Audi
König der Autobahn

Der Audi S7 vereint hervorragende Fahrleistungen mit einem akzeptablen Verbrauch - Einzig das Turboloch stört

24.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:43 Uhr
Die immer strengeren Emissionsvorgaben haben Audi beim S7 zu einem Umstieg bei der Motorentechnik bewogen. −Foto: Audi

Bei Audi muss derzeit gespart werden. Nicht nur beim Geld - vor allem bei den Emissionen. Deshalb haben der S6 und S7 der aktuellen Generation keinen V8-Benziner, sondern einen Sechszylinder-Diesel an Bord.

Das bedeutet, dass die PS-Zahl zurückgeht (von 450 auf 349) das maximale Drehmoment dafür ansteigt (von 550 auf 700 Newtonmeter). Puristen tun sich mit diesem Schwenk schwer, schließlich hat ein V8-Benziner seinen speziellen Sound und auch seine ganz eigene Motorcharakteristik. Dennoch mangelt es dem S7 der neuen Generation in keinster Weise an Kraft.

Der kleine Haken bei dem Auto: das verzögerte Ansprechverhalten. Ein Problem, das nahezu alle neuen Audis seit der Umstellung auf die neue Abgasnorm 6d-temp plagt. Dem Problem rückt Audi nun mit einem sogenannten elektrisch angetriebenen Verdichter (EAV) zuleibe. Mithilfe von Mildhybridisierung soll dieses Bauteil schon bei niedrigen Drehzahlen genügend Ladedruck zur Verfügung stellen - bis dann irgendwann der "echte" Turbolader einsetzt. Unser Fazit: Dank EAV läuft es im S7 besser, trotzdem ist eine leichte Verzögerung immer noch spürbar - vor allem beim Anfahren aus dem Stand. Ein geschmeidiger Ampelstart gestaltet sich trotz Automatik schwierig: Entweder man schleicht los oder man tritt etwas mehr aufs Gas, wartet kurz bis sich der Ladedruck aufbaut und schießt davon wie Lewis Hamilton.

Dennoch: Auf der Autobahn ist dieses Auto der König. Hat man freie Bahn, donnert der S7 gewaltig davon. In 5,1 Sekunden geht es von Null auf 100 km/h, bei Tempo 250 wird elektronisch abgeregelt. Ist der Verkehr dichter, ist der S7 für ein Auto dieser PS-Klasse nahezu sparsam. Wir konnten den Verbrauch auf glatt sieben Liter Diesel drücken - was gerade einmal 0,5 Liter vom Normverbrauch entfernt ist. Dazu ist fast jeder erdenkliche Komfort verfügbar: Von einer Sitzheizung für die Rückbank bis zur 3D-Ansicht fürs leichtere Einparken.

Auch die Abstimmung des serienmäßigen S-Sportfahrwerksmit Dämpferregelung ist gelungen. Es senkt die Karosserie um 10 Millimeter ab, dennoch lassen sich im Comfort-Modus auch lange Strecken zurücklegen, ohne harte Schläge einstecken zu müsssen - bei Sportversionen oft keine Seltenheit. Wer es trotzdem noch eine Nummer sanfter mag, kann die optionale Luftfederung ordern.

Kurzum: Dieses Auto ist eine erstklassige sportliche Reiselimousine. Trotz der Coupéform schluckt der S7 auch locker das Reisegepäck einer dreiköpfigen Familie. Das Kofferraumvolumen beträgt stattliche 525 Liter. Wenn man im Vergleich zum Vorgänger etwas vermisst, dann mag das möglicherweise der Sound sein. Der Diesel hält sich eher im Hintergrund, klingt eigentlich in keiner Situation krawallig. Generell freut man sich über die erstklassige Geräuschdämmung, die kaum Lärm in den Innenraum dringen lässt. Auch die Verarbeitung ist auf dem Niveau, das ein Premium-Hersteller erwarten lässt.

Empfehlenswert ist die Allradlenkung (1900 Euro Aufpreis), die das nicht gerade kurze Fahrzeug deutlich handlicher beim Rangieren macht, indem die Hinterräder mitlenken. Wer sich ein noch sportlicheres Fahrvergnügen wünscht, kann optional eine Keramikbremsanlage bestellen - diese reduziert die ungefederten Massen insgesamt um rund neun Kilo.

Natürlich ist der S7 ein Vergnügen, das man sich erstmal leisten können muss: Der Basispreis liegt bei 82750 Euro. Unser Testwagen schlug mit rund 107000 Euro zu Buche. Immerhin spart man dann beim Verbrauch - wenn man dementsprechend fährt.

DK

Sebastian Oppenheimer