London
Konsequenzen bei den Fehlschützen

Erstmals seit zwölf Jahren holen die deutschen Schießsportler keine Medaille – Oldies und Trainer gehen

06.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:11 Uhr

London (dapd) 15 Entscheidungen, keine Medaillen: Als das historische Olympia-Debakel der medaillenlosen deutschen Fehlschützen perfekt war, kündigte Sportdirektor Heiner Gabelmann den großen Generationswechsel an. Vorzeigefigur Ralf Schumann (50) wird nach seinen siebten Sommerspielen genauso seine olympische Karriere beenden wie Sonja Pfeilschifter (41), die vor und während der Sommerspiele im Dauerclinch mit dem Deutschen Schützenbund (DSB) gelegen hatte.

Zudem gehen die Bundestrainer Peter Kraneis (Pistole) und Wilhelm Metelmann (Wurfscheibe) in nächster Zeit in den Ruhestand.

„Keine Frage, die Bilanz ist sehr enttäuschend“, sagte Gabelmann der Nachrichtenagentur dapd: „Unser Ziel von fünf Medaillen war schon sehr ambitioniert, aber dass am Ende gar kein Podestplatz herausspringt, ist sehr bitter. Es ist genauso blöd gelaufen wie in Sydney.“ Nachdem am zweiten Tag die eingeplante Medaille von Christine Wenzel im Skeet um eine Scheibe verpasst worden sei, habe sich eine „negative Dynamik“ wie bei Olympia 2000 entwickelt.

Auch bei den Sommerspielen vor zwölf Jahren hatte es keine einzige Medaille für die deutschen Schützen gegeben. Beim bis dato schwächsten deutschen Olympia-Ergebnis der Geschichte war man immerhin 13-mal in den Finals der besten Acht vertreten gewesen – diesmal gelang das nur fünfmal. Zum Abschluss landete Maik Eckhardt (42) in der Königsdisziplin Dreistellungskampf auf Platz 21, Karsten Bindrich (39) verpasste das Finale um einen Treffer. Er will aber als einer der wenigen Schützenoldies „noch bis Rio 2016 weitermachen“.

„Die erfahrenen, älteren Athleten haben ihre Leistung nicht gebracht. Von ihnen hatten wir die Medaillen erwartet – aber sie haben nichts gerissen“, schimpfte Gabelmann. Deshalb werde man, wie schon nach Peking geschehen, einen Schnitt machen und in Zukunft auf jüngere Athleten sitzen. Alle Finalteilnahmen in London waren auf das Konto der nach 1980 geborenen Sportler gegangen. „Man muss sich zum Beispiel im Fall Pfeilschifter ja auch fragen, ob es Sinn macht, so unser Geld zu investieren. Das zieht sich seit 20 Jahren wie ein roter Faden durch. Sie ist fünfmal bei Olympia gestartet und hat ihre Chance jedes Mal nicht genutzt“, meinte der Sportdirektor.

Dieses Mal hatte die eigenwillige Abonnement-Weltmeisterin zudem negative Stimmung ins deutsche Team gebracht. Zu ihrem Unmut war sie im Luftgewehr, traditionell immer die erste Medaillenentscheidung bei Sommerspielen, nach viermaligem Versagen seit Atlanta 1996 diesmal nicht nominiert worden. Zu Recht: Bei ihrem einzigen Auftritt im Dreistellungskampf enttäuschte sie später als 19. restlos. „Der Streit in Sachen Pfeilschifter hat das Team beschäftigt und sie blockiert“, sagte Gabelmann: „Generell muss man natürlich hinterfragen, warum unsere Leistungsträger bei Olympia nicht topfit waren.“

Das können bald zwei neue Cheftrainer machen. Kraneis und Metelmann erreichen die Altersgrenze, die Posten werden im Frühjahr 2013 neu ausgeschrieben. Nach dem Debakel wird es weniger Fördergelder für den Deutschen Schützenbund (DSB) geben, der so schnell wie möglich die nötigen Konsequenzen mit Blick auf Olympia 2016 ziehen will. Gabelmann: „In Rio müssen wir wieder vorn dabei sein. Ohne Wenn und Aber.“