatter des DONAUKURIER den Anliegen der FBI noch nie verschlossen hat und bei einer der unzähligen Aktionen den Button der Initiative überreicht bekam - gelbe Initialen mit blauem Stern auf weißem Grund - , liegt diese kleine Motivationshilfe in der Reporterbibliothek immer griffbereit neben der Bayerischen Gemeindeordnung, der Verfassung des Freistaates und dem Handbuch des Stadtrates. So gilt in scheinbar aussichtsloser Lage: Wenn recherchemäßig gar nichts mehr geht - irgendwas geht immer, und wenn's auch nur ein Stadtgeflüster ist.

Die Sache ist nämlich die: Vor einigen Tagen hat die FBI dem DONAUKURIER ans Herz gelegt, ihre teils schon bekannten Vorschläge für das Neubaugebiet Friedrichshofen-Dachsberg abermals unter die Leute zu bringen. So soll etwa die Erhebung Dachsberg - Niedermeier hat ihn erst neulich bestiegen, und zwar ohne Sauerstoffgerät, wie er versicherte - als Bürgerpark gestaltet werden. Dort soll auch an ein historisches Ereignis im Jahr 1546 erinnert werden, als sich während des Schmalkaldischen Krieges die Heere der Protestanten und des katholischen Kaisers gegenüberlagen.

In Bernhardts Friedrichshofener Ortschronik ist von einem Artillerieduell die Rede sowie von etwa 80000 Menschen, die sich vor den Toren Ingolstadts feindselig gegenüberlagen. Die Protestanten zogen den Kürzeren. So weit, so bedeutend. Leider trat am Freitag auch die FBI den strategischen Rückzug an und bat den DK, auf die Veröffentlichung noch eine Weile zu verzichten. Es seien in einer bestimmten Angelegenheit noch wichtige Gespräche zu führen, die keinesfalls durch einen voreiligen Bericht torpediert werden dürften. Nur gut, dass die FBI bislang noch keine 80000 Mitglieder aufbieten kann.