Kösching
Köschinger Hallenbad feiert 50. Geburtstag

Mit der Anlage auf dem Köschinger Weidhausberg zur "heimlichen Hauptstadt des Landkreises"

27.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:29 Uhr
Otto Frühmorgen
Bei der Eröffnung des Hallenbads im Januar 1972 tummelten sich Schulkinder im Wasser. Jetzt steht die Schwimmhalle nach 50 Jahren kurz vor dem Abbruch - an der Wand die von Knut Schnurer gestalteten Kacheln. −Foto: Frühmorgen/Repro

Kösching - Vor 50 Jahren, am 28. Januar 1972, ist das Hallenbad auf dem Weidhausberg eröffnet worden. Damit hatte sich für viele Köschinger ein Traum erfüllt: Sie bekamen das erste Hallenbad im damaligen Landkreis Ingolstadt.

Die Einweihung nahm Pfarrer Fritz Brechenmacher vor - in Anwesenheit vieler Gäste. So begrüßte Bürgermeister Karl Dollinger Landrat Adolf Fink, den Altbürgermeister Simon Diepold, die Bürgermeister der Nachbargemeinden, Architekt Othmar Lehner aus München und die örtlichen Schulleitungen.

In seiner Ansprache nannte Pfarrer Brechenmacher das Bad ein Zeichen echter Zusammenarbeit und Brüderlichkeit. Landrat Fink beglückwünschte die "heimliche Hauptstadt des Landkreises", die mit der neuen Einrichtung als zentraler Ort weiter an Bedeutung gewinne. Architekt Lehner übergab für den Aufbau einer Wasserwacht einen Scheck. Rektor Rudolf Winterstein richtete Dankesworte an Bürgermeister und Gemeinderäte im Namen der 800 Köschinger Schulkinder. Schon am 19. November 1971 hatte Bürgermeister Dollinger die Gemeinderäte und die neunten Klassen zu einem ersten Sprung ins neue Becken eingeladen. In den folgenden Wochen hatten bereits 20000 Besucher das Hallenbad erleben dürfen.

Ein halbes Jahr später waren die Außenanlagen fertig. Darüber schrieb Winterstein am 1. Juli 1972 im DONAUKURIER: "Am Sonntag war Premiere, das Nichtschwimmerbecken mit Rutschbahn wurde für den Badebetrieb freigegeben. Das herrliche Sommerwetter gestattete es, im Hallenbad die großen Schiebefenster auf der Südostfront zu öffnen. Auf der Terrasse haben viele Liegestühle Platz. Von diesem Platz aus bietet sich auch ein weiter Rundblick, bei schönem Wetter sogar bis zur Zugspitze."

Seit der Eröffnung des Hallenfreibads vor 50 Jahren haben über drei Millionen Badegäste die Anlage auf dem Waidhausberg besucht. Viele Kinder lernten bei den Kursen der Wasserwacht das Schwimmen, wie es sich schon vor über 93 Jahren Bürgermeister Diepold wünschte. An manchen heißen Sommertagen tummelten sich über 2000 Badegäste im Köschinger Freibad. Im August 2002 feierte die Marktgemeinde das 30-jährige Bestehen der Freizeitanlage.

Seit Jahren wurde jedoch über das wachsende Defizit der kommunalen Einrichtung diskutiert. Als ein Privatisierungsversuch im Jahr 2001 scheiterte, beschloss der Gemeinderat die Bildung eines Bäderausschusses, der sich mit der Zukunft des Hallenfreibads beschäftigte. In den folgenden Jahren wurden Vertreter von Fachfirmen und Architekturbüros eingeladen, die den Marktgemeinderat über Möglichkeiten zur Sanierung informierten. Eine Realisierung schien greifbar nahe zu sein. Als jedoch 2004 der größte Gewerbesteuerzahler des Marktes ankündigte, wesentlich weniger zu bezahlen und 1,8 Millionen Euro für das abgelaufene Jahr zurückzufordern, wurden alle Pläne gestoppt. Am 22. April 2004 beschloss der Gemeinderat bei einer Gegenstimme, einen Bürgerentscheid über die Zukunft des Hallenbads abzuhalten. Dabei stimmten 2060 Wahlberechtigte für den Weiterbetrieb, 1360 waren dagegen. Die Wahlbeteiligung betrug 56,58 Prozent. Damit war die Zukunft des Hallenfreibads festgeschrieben, aber die technische Ausstattung veraltete immer mehr.

Im Jahre 2014 gab der Gemeinderat eine Studie in Auftrag. Sie ergab, dass eine Sanierung der Schwimmhalle aus bautechnischen und wirtschaftlichen Gründen unsinnig sei, der Umkleidebereich aber sanierungsfähig wäre. Deshalb beschloss der Marktrat, die Planungen für die Bestandssanierung im laufenden Betrieb beziehungsweise den Neubau des Hallenbads auszuschreiben. Dabei entschied sich der Marktrat für einen Neubau des Hallenbades "an einem anderen Ort".

Viele waren überrascht, als Anfang Oktober 2015 die Wiedereröffnung des Hallenbads ausblieb. Der Grund dafür waren Risse in der Dachkonstruktion. Sauna und Freibad blieben geöffnet, aber im Sommer 2017 gelang es wegen technischer Mängel nicht, das große Schwimmbecken zugänglich zu machen. Schließlich genehmigte der Marktgemeinderat am 14. Dezember 2017 die Entwurfsplanung und stellte so die Weichen für die Neugestaltung des Hallenfreibads.

Die Eröffnung des neuen Bads am Berg fand am 24. Juli 2020 statt. Der Abbruch des alten Hallenbads hingegen ist seit Mitte Januar 2022 in vollem Gang. Damit verschwindet ein Symbol der Köschinger Badekultur.

DK

Otto Frühmorgen