Thalmässing
"Können interessante Pakete schnüren"

Bürgerversammlung: Kommunales Förderprogramm hilft Privatleuten bei Sanierungen in Thalmässing

01.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:08 Uhr
Der neue Spielplatz zwischen der Thalmässinger Schule und dem Baugebiet "An der Leiten" ist so gut wie fertig. −Foto: Luff

Thalmässing (HK) Die Zeiten haben sich gewandelt - auch in Thalmässing. Zu Beginn seiner Amtszeit hätten ihn Vermieter nach potenziellen Mietern angefragt, sagte Bürgermeister Georg Küttinger am Donnerstagabend in der Bürgerversammlung im Kernort. Nun sei händeringend Wohnraum gesucht.

Den will die Gemeinde schaffen. Aber auch von privater Hand wird diesbezüglich investiert, wofür der Rathaus seinen Dank aussprach. Dabei spielt beiden das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) in die Hände, das bei Bauvorhaben Fördergeld sprudeln lässt. Vor allem, weil nun der Sprung vom Landes- zum Bund-Länder-Programm "Stadtumbau West" geschafft worden sei. Aktuell seien deshalb 270 000 Euro in Aussicht gestellt, so Küttinger vor rund 30 Besuchern. Das sei mehr als die Gesamtfördersumme der letzten drei Jahre.

Begehrlichkeiten weckte der Rathauschef aber nicht, sondern stelle nüchtern fest: "Die Gelder sind alle schon verplant." Da über ISEK aber nun das kommunale Förderprogramm greift, sei dies für private Bauvorhaben von großem Vorteil. Hier seien bei schneller Abwicklung bis zu 30 000 Euro Zuschuss möglich. Zudem lockten bessere Abschreibungsmöglichkeiten und es könnten kostenlose Beratungen in Anspruch genommen werden. Auch die Erstellung von Nutzungskonzepten für leerstehende Objekte sei eine Option im Rahmen des Programms, ebenso gebe es Hilfe auf der Suche nach einem Investor. "Wir können interessante Pakete schnüren", betonte Küttinger. 24 Beratungen seien schon durchgeführt und bereits 35 000 Euro an Privatleute ausgezahlt worden, die insgesamt 155 000 Euro in Bauvorhaben gesteckt hätten.

Gemeindliche Bauplätze gehen weg wie warme Semmeln: Im Gebiet "An der Leiten" gibt es laut Küttinger nur noch einen freien Platz - obwohl es erst im vergangenen Jahr erschlossen worden sei. Im "Eichet" in Offenbau seien alle Plätze weg, hier stehe eine Erweiterung an. In Eysölden wiederum soll ein weiteres Gewerbegebiet entstehen.

Positiv seien auch die Ansiedlungen im Kernort. Eine Ärztin schlug heuer ihre Zelte dort auf. Das im Rahmen von ISEK erstellte Einzelhandelsgutachten habe den Ausschlag dafür gegeben, dass sich Netto hier ansiedelte und ein leerstehendes Gebäude nutzte. Zugleich habe die Marktgemeinde die Rahmenbedingungen für den neuen Rewe-Markt geschaffen, dessen altes Domizil auch schon einen neuen Besitzer gefunden habe. In nächster Zeit wolle man eine auf zwölf Bewohner ausgelegte Wohngemeinschaft für demente Personen schaffen. Und die Sanierung der Staatsstraße beim Dorner-Eck wurde ein weiteres Mal zur Förderung beantragt. Radwege sollen ausgebaut und Stellplätze für sechs Wohnwagen errichtet werden. Als Großprojekt steht zudem die Verwirklichung des neuen Sportzentrums an.

Bezüglich kommunaler Bauprojekte blickte der Bürgermeister auf die Einweihung des Feuerwehrhauses im Frühjahr zurück und voraus auf die brandschutztechnisch bedingte Verlagerung der Bücherei in ein Gebäude am Marktplatz. Zugleich solle dort eine öffentliche Toilettenanlage installiert werden. Die Einweihung der neuen Bücherei sei im Herbst 2018 geplant.

Schon im Frühjahr soll der Startschuss für den Bau von 15 Wohneinheiten "Am Mühlbach" erfolgen. Geförderter Wohnraum, abgestimmt auf die Bedürfnisse derer, die dort einziehen - von der Alleinerziehenden bis zum Senior. Erfreut zeigte sich Küttinger darüber, dass mit dem Gredl-Express heuer eine attraktive Freizeitlinie aus der Taufe gehoben werden konnte. In Thalmässing selbst soll im kommenden Jahr ein flexibles Rufbussystem die Infrastruktur weiter stärken. Stromersparnis erhofft man sich durch den vollzogenen Umstieg auf LED-Straßenbeleuchtung, die sich "in vier Jahren amortisiert haben wird".

In Sachen Wasserversorgung stehe gerade die Sanierung des Pumpwerks mit 150 000 Euro an. Zusammen mit den vielen Wasserrohrbrüchen werde sich dies, wenn auch moderat, auch auf die Gebühren auswirken. Ebenso wie die Tatsache, dass immer mehr Wasser zugekauft werden müsse, da aufgrund der Trockenphasen die eigenen Quellen nicht mehr so sprudeln. Was das Abwasser anbelangt, werde derzeit das komplette Kanalnetz überrechnet.

Gut angenommen werde der neue Spielplatz am Bolzplatz, an der Schule sei ein weiterer weit gediehen. Der Hort residiert mittlerweile im Schulhaus, mit 50 Kindern ist er bereits voll belegt.

Neben allgemeinen Detailfragen der Bürger machte einer von ihnen auch seinem Ärger Luft. Helmut Böhm wollte für die Schaffung einer Garagenzufahrt eine kleine Grundstücksfläche von der Gemeinde erwerben oder pachten. Die wiederum sehe hierfür keine Möglichkeit, so der Rathauschef. Das sei "ein Affront gegen Neubürger", so Böhm darauf scharf. Lothar Ronge hingegen monierte Mängel an der Straße zwischen Eysölden und Weinsfeld und fragte, ob hier die Baufirma in Regress genommen werden könne. Ein Gutachten habe hier erwiesen, dass diese an den Schäden keine Schuld treffe - die umstehenden Eichen hätten für Risse gesorgt: "Das ist kein baulicher Mangel, sondern einfach nur ärgerlich", so Küttinger.