Kommentar: Flick wurde vergrault

18.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:02 Uhr
Servus Säbener Straße: Trainer Hansi Flicks Zeit beim FC Bayern geht dem Ende entgegen. −Foto: dpa

Vor dem 3:2 des FC Bayern beim VfL Wolfsburg hatte Hansi Flick noch gemauert. Nach der Partie machte er klar: „Ich möchte gerne am Ende der Saison aus meinem Vertrag raus.“ Der Zeitpunkt überrascht, der Schritt nicht. Zunächst war Flick von seinen Bossen nur genervt. Nun hat der Trainer die Faxen dicke und wählt den Zeitpunkt seines Abschieds selbst. Er wurde vergrault.

Größter Streitpunkt ist die Zusammenstellung des Teams. Trotz der hohen Belastung rotiert Flick kaum, kritisiert, die Mannschaft sei „nicht so stark wie vergangene Spielzeit“ und setzt den Großteil der Neuzugänge demonstrativ auf die Bank. Verantwortlich für die Kaderplanung ist der Mann, den Flick bei seinem Dank an den Klub bewusst aussparte: Sportvorstand Hasan Salihamidzic.

Flick bevorzugt klare Schnitte

Dieser brüskierte den 56-Jährigen auch durch Lobeshymnen auf Leipzig-Coach Julian Nagelsmann. Salihamidzic trieb die  Ausbootung des wiedererstarkten Jérôme Boateng voran, den Flick unbedingt halten wollte. Die oberste Chefetage – abgesehen von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, der aber zum Jahresende aufhört –, ließ die Rückendeckung für ihn vermissen. Bereits die Abschiede als DFB-Sportdirektor (2017) und Geschäftsführer der TSG Hoffenheim (2018) haben gezeigt, dass Flick bei unlösbaren Machtkämpfen einen klaren Schnitt bevorzugt. So auch hier.

Nun sei seine „Zukunft überhaupt nicht klar“, wie er sagt, allerdings ist der Weg vorgezeichnet und der Bundestrainerjob nach der EM eine einmalige Chance. Die Münchner sind nach Flicks Auftritt nun unter Druck. Sie werden ihn trotz Kontrakts bis 2023 nicht gegen seinen Willen halten können. Die Nachfolger-Suche muss sofort beginnen. 

Flicks Nachfolger wird es schwer haben

Weil der Kurpfälzer bei Spielern und Fans sehr beliebt ist und Titel ohne Ende holte, hinterlässt er riesige Fußstapfen. Der neue Mann an der Seitenlinie muss auch wissen, dass nicht einmal die titelreichste Saison der Vereinsgeschichte die Klubbosse daran gehindert hat, mit Flick den Vater des Erfolgs zu verprellen. Wer soll es diesen Chefs recht machen? 

Florian Wittmann