Kommentar
Kommentar: Lockerheit ist größter Trumpf

29.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:15 Uhr
Alexander Zverev erreichte das Halbfinale bei den Australian Open. −Foto: Dave Hunt/AAP/dpa

Zweimal Viertelfinale bei den French Open - das war bislang das höchste der Gefühle für Alexander Zverev bei einem Grand-Slam-Turnier.

Nun gehört der ehrgeizige 22-Jährige zu den vier verbliebenen Tennisprofis bei den Australian Open - endlich, möchte man angesichts seines außergewöhnlichen Talents ausrufen. Bislang war der Hamburger bei den vier wichtigsten Veranstaltungen im Tennisjahr immer recht früh gescheitert. An der Erwartungshaltung, an seiner Ungeduld und vor allem an den eigenen Nerven.

In diesen Tagen ist das anders: Zverev, der kurz vor Turnierbeginn beim ATP-Cup komplett enttäuscht hatte, überzeugt in Melbourne mit äußerst stabilen Vorstellungen. Der zum Jähzorn neigende Zverev behielt auch die Ruhe, als er im Viertelfinale gegen den Schweizer Stan Wawrinka seinen ersten Satz des gesamten Turniers abgeben musste - in der Vergangenheit hatte ihn derlei häufig aus dem Konzept gebracht.

Der vielleicht wichtigste Erfolgsfaktor ist allerdings ein anderer: Zverevs neue Lockerheit. Aufgrund der mauen Vorleistungen hatte niemand Großtaten erwartet - ähnlich wie vor der ATP-WM 2018, die Zverev überraschend gewann. Und auch "Sascha" selbst hat sich verändert: "Ich habe es vielleicht zu sehr gewollt. Ich habe das diese Woche etwas verändert. Ich bin relaxter. Ich mache viel mehr Dinge außerhalb des Platzes", sagte er nach dem Sieg über Wawrinka. Wenn sich Zverev diese Lockerheit bewahrt, war dieser Halbfinaleinzug garantiert nicht sein letzter bei einem Grand-Slam-Turnier.

Alexander Petri