Kommentar: Landratsamt hat seine Aufgaben nicht erfüllt

Von Severin Straßer

12.11.2020 | Stand 02.12.2020, 10:09 Uhr
Teströhrchen für den Covid-19 Test liegen auf einem Tisch an einer Corona-Teststelle. −Foto: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Offensichtlich erfüllt das Pfaffenhofener Gesundheitsamt seine Aufgaben nicht. Ganz klar, die Nachverfolgung von Kontaktpersonen Coronainfizierter steht im Vordergrund; nur wenn die konsequent in Quarantäne geschickt werden, gibt es eine Chance, Infektionsketten zu durchbrechen - hoffentlich ist die Behörde da gründlicher als beim Übermitteln der Infektionszahlen an die offiziellen Stellen.

Denn die Statistik ist ebenso wichtig. Zu gierig schauen die Deutschen auf die Infektionszahlen, Inzidenzen und R-Werte. Jeder neue Rekordwert ist eine Eilmeldung wert. Und die Zahlen sind sogar Richtschnur für Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Und das, obwohl die Daten des Robert-Koch-Instituts offenbar mit größter Vorsicht zu genießen sind, gerade was die Neuinfektionen von einem Tag auf den anderen angeht. Diesen Schluss legen zumindest die Versäumnisse in Pfaffenhofen nahe. Wenn jedes Gesundheitsamt derart schludrig mit der Eingabe der Daten umgehen würde wie das Pfaffenhofener, könnte man sich die Daten komplett verreiben. 64 Coronafälle war das Gesundheitsamt Anfang der Woche im Rückstand. 64 Fälle, die alleine aus dem Landkreis Pfaffenhofen vorläufig nicht in der Statistik gelandet sind, obwohl sie eigentlich in den Erhebungszeitraum gehören. In Deutschland gibt es 294 Landkreise und 107 Kreisfreie Städte. Über 400 Gesundheitsämter geben also Daten an das RKI weiter. Wenn jetzt an einem Tag alle Ämter so mit ihren Daten umgegangen wären wie das Pfaffenhofener, wären das über 24000 Infizierte mehr, die in der Statistik auftauchen müssten. Der bisherige Rekordwert bei den Neuinfektionen pro Tag liegt laut RKI bei 23399 Fällen. Das nur zum Vergleich. Im Angesicht solcher Zahlen ist es Hohn, wenn die Verantwortlichen des Landratsamt Angebote zur Unterstützung wie das des Reiseunternehmens Stanglmeier ausschlagen. Zu wenig Platz oder Probleme beim Anlernen sind da schwache Argumente.

PK