Eichstätt
Kommunion ohne Kontakt

Ein seltsames Gefühl: Dompfarrei feiert die erste Sonntagsmesse in Corona-Zeiten

10.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:23 Uhr
  −Foto: Chloupek

Eichstätt - Ein Wechselbad der Gefühle und Empfindungen durchlebten jene Gläubigen, die den ersten Sonntagsgottesdienst der Eichstätter Dompfarrei seit Beginn der Corona-Krise mitgefeiert haben.

Schon vor dem stattlichen Portal der Schutzengelkirche - der Dom ist bekanntlich wegen der Generalsanierung die nächsten zwei Jahre gesperrt - hieß es: Bitte Masken auf!

Der gewohnte Griff zum Weihwasserkessel geht ins Leere. Stattdessen steht direkt am Eingang ein Tisch mit Desinfektionsmittel bereit - verpflichtend für alle, die die Messe mitfeiern wollten - und auch einigen Masken, falls es Gottesdienstbesucher geben sollte, die ihre persönliche Schutzmaske vergessen hätten. Das ist aber nicht der Fall.

Auch die Sorge, dass der Platz angesichts der strikten Abstandsregeln nicht für alle reichen würde, erweist sich als unbegründet. Denn dort, wo sich ansonsten zur Sonntagsmesse gut 300 bis 400 Menschen zusammenfinden und Platz für über 600 Gläubige wäre, verteilen sich diesmal nur knapp zwei Dutzend Gläubige.

Damit geht der Corona-Sitzplan auf, der vorsieht, dass in jeder Bank nur eine Person beziehungsweise nur eine Familie oder Hausgemeinschaft Platz finden soll - das Ganze auch noch versetzt, einmal links, einmal rechts, so dass der Abstand zum Vorder- oder Hintermann zwei Bankreihen und damit sicher die vorgeschriebenen zwei Meter beträgt. Pfarrgemeinderatsvorsitzende Sonja Lang und einige Ehrenamtliche stehen als ausgewiesene Ordner bereit, um bei Bedarf Hilfestellung zu leisten.

Domkapellmeister Manfred Faig übernimmt als Kantor einen Großteil des liturgischen Gesangs, gemeinsam gesungen wird höchstens ein kurzer Kehrvers - wobei die Gläubigen auch dabei ihre Masken selbstverständlich aufbehalten und ihr eigenes Gotteslob zur Hand haben müssen.

Ja, es sei wirklich eine seltsame Zeit, bestätigt Sonja Lang am Rande: "Aber wir müssen halt damit zurechtkommen, wie es ist. " Kann denn angesichts solcher Sicherheitsvorkehrungen überhaupt Andacht aufkommen? Doch, im Gespräch mit einigen Gläubigen wird durchaus deutlich, dass das geht - trotz aller Unsicherheit und Sorge. So erleben zum Beispiel Maria und Martin Groos die Zeit durchaus auch als Vertiefung des Glaubens und Rückbesinnung auf das Wesentliche der Liturgie jenseits des Gewohnten.

Dompfarrer Josef Blomenhofer findet in seiner Begrüßung und Predigt genau die richtigen Worte in Herz und Gemüt der Anwesenden: Jetzt gelte es, im Glauben festzustehen und sich darin neu zu verankern. Seit zwei Monaten werde den Menschen nun bewusst, dass ihr selbstbestimmtes Leben, wie sie es kannten, keineswegs selbstverständlich sei. "Unser selbstbestimmtes Leben wurde uns aus der Hand genommen", sagt Blomenhofer. Er lässt keinen Zweifel daran, dass die Distanzierungsmaßnahmen zur Eindämmung der Infektionsgefahr richtig und wichtig sind. Die aktuellen leichten Öffnungen seien sehnsüchtig erwartet und erhofft worden. Die strikten Auflagen seien dabei jedoch nötig, um das Erreichte nicht aufs Spiel zu setzen und eine zweite Infektionswelle zu riskieren. In diesen Tagen gehe es darum, wie es auch im Sonntagsevangelium heißt, "das Herz nicht verwirren" zu lassen. Blomenhofer ermuntert die Gläubigen, nicht in Angst zu erstarren. In den vergangenen Jahrzehnten sei der Fokus immer mehr auf die Sonntagsmesse gelegt gewesen. Dabei sei das zwar der "Gipfel" der Liturgie, die Basis des Glaubens sei aber das persönliche Gebet, auch das gelegentliche "Stoßgebet zum Himmel" angesichts großer Not, wie Blomenhofer ergänzt. Wer jetzt die Chance nutze, in dieser besonderen Zeit zum persönlichen Kontakt mit Gott zu finden, der könne daraus Hoffnung, Kraft und Zuversicht schöpfen und sich im Gebet von Gott stärken lassen.

Tatsächlich scheint es, dass der physische Besuch des Sonntagsgottesdienstes einige Gläubige durchaus Überwindung gekostet hat. Für sie und jene, die, etwa weil sie zur Risikogruppe gehören, das Haus nicht verlassen, gilt weiterhin die von Bischof Gregor Maria Hanke erteilte Dispens.

Kommunionfeier in Corona-Zeiten fühlt sich ebemfalls sehr seltsam an. Dompfarrer Josef Blomenhofer und Diakon Anselm Blumberg binden sich dazu Mundschutz um, desinfizieren ihre Hände, ziehen Einweghandschuhe an und bitten jene, die die Kommunion empfangen wollen, aufzustehen, aber am Platz zu bleiben.

Etwa die Hälfte bleibt sitzen und will erst einmal sehen, wie die Verteilung vor sich geht. Darunter auch der 90-jährige Bernhard Sutor. Er will nichts riskieren, stellt aber nach dem Schlusssegen fest, dass das schon alles sehr durchdacht und sicher gewirkt habe.

Er drückt den ganzen Zwiespalt der Messbesucher aus: "Endlich wieder Gottesdienst! Aber es war doch auch sehr bedrückend zwischendurch. "

EK