Was macht EIGENTLICH?
Kompromissloser Tennis-Rüpel

25.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:32 Uhr
  −Foto: imago stock&people

Die Tenniswelt spricht heute vor allem über den unglaublichen Roger Federer, der mit 36 Jahren noch Weltspitze ist.

Dabei gab es mit Jimmy Connors schon einmal einen Tennisspieler, der sogar im Alter von 39 Jahren noch ein Grand-Slam-Halbfinale erreichte und erst mit 43 seine aktive Karriere auf der Profi-Tour beendete. Und der US-Amerikaner, der acht Grand-Slam-Titel gewann und 268 Wochen die Weltrangliste anführte, liegt in einer Statistik sogar noch vor Federer: Connors feierte in seinen 25 Profi-Jahren 109 Turniersiege, Federer bisher 103.

Würde der heute 67-jährige Linkshänder Connors, der sich vor allem in den 1970er und 1980er Jahren epische Duelle mit John McEnroe, Björn Borg und Ivan Lendl lieferte, in der Neuzeit mitmischen, wäre Federer wohl nicht nach seinem Geschmack: zu ruhig, zu beherrscht, zu sehr Gentleman.

Connors war als Spieler ein rücksichtsloser Rüpel, der alles für den Erfolg tat. Seine Wut und seine Psychotricks offenbarte er einst in seinem Buch "Der Outsider". "Ich habe meine Seele auf dem Platz gelassen, die emotionale Intensität war enorm. Ich habe gegen meinen Gegner gekämpft, ich habe protestiert gegen Schieds- und Linienrichter, ich habe meine Rechte eingefordert. Diese Bedingungslosigkeit gibt es heute nicht mehr", sagte der US-Amerikaner über seine Zeit.

Obszöne Gesten, Schimpftiraden, Streitlust waren das eine, aber Connors war auch ein bewundernswerter Kämpfer. 1991 lag er gegen den 14 Jahre jüngeren Patrick McEnroe bei den US Open mit 0:2 Sätzen und 0:3, 0:40 im dritten Durchgang zurück - und gewann noch. Am Ende kam Connors bis ins Halbfinale.

Auch abseits des Platzes sorgte Connors für Aufsehen. 1974 kündigte er an, Chris Evert, die damalige Nummer eins im Damen-Tennis, heiraten zu wollen. Doch die Hochzeit platzte. 1979 ehelichte Connors das Playboy-Model Patti McGuire, mit der er zwei gemeinsame Kinder hat, Sohn Brett und Tochter Aubree Leigh.

Für eine zweite Karriere als Trainer reichte es allerdings nicht. Zwar pushte er seinen spielerisch limitierten Landsmann Andy Roddick ins US-Open-Finale 2006, doch daran schlossen sich nicht die erhofften Erfolge an. Im März 2008 endete die Zusammenarbeit. Auch das 2013 verkündete Engagement mit Maria Scharapowa war nur von kurzer Dauer - die Russin trennte sich bereits nach einem Spiel von ihm. Gottfried Sterner

Raus aus dem Rampenlicht - und dann? Jede Woche erinnern wir in dieser Serie an eine ehemalige Sportlegende und berichten über deren Leben nach der Karriere.

Foto: Imago Images