Ingolstadt
K.o. schon vor den Play-offs

Deutsche Eishockey-Liga bricht Saison wegen des Coronavirus ab - Einen Deutschen Meister gibt es nicht

10.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:46 Uhr
Stadionleere statt Play-off-Stimmung: Der 5:3-Erfolg gegen die Grizzlys Wolfsburg am vergangenen Sonntag war das letzte Heimspiel des ERC Ingolstadt in der Saison 2019/20. Nach der Absage der Play-offs ist die DEL-Spielzeit vorzeitig beendet. −Foto: Foto: Traub

Ingolstadt - Das Coronavirus hat für den ersten Saisonabbruch im deutschen Profisport gesorgt: Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) hat die anstehenden Play-offs abgesagt und kürt in diesem Jahr keinen Deutschen Meister.

Das gab es noch nie in der DEL-Geschichte. Sogar die WM im Mai in der Schweiz steht auf der Kippe. Die DEL sagte die Saison gestern nach stundenlanger Beratung ab. "Dass wir die Entscheidung so treffen müssen, tut uns für alle Klubs, Partner und insbesondere Fans in ganz Deutschland unheimlich leid. Wir haben aber angesichts der aktuellen Entwicklungen die Pflicht, verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen", sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke am Abend.

Aus Sorge vor den gesundheitlichen und finanziellen Folgen fallen die Play-offs in dieser Spielzeit aus, die Saison wird vorzeitig abgebrochen. Das hatte es zuvor seit Einführung der Bundesliga 1958 nie gegeben. Auch die DEL2 beendete gestern die Spielzeit vorzeitig. "Gerade in Folge einer so spannenden und sportlich extrem ausgeglichenen Saison tut uns dieses vorzeitige Ende der Saison weh. Allerdings gehen auch an uns behördliche Vorgaben und aktuelle Entwicklungen nicht vorüber", sagte DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch. Einen Meister wird es auch in der DEL2 heuer nicht geben, zudem bleiben die vier Teilnehmer der Play-Downs in der Liga.

In der DEL hätten heute eigentlich die ersten K. -o. -Spiele angestanden, in denen noch zwei Viertelfinalisten ermittelt werden sollten. Der ERC Ingolstadt war Siebter geworden und hätte ab heute in den Pre-Play-offs gegen die Augsburger Panther antreten sollen, die Nürnberg Ice Tigers gegen die Grizzlys Wolfsburg. Normalerweise wäre in den Play-offs danach im Viertelfinal-, Halbfinal- und der Endspielserie in jeweils maximal sieben Spielen ein Meister ausgespielt worden. Die Play-offs sind die Phase der langen Eishockey-Saison, auf die alle Fans hinfiebern. "Die Play-offs sind der Grund, warum wir Eishockey spielen. Es ist sehr bitter, eine Saison ohne Play-offs beenden zu müssen", sagte der Geschäftsführer der Eisbären Berlin, Peter John Lee.

Hauptrundensieger EHC München begrüßte die Entscheidung, der Titel werde "korrekterweise" nicht vergeben. "Gesundheit und Sicherheit stehen vor sportlichen oder wirtschaftlichen Interessen", hieß es in einer Stellungnahme. "Die Absage der Play-offs ist nun die konsequente und vernünftige Umsetzung der Anordnungen des Gesundheitsministeriums beziehungsweise der Empfehlungen vieler medizinischer Institute. "

Die Vorrunde, die am Sonntag zu Ende gegangen war, hatte der EHC vor Titelverteidiger Adler Mannheim und dem Überraschungsteam Straubing Tigers beendet. München, Mannheim, Straubing und die Eisbären Berlin werden nun in der kommenden Spielzeit an der Champions Hockey League teilnehmen.

Bei einigen Klubs hatte der Vorverkauf zu den Play-off-Spielen zuletzt wohl auch aus Angst in der Bevölkerung vor einer Infektion mit dem Coronavirus nur sehr schleppend begonnen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt dazu aufgefordert, Veranstaltungen ab einer Größe von 1000 Teilnehmern bis auf Weiteres zu unterlassen.

Anders als in der Fußball-Bundesliga, in der von nun an ein Großteil der Spiele vorerst ohne Zuschauer stattfindet, war dies aus Kostengründen für die DEL keine Option. Die Klubs hätten nur Ausgaben, aber keine Einnahmen gehabt. Bruttoeinnahmen von 60000 bis über 200000 fallen pro Spiel allein durch den Ticketverkauf weg. "Natürlich zieht das einen Schaden nach sich", sagte Wolfsburgs Manager Karl-Heinz Fliegauf, "woanders geht es allerdings noch um wesentlich mehr Geld. "

Auch in Österreich wurde die Saison am Dienstag vorzeitig abgebrochen. Für die Eishockey-Fans könnte dies bedeuten, dass die Saison damit so früh wie nie ganz zu Ende ist. Denn auch die Weltmeisterschaft in der Schweiz steht derzeit auf der Kippe. Im Mai soll eigentlich in Zürich und Lausanne der jährliche Weltmeister gekürt werden. Ob die WM wie geplant stattfinden kann, ist mehr denn je fraglich. Mit einer Entscheidung wird noch im März gerechnet.

dpa/sid/DK