Eichstätt
"Können wir heute Handball spielen"

Der Trainer und Sportlehrer Sepp Vogel über die Auswirkungen des EM-Sieges auf die Region

01.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:15 Uhr

Mit Leidenschaft am Spielfeldrand: Sepp Vogel, der Trainer der DJK Eichstätt. ‹ŒArch - foto: Traub

Eichstätt (EK) Sport lebt von Emotion, von Begeisterung und der Lust, ebenfalls aktiv zu sein. Vor allem nach einem unerwarteten Titel wie dem der deutschen Nationalmannschaft bei der Handball-EM in Krakau. Wie aber wirkt sich der Triumph im Kleinen aus, profitiert auch der Handball in der Region? Der EICHSTÄTTER KURIER hat mit Sepp Vogel gesprochen.

Der 58-jährige Trainer der DJK Eichstätt hat schon viele überraschende Erfolge im überregionalen Sport mitverfolgt. Er hat auch in der Vergangenheit erlebt, ob in vergleichbaren Situationen die Euphorie auch bei den kleineren Vereinen und Mannschaften ankam.

 

Wo haben Sie das EM-Finale gesehen? Zuhause, oder haben Sie mit Ihrer Mannschaft gemeinsam ferngesehen?

Sepp Vogel: Die Mannschaft hat sich kurzfristig getroffen und das Finale gemeinsam im Bene-Heim in Eichstätt angeschaut. Ich habe es nur deshalb zu Hause angesehen, weil ich in Dollnstein wohne und nicht fahren wollte.

 

Gehen Sie davon aus, dass beim nächsten Training auch die Trainingsfaulsten vom Handball-Virus befallen sind und dabei sein werden?

Vogel: Klar, so ein Ereignis ist für jeden Handballer ein Motivationsschub. Ich gehe davon aus, dass alle dabei sein werden beim Training.

Hatten Sie darauf spekuliert, dass die Deutsche Mannschaft bis ins Finale kommen und dann auch noch gewinnen würde?

Vogel: Nein, damit konnte man wirklich nicht rechnen. Es gab Verletzungen, die Mannschaft wurde kurzfristig neu zusammengestellt. Das war schon eine Riesenüberraschung.

 

Glauben Sie, dass ein Titel wie dieser Auswirkungen auf den Handball in Deutschland haben wird?

Vogel: Mit Sicherheit. Die Parallelen zur WM 2007 sind durchaus vorhanden. Der Titel damals hat auch einen Aufschwung bewirkt. Sogar bei uns bei der DJK Eichstätt. Von den heutigen Führungsspielern meiner Mannschaft sind einige genau in der Zeit des damaligen Titelgewinnes zum Handball gekommen. Wenn ich daran denke, glaube ich, dass der regionale Handball durchaus profitieren kann vom EM-Titel.

 

Ist es nach solch einem Triumph also tatsächlich so, dass mehr Kinder und Jungendliche beim Training vorbeischauen?

Vogel: Ja, aber das setzt natürlich voraus, dass entsprechende Strukturen vorhanden sind. Wo es die heute noch nicht gibt, da verpufft dieser Effekt sehr schnell. Vieles hängt aber auch mit dem Schulsport zusammen. Gerade jetzt kommt auch bei mir im Sportunterricht die Frage auf, ob wir heute mal Handball spielen könnten.

 

Wie ist die Situation in der Region? Ist Handball auch in Nicht-EM-Zeiten für Kinder überhaupt noch ein Thema?

Vogel: Auf jeden Fall. Wir haben im Raum Eichstätt und Ingolstadt zwischen 250 und 300 Kinder in 15 Jugendmannschaften im Spielbetrieb. Dazu gibt es als Unterbau die Handball-Minis E und F. Insgesamt dürften also zwischen 400 und 500 Kinder im Bereich Ingolstadt und Eichstätt Handball spielen. Herausragend ist überraschenderweise der TSV Gaimersheim, der mindestens so viele Nachwuchsakteure im Spielbetrieb hat wie der MTV Ingolstadt.

 

Wie sieht es in Sachen Nachwuchs bei der DJK Eichstätt aus?

Vogel: Auch wir haben eine Mini-Truppe gegründet und bauen den Handball von unten her auf. Erfreulicherweise kann die Trainerin so gut mit den Kindern umgehen, dass wir einen guten Zulauf haben. Wir hätten momentan schon fast die Möglichkeit, die Mannschaft in zwei Gruppen zu teilen. Insgesamt dürften bei uns zwischen 60 und 70 Handballer regelmäßig zum Training kommen. Die Erwachsenen sind da bereits mitgerechnet.

 

Gibt es bei regionalen Vereinen auch Ambitionen, in eine höhere Spielklasse aufzusteigen?

Vogel: Ja, der MTV Ingolstadt will bis zum Jahr 2020 mindestens in die 3. Liga hinauf. Die wollen das mit einem neuen Konzept groß aufziehen und es steht auch ein Sponsor dahinter.

 

Wie ist die momentane Situation bei der Herrenmannschaft der DJK Eichstätt? Wie viele Spieler bleiben übrig, wenn Sie die Studenten abziehen?

Vogel: Die Situation hat sich verbessert. Inzwischen sind nur noch vier Studenten von auswärts in der Mannschaft und wir erzielen trotzdem gute Ergebnisse. Wir haben derzeit nur mit Verletzungen Probleme - und natürlich mit den Abwesenheiten wegen des Faschings. Aber der ist ja zum Glück jetzt bald vorbei.

 

Das Gespräch führte Gerhard von Kapff.