Altmannstein
"Könnten noch mehr zusammenarbeiten"

02.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:52 Uhr
Die JFG Schambachtal hat eine gute Entwicklung genommen, die Macher sind dennochn nicht wunschlos glücklich. −Foto: Wavebreakmedia (iStockphoto)

Altmannstein (DK) Licht und Schatten gibt es momentan bei der JFG Schambachtal. Insgesamt, das betonen der Vorsitzende Günther Seitz und Jugendleiter Bernhard Hunner, sei die Jugend-Fördergemeinschaft
eine Erfolgsgeschichte. Doch in einigen Punkten sehen beide noch jede Menge Luft nach oben.

Herr Seitz, Herr Hunner, bei der Jahresversammlung im vergangenen Herbst klang es so, als wäre die Stimmung bei der JFG Schambachtal aktuell nicht besonders rosig. Hatte sich da bei Ihnen etwas angestaut?

Günther Seitz: Angestaut würde ich nicht sagen. Aber im Jugendsport fehlt uns generell einfach ein bisschen die Unterstützung. Wir haben zum Beispiel jedes Jahr das gleiche Problem: Wir müssen ewig nach neuen Trainern suchen. Auch von den Stammvereinen fehlt uns als JFG die Unterstützung, das habe ich bei der Versammlung auch angesprochen. Die vier Stammvereine wollen fertige Spieler haben und die brauchen sie ja auch. Dafür haben wir vor neun Jahren die JFG schließlich gegründet. Leider waren bei der Jahresversammlung keine Leute da, denen wir das hätten sagen können, darum habe ich das alles einmal ein bisschen drastischer formuliert.

Hat es Reaktionen auf die Jahresversammlung gegeben?

Bernhard Hunner: Ja, hat es. Aber um das einmal deutlich zu machen: Insgesamt sind diese bisher neun Jahre JFG Schambachtal eine Erfolgsgeschichte. Nach der Versammlung haben mich Leute gefragt, ob es bei der JFG nicht mehr stimmt. Aber das ist nicht richtig. Richtig ist dagegen, dass wir eben immer auf der Suche nach neuen Trainern sind. Meistens fangen wir damit schon im März an, damit wir im Juli oder August genug Trainer haben. Oft fehlt am Ende genau eine Person und die dann zu finden ist manchmal anstrengend und auch nervig. Bei der Jahresversammlung ist dann natürlich einiges zusammengekommen, zum Beispiel, dass von zwei Stammvereinen überhaupt keiner da war. Das war etwas, was uns schon gestört hat.

Seitz: Ich möchte auch noch einmal betonen, dass die JFG insgesamt etwas Positives ist. Als wir sie gegründet haben, war keiner der Stammvereine mehr in der Lage, alleine von der D- bis zur A-Jugend Mannschaften zu stellen. Das ist jetzt der Fall, zum Teil haben wir pro Altersklasse sogar zwei oder drei Mannschaften. Es läuft also insgesamt gut.

Bei insgesamt rund 130 Spielern müsste der Kreis der potenziellen Kandidaten, die Verantwortung übernehmen könnten, eigentlich riesig sein. Gehen Sie aktiv auf bestimmte Personen zu?

Seitz: Ja, das müssen wir machen, sonst haben wir überhaupt keine Chance. Wir sprechen Väter oder auch aktive Spieler an. Was uns fehlt, sind ehemalige Spieler, die mit Mitte 30 aufgehört und vielleicht selber einmal Kreisklasse oder Kreisliga gespielt haben. Die könnten den Jungs noch mehr beibringen. Wir spielen immerhin immer wieder einmal in der Kreisliga. Daran sieht man, dass wir mit dieser JFG etwas bewirken und auch mit anderen mithalten können.

Wie ist der aktuelle Stand in Sachen Trainer?

Seitz: Die Saison geht noch bis Sommer, aber wir schauen im Frühling, wo die Mannschaften stehen und gehen auf die Spieler zu, dann sieht man schon, wie viele Teams es nächste Saison werden. Wenn das feststeht, dann beginnt auch gleich die Trainersuche. Einige machen das schon seit Jahren, aber es wäre natürlich schön, wenn man auch mal ein paar andere Kandidaten hätte. Es muss ja nicht einer alleine machen, wir hatten auch schon Teams, die von drei Leuten trainiert wurden.

Hunner: Wen man an dieser Stelle auch einmal hervorheben muss, das sind unsere Trainer, die das schon lange machen. Vor ihnen habe ich höchsten Respekt. Die sind engagiert von der ersten bis zur letzten Minute. Wir haben wirklich einige Top-Leute, ohne die könnten wir nicht bestehen. Da haben wir einen starken Stamm.

Die vier Stammvereine aus Altmannstein, Mindelstetten, Sandersdorf und Laimerstadt sind auf die JFG angewiesen und profitieren enorm von ihr, oder?

Seitz: Richtig. Deshalb wollen wir ja auch die Unterstützung der Stammvereine. Zum Beispiel könnten die Vorsitzenden und Abteilungsleiter gezielt auf mögliche Kandidaten für die JFG zugehen. Wir wissen bei manchen Vereinen gar nicht, wer da infrage kommt.

Wo hackt es Ihrer Meinung nach aktuell noch?

Seitz: Was uns regelmäßig bewegt ist, dass immer wieder Spieler während der Saison aufhören und nicht mehr zum Training kommen. Da möchte ich auch die Eltern ansprechen, die müssten da doch dahinter sein. Sie sollten doch froh sein, dass die Kinder Sport treiben können.

Die JFG ist auch auf Sponsoren angewiesen. Wie funktioniert das momentan?

Hunner: Das ist auch ein großes Thema, denn es wird immer schwieriger, Firmen anzusprechen, die zum Beispiel Trainingsanzüge sponsern könnten. Banken waren früher unsere ersten Ansprechpartner, doch auch da wird es immer schwerer, obwohl doch all diese Jugendlichen deren potenzielle spätere Kunden sind. Jedes Kind kann sich doch noch lange an seinen ersten Trainingsanzug erinnern.

Seitz: Man möchte sich ja nach den Spielen auch einmal zusammensetzen und sagen können: Jungs, heute gibt es noch Spezi und Currywurst. Das gehört ja auch dazu und fördert die Gemeinschaft. Aber irgendwo muss das Geld dafür herkommen. Da wäre es schön, wenn ein paar Firmen dem Ganzen ein bisschen mehr Zuspruch geben und mithelfen könnten.

Wie funktioniert die Finanzierung der JFG generell?

Hunner: Die Stammvereine beteiligen sich an der JFG prozentual, je nachdem, wie viele Kinder des jeweiligen Vereins bei uns aktiv sind. Das funktioniert auch.

Seitz: Ja, das klappt. Die Auslagen, die wir haben, zum Beispiel Schiedsrichterkosten, werden zusammengefasst und durch die vier Stammvereine geteilt. So haben wir das am Anfang beschlossen und da machen auch alle mit. Nur machen unsere Trainer in der JFG das alles ehrenamtlich. Wenn man aber hört, was unsere Stammvereine oder auch andere Vereine hier in der Region für einen Trainer ausgeben, dann ist das schon enorm.

Sie haben sich bei der Jahresversammlung bereiterklärt, Ihre Ämter noch einmal weiterzumachen. Eigentlich hatten Sie das nicht mehr vorgehabt, richtig?

Seitz: Ja. Ich hatte schon ein Jahr vorher angekündigt, dass ich aufhören möchte. Aber das Problem war, dass sich niemand gefunden hat, der sich dafür interessiert. Aber irgendwann ist nun einmal Schluss. In dieser Versammlung wäre aber ohnehin nichts anderes herausgekommen, diejenigen, die da waren, die hatten ja schon einen Job bei der JFG. Wir wollten aber nicht die Flinte ins Korn werfen und sagen, der Verein wird aufgelöst oder so etwas, das wäre ja tödlich für alle unsere Stammvereine.

JFG-Spieler werden immer wieder im Herrenbereich eingesetzt. Das klingt erst einmal wünschenswert. Wie ist das genau geregelt?

Hunner: Der Stammverein sollte den A-Jugend-Trainer der JFG ansprechen und fragen, ob man einen Spieler freistellen kann. Diese Absprache findet aber teilweise nicht statt. Wenn die Spieler einmal in einer ersten Mannschaft gespielt haben, dann wollen sie teilweise nicht mehr in die Jugend zurück. Da haben wir sagen müssen: Wir von der JFG haben da die Hand drauf und wir stellen die Spieler frei. Uns fehlt da manchmal auch ein wenig das Interesse der Trainer der ersten Mannschaften. Die sagen dann, sie brauchen einen Spieler, haben den aber vorher eventuell noch nie spielen sehen. Da müsste man sich vielleicht auch mal ein Spiel der A-Jugend ansehen.

Wie fällt also Ihr Gesamtfazit zum aktuellen Zustand der JFG Schambachtal aus?

Hunner: Bei fast allen Stammvereinen besteht inzwischen die Hälfte der Herrenmannschaften aus Spielern, die davor in der JFG aktiv waren. Darauf sind wir schon stolz. Es ist kein einfacher Weg, aber insgesamt ist das Ganze doch eine positive Sache.

Seitz: Das stimmt. Es könnte aber noch besser laufen, wenn wir alle noch mehr zusammenarbeiten würden.

Das Gespräch führte Philipp Zimmermann.

Die JFG Schambachtal

Die Jugend-Fördergemeinschaft Schambachtal ist ein Zusammenschluss der Fußballvereine TSV Altmannstein, FC Sandersdorf, FC Mindelstetten und FC Laimerstadt. Um eine durchgängige Jugendarbeit von der D- bis zur A-Jugend zu gewährleisten, schlossen sich 2009 zunächst die Vereine aus Sandersdorf, Mindelstetten und Altmannstein zusammen. 2013 stieß dann der FC Laimerstadt dazu. Aktuell sind in der JFG rund 130 Fußballer aktiv. Sie verteilen sich auf sieben Mannschaften: eine A-, eine B-, zwei C- und drei D-Jugend-Teams. Diese werden von 13 Trainern betreut. Viele Spieler kehren nach ihrer Zeit in der JFG in die Stammvereine zurück und werden wichtige Akteure der Herrenteams.

Kommentar

Dem Ehrenamt gehen die Freiwilligen aus. Dieses Phänomen unseres immer rasender werdenden Alltags bekommen auch die Sportvereine zu spüren. Wenn darunter die Jugendarbeit leidet, ist das besonders bedauerlich. Junge Menschen, die sich an der frischen Luft bewegen – einen besseren Zeitvertreib kann es für die Generation Smartphone gar nicht geben. Und auch die vier Kernvereine der JFG Schambachtal sollten ein ureigenes Interesse daran haben, dass diese Fußball-Förder-Gemeinschaft funktioniert, schließlich bildet sie das Fundament der späteren Herrenmannschaften aus. Sandersdorf, Laimerstadt, Altmannstein und Mindelstetten haben schließlich im Vergleich zu mancher Konkurrenz in der Region nicht die finanziellen Mittel, bei anderen Clubs zu wildern, sondern sind auf den eigenen Nachwuchs angewiesen. Da sollte ein bisschen mehr Wertschätzung für und Interesse an der Arbeit der JFG doch drin sein. Dank engagierter Macher wie Günther Seitz, Bernhard Hunner und den übrigen Vorstandsmitgliedern und Trainern bleiben Vereine wie die JFG Schambachtal zum Glück am Leben. Doch ewig wollen die Gründungsmitglieder nicht mehr in Amt und Würden sein, das haben sie durchklingen lassen. Für diejenigen, denen etwas an der Zukunft der JFG – und damit auch an der Zukunft des aktiven Herrenfußballs in den Orten – liegt, ist es jetzt an der Zeit, sich zu melden. Philipp Zimmermann