"Koexistenz ist nicht möglich"

09.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:13 Uhr

Andrea Dornisch und Jürgen Melzer (von links) übergeben Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein die gesammelten Unterschriften. - Foto: kx

Roth/Hilpoltstein (HK) 1300 Unterschriften hat das Bündnis für einen gentechnikfreien Landkreis Roth/Schwabach beim Neujahrsempfang im Amt für Landwirtschaft in Roth an den bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein übergeben.

Die Unterschriften wurden von dem Bündnis zu verschiedensten Anlässen gesammelt und die Resonanz der Aktion bestätigt, dass der überwiegende Teil der Bürger genveränderte Lebensmittel ablehnt. Die CSU im Landkreis Roth und im Besonderen die CSU Kammerstein unterstützen das Bestreben des Bündnisses, die Agrogentechnik zu stoppen und eine gentechnikfreie Landwirtschaft und gentechnikfreie Lebensmittel zu bewahren.

Erneuten Anlass zur Sorge bereitet den Bündnismitgliedern folgende Nachricht: "Kuh-Patent soll Bauern melken": Was sich zunächst vielleicht spaßig anhört, ist bitterer Ernst. Bereits im Januar 2007 erteilte das Europäische Patentamt in München ein Patent auf Kühe (EP1330552), bei dem mit Hilfe eines molekularbiologischen Verfahrens Gene lediglich "entdeckt" wurden, die für bestimmte Zuchtmerkmale stehen. Eine gentechnische Manipulation fand nicht statt.

Schon in nächster Zukunft könnte laut Andrea Dornisch vom Bündnis den Züchtern blühen, dass sie für ihre Kühe, die sie schon immer im Stall stehen haben, Lizenzgebühren zahlen müssen. Und jedes Mal, wenn eine Kuh gebärt, ist es eine Patentverletzung, für die die Bauern an die Konzerne zahlen müssen.

Fatal werde es, wenn man weiterdenkt, so Dormisch: Durch die Lizenzgebühren erwirbt der Landwirt nur die Erlaubnis ein Tier zu halten. Als Patentinhaber sei der Konzern Eigentümer des Tieres. Er könne somit festlegen, dass die Tiere nur mit genverändertem Futter ernährt werden. Somit bekomme der Verbraucher durch die Tierpatentierung unausweichlich die Gennahrung. Jeder Verarbeiter, wie Molkereien oder Metzger, unterliege den Anordnungen des Patentinhabers.

Strategische Güter

Es gehe dabei nicht um Verbesserungen, sondern allein um die Patentierbarkeit und den Machtgewinn über die gesamte Menschheit. Sowohl beim Öl als auch bei Nahrungsmitteln handele es sich um strategische Güter. "Wer die Nahrung kontrolliert, kann ganze Bevölkerungsschichten regulieren. Patente sollen dazu dienen, einen unerschöpflichen Geldhahn sprudeln zu lassen. Umwelt- und Gesundheitsschäden interessieren niemanden", warnt das Bündnis für einen gentechnikfreien Landkreis.

So lautete denn auch die Bitte an Ministerpräsident Günther Beckstein, Verantwortung zu übernehmen für den Erhalt der Schöpfung und für eine Welt, in der die Landwirte frei und unabhängig von den Konzernen arbeiten können und die Kinder noch genetisch unveränderte Grundnahrungsmittel zur Verfügung haben, denn: "Koexistenz ist nicht möglich"