Kommentar zu Julian Nagelsmanns Wechsel zum FCB: Der Wunschtrainer im Anflug

Von Christian Rehberger

27.04.2021 | Stand 12.05.2021, 3:34 Uhr
  −Foto: ---/RB Leipzig/dpa

Ein Bayer für die Bayern.

 

So gesehen war es vielleicht vorherbestimmt, dass der Landsberger Julian Nagelsmann irgendwann zum Traumklub seiner Jugend wechseln wird. Im zarten Traineralter von 33 Jahren nun schon - und mit einer Rekordablöse für einen Übungsleiter verbunden. Mehr als 20 Millionen Euro sollen aus München zu RB Leipzig fließen, wo der international erfahrene und überall hoch geschätzte Nagelsmann noch bis 2023 gebunden war. Solche Summen für einen Trainer sind Neuland und lassen aufhorchen. Letztlich ist es aber überfällig, dass in dem Millionenspiel Fußball ein Chefcoach als wichtigster Mann auf dem Rasen eines Klubs entsprechende Wertschätzung auch in finanzieller Hinsicht erfährt.

Für fünf Jahre hat sich Nagelsmann gebunden, ungewöhnlich lange in der Branche. Einerseits war das sein Wunsch, entsprechende Sicherheit im herausfordernden Münchner Umfeld zu haben. Andererseits hat der FC Bayern großes Interesse daran, dass sich die Rekord-Investition langfristig bezahlt macht und schützt sie und sich damit. Zudem folgt an den Rest Fußball-Deutschlands das klare Signal: Der Branchenprimus bekommt, wen er will, und hat schnell wieder das Heft des Handelns in der Hand. Das hatte ihm der scheidende Trainer Hansi Flick kurzzeitig entrissen.

Dabei muss es sich die Vereinsspitze durch den Machtkampf zwischen Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Flick selbst zuschreiben, dass die Bayern mitten in der Corona-Krise so viel Geld für ihren Wunschkandidaten lockermachen müssen; da Flick entnervt um Vertragsauflösung bat und nun bestimmt als Bundestrainer beim DFB anheuert - als perfekter Nachfolger für Joachim Löw.

Kompetenzrangeleien sind mit Nagelsmann kaum zu erwarten. Er sieht sich weniger als Teammanager denn als Trainer, der den vorhandenen Spielerkader entwickelt, und ist auch schlau genug, nicht gleich mit Forderungen nach Top-Stars vorzupreschen. Insofern wird auch hier klar, warum der talentierte Bayer ein Wunschtrainer des FC Bayern ist. Selbstsichere Entscheider haben die Münchner zur Genüge im Vorstand.