Neuburg
Kondome beim Friseur kaufen

Zum Welt-Aids-Tag arbeiten Friseure und Gesundheitsamt zusammen

28.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:06 Uhr

Friseure gegen Aids: Mathilde Bauer und Bernhard Schmid vom Gesundheitsamt klären dieses Jahr gemeinsam mit Friseuren aus der Region über Aids auf, darunter Elisabeth Ingenpass, Walter Binknus (von links) und Silvia Artner (sitzend) - Foto: clm

Neuburg (clm) Früher, als in den Regalen der Drogeriemärkte noch keine Kondome standen, wandten sich die Leute heimlich an einen Friseur ihres Vertrauens. „Da hieß es dann öfter: ,Hans, hast was da’“, erinnert sich Walter Binknus, Mitglied der Friseurinnung des Landkreises.

Sein Vater Hans besaß einen Friseursalon auf dem Land, Binknus selbst konnte daher während seiner Kindheit die Sitten der Kundschaft beobachten: „Der eine hat öfter etwas gekauft, war quasi Stammkunde. Der andere halt nicht so häufig.“ Inzwischen gehört Binknus selbst ein Friseurladen in der Stadt. Kondome verkauft er dort allerdings nicht mehr.



Auf diese vergessene Tradition besann sich Mathilde Bauer, Sozialpädagogin beim Gesundheitsamt Neuburg-Schrobenhausen: Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember stellte sie kurzerhand eine Kooperation mit der Friseurinnung auf die Beine. In zwölf Salons im Landkreis dreht sich daher in dieser Woche alles um die Themen Aids und Vorhütung. Infobroschüren, Kontaktadressen und kleine Werbepräsente liegen in den Läden aus.

„Früher hatten die Leute nach einem One-Night-Stand eher die Angst, dass die Frau schwanger ist“, berichtet Bauer. „Jetzt fürchten sie sich mehr vor Krankheiten, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden.“ Die Sozialpädagogin und Bernhard Schmid, Leiter des Gesundheitsamtes, hoffen daher auf großen Erfolg dieses 33. Welt-Aids-Tages. „Wir wollen durch diese ungewöhnliche Idee das Thema wieder aus der Schublade holen“, erklärt Schmid. Schließlich gebe es auch im Landkreis mit dem HI-Virus infizierte Personen. „Und die Friseure waren doch eigentlich die Pioniere der Vorbeugung.“ Organisatorin Bauer sieht nicht nur die Ungewöhnlichkeit der Aktion. „Es wird so viel Spots für Anti-Aids-Spots ausgegeben“, sagt sie. „Mit unserer Aktion erreichen wir die breite Masse ohne ein riesiges Budget.“

Elisabeth Ingenpass bekam den heimlichen Handel mit den Verhütungsmitteln während ihrer Lehrzeit noch mit: „Mein Chef hatte immer welche unter der Ladentheke.“ Allerdings nur im Männersalon. Dass auch einmal Frauen Kondome gekauft hätten, daran kann sich die Friseurin nicht erinnern. „Die Männer haben das dann eigentlich schon geplant und sich immer den nötigen Vorrat mitgenommen – bis zum nächsten Friseurbesuch eben.“

Die Friseure zeigen sich von der Idee begeistert. „Ich war sofort dabei“, sagt Silvia Artner. Sie besitzt einen Salon in Sinning. „Wir wollen das Thema direkt ansprechen, vor allem, wenn wir junge Kundschaft haben.“ Aufklärung hält sie für eine gute und wichtige Sache.

Die Aids-Aufklärung beim Friseur läuft noch bis Samstag, 3. Dezember. Wenn die Aktion mit den Friseursalons dieses Jahr gut läuft, möchte Organisatorin Bauer die Veranstaltung zum Welt-Aids-Tag 2012 vielleicht wiederholen: „Eventuell sogar noch größer!“