Mit dem 3:2-Sieg beim FC Sevilla und der stärksten Leistung seit langer Zeit hat Borussia Dortmund das Tor zum Viertelfinale der Champions League weit aufgestoßen.
Doch so grotesk das nun Folgende vielleicht klingen mag: Die große Prüfung wartet erst am kommenden Samstag gegen den FC Schalke 04, den Tabellenletzten der Bundesliga.
Diskrepanzen zwischen den internationalen und nationalen Vorstellungen gab es beim BVB in den vergangenen Jahren immer wieder, aber nicht so massiv wie in dieser Saison. Dortmund wirkt in der Liga oft bemerkenswert lustlos und unkonzentriert. Bittere Bilanz: Die Qualifikation zur Champions League wackelt bedenklich, was kaum zu begreifen ist, wenn man Leistungen wie am Mittwoch in Andalusien sieht.
Auf Twitter kommentierte ein Nutzer gewitzt und treffend: "Diese Mannschaft macht mich einfach komplett irre. Gegen Barfuß Bethlehem über die eigenen Füße stolpern und hier in Sevilla so eine erste Halbzeit hinlegen. " Tatsächlich: Die Dortmunder Lethargie der vergangenen Wochen war wie verflogen, eine von Trainer Edin Terzic auf nur drei Positionen veränderte Elf zeichnete sich plötzlich auch durch Zweikampfstärke und Mentalität aus.
Nicht sonderlich ins Gewicht fiel in Sevilla die chronische Standardschwäche, wie etwa beim 2:3-Anschlusstreffer durch Luuk de Jong. Am Samstag ist sie neben der Einsatzbereitschaft der einzige Trumpf des Gegners Schalke. Das 98. Bundesliga-Duell der Erzrivalen verspricht Spannung und bietet für den BVB Chance und Risiko.
Ein Sieg nährt den Dortmunder Glauben an die Champions-League-Qualifikation, eine Niederlage schürt den angestauten Frust von Verantwortlichen, Profis und Fans. Pleiten gegen S04 stehen zwar per se auf dem schwarz-gelben Index. Doch weil in der Bundesliga die Europapokalränge umworben wie selten sind, ist in diesem Derby die Fallhöhe für den BVB groß wie nie.
Florian Wittmann
