Köschinger Doppelmord: Tiefes Zerwürfnis um Erziehungsfragen und baurechtliche Probleme

11.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:34 Uhr

Ingolstadt (DK) Im Prozess um den Köschinger Doppelmord hellt das Ingolstädter Schwurgericht die familiären Hintergründe weiter auf. In einer sehr ausführlichen Aussage hat eine enge Freundin der mutmaßlich vom eigenen Vater erschossenen Ehefrau heute Morgen die von ihr wahrgenommenen Vorkommnisse innerhalb der Köschinger Familie in den Jahren und Monaten vor der Bluttat geschildert.

Demnach sollen sich die Streitigkeiten zwischen der ermordeten Frau und ihrem Vater ursprünglich am jeweiligen Umgang mit einem Sohn der Tochter aus erster Ehe entzündet haben. Die Frau habe darunter gelitten, dass ihr Vater sich immer wieder in Erziehungsfragen eingemischt und ihre Autorität gegenüber dem seinerzeit offenbar schwer erziehbaren Jugendlichen untergraben habe. Selber habe sich der aus dem Kosovo stammende Vater hingegen als unantastbarer Familienpatriarch gesehen; seine Töchter soll er früher häufig geschlagen haben.
 
Eskaliert war der Familienstreit aber wohl letztlich über baurechtliche Probleme. Die Tochter und ihr zweiter  Ehemann, der dann ebenfalls erschossen wurde, hätten das vom Vater für sie neben seinem eigenen Wohnhaus errichtete Anwesen angeblich gerne verkauft, um woanders ihr eigenes Leben zu leben.

Wegen nicht eingehaltener Brandschutzauflagen und anderer Mängel sei dies aber nicht ohne Weiteres möglich gewesen. Die rechtlich verfahrene Situation beschäftigt das Eichstätter Landratsamt bis in diese Tage, wie der Leiter der Bauabteilung aus der Ingolstädter Filiale der Kreisverwaltung heute als Zeuge aussagte. Der Prozess wird am morgigen Dienstag fortgesetzt.