Kösching
Kösching damals, Kösching heute

Sonderausstellung des Geschichtsvereins "Der Markt verändert sein Gesicht" im Heimatmuseum eröffnet - mit durchaus kritischen Gedanken

27.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:39 Uhr
Mit Schwarz-Weiß- und Farbbildern dokumentiert die Ausstellung die Veränderung Köschings, wie Friedrich Lenhardt erläutert. −Foto: Frühmorgen

Kösching (frj) Als kultureller Beitrag zum 26. Bürgerfest hat der Köschinger Geschichtsverein eine Sonderausstellung im Heimatmuseum vorbereitet: Unter dem Titel "Kösching - Der Markt verändert sein Gesicht" dokumentiert sie in Bildpaaren und singulären Objekten große Veränderungen der vergangenen 100 Jahre.

Nun wurde die Ausstellung eröffnet.

Bürgermeisterin Andrea Ernhofer (SPD) wies darauf hin, dass der Titel "kein Thema der Geschichte, sondern der Gegenwart und der Zukunft ist". Deshalb sei bewusst das Präsens gewählt worden: "Ja, auch derzeit verändern wir uns, das sieht man schon an den Themen, die uns beschäftigen. " Sie nannte den Ausbau der Infrastruktur, die Sanierung der Schule und den Neubau des Bads.

Zu Beginn seines Festvortrags ging der Vorsitzende des Geschichtsvereins Friedrich Lenhardt ebenfalls auf den offiziellen Titel - sowie auf den Arbeitstitel "Köschinger Häusersterben" ein. Seiner Meinung nach sind beide Aussagen falsch, denn weder verändere der Markt sein Gesicht, noch stürben die Häuser: "Immer sind es die Menschen, die das Gesicht ihrer Heimat verändern, die Häuser einreißen lassen und neu bauen. "

Lenhardt erläuterte einzelne Phasen der Veränderungen, angefangen bei der Landwirtschaft. Ausgelöst durch die Flurbereinigung und Mechanisierung in den 1950er-Jahren seien alte Hofeinfahrten gefallen, dann starben Stadel und Stallgebäude mit der Aufgabe der Viehhaltung. Zu diesem Strukturwandel gehörte auch der Neubau der Wohnhäuser, verbunden mit dem Wunsch nach modernem Wohnen. Mit diesen normierten Mehrfamilienhäusern sei das Straßenbild verarmt. Mit der Phase der hochgepriesenen Aussiedlerhöfe wanderte die Landwirtschaft in den Außenbereich, wo sie heute schon wieder Wohnen und Gewerbe umschließen.

Ein weiterer "zerstörender" Aspekt sei der Verkehr vor allem durch das Automobil gewesen. Dazu seien grasbewachsene Böschungen verschwunden, ebenso vorspringende Bauten wie das Feuerwehrhaus, das alte Schießhaus und die Wasserreserve, um die Schulwege sicherer zu machen. Um dem ruhenden Verkehr Rechnung zu tragen, wurde der Marktplatz zu einer Asphaltfläche mit parkenden Autos. Dennoch trugen alle Regelungsversuche "den Keim des Scheiterns in sich", wie das heutige Parkplatzmanagement zeige.

Der Strukturwandel habe bei Handwerker- und Gewerbebauten nicht Halt gemacht. So seien alte Bräu- und Wirtshäuser an der Hauptachse bis auf eines verschwunden - das Ende wichtiger Patrizierhäuser. Danach gaben medizinische Dienstleister, Apotheken wie Praxen, eine hinreichende wirtschaftliche Basis zum Ersatz eindrucksvoller Ensembles durch unbefriedigende Bauprodukte.

Die Ausstellung wird heuer im Museum präsentiert, da das Gartenhaus wegen des Umbaus für eine Kindergartengruppe hergerichtet wird. Im Erdgeschoss werden die Veränderungen der Unteren Marktstraße dokumentiert, im ersten Stock die der Oberen Marktstraße. Die Ausstellungsmacher konnten auf eine große Sammlung alter Ansichten zurückgreifen. Darunter Postkarten von Soldaten im Ersten Weltkrieg oder eine Fotoserie von der Asphaltierung der Marktstraße 1938/39. Ein Großteil stammt aus einem Geschenk von Heiner Baumeister. Aus der Nachkriegszeit stehen künstlerische Ortsporträts von Walter Kleeberg zur Verfügung. Einige Bilder stellte die SPD bereit.

Viele Besucher waren beeindruckt von den Schwarz-Weiß- (früher) und Farbaufnahmen (heute) - auch wenn auf eine historische Beschreibung bewusst verzichtet wurde. Die Aussage liegt allein im Bild: "Entscheiden Sie selbst, an welchem Ort Sie selbst leben wollten, im farbigen oder im schwarz-weißen", betonte Lenhardt. "Erinnern Sie sich immer daran, dass nicht die Zeit das Ortsbild verändert, sondern die Menschen. "

Am Bürgerfestsonntag ist das Museum von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Anschließend können Interessierte die Ausstellung zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigen: mittwochs von 9 bis 12 Uhr, donnerstags und sonntags/feiertags von 14 bis 17 Uhr.