Riedenburg
Knöterich als Delikatesse für Ziegen

Am Wolfsee bei Riedenburg bekämpft eine hungrige Herde eine invasive Pflanzenart

08.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:03 Uhr
Den Ziegen gefällt ihr neues Zuhause am Wolfsee bei Riedenburg. Neugierig laufen sie durch das Gelände und rücken dem Japanischen Knöterich zu Leibe. −Foto: Ehrlich

Riedenburg - Zwischen Riedenburg und Kelheim liegt versteckt im Wald der Wolfsee, ein kleiner idyllischer Waldsee, der mit einem großen Problem kämpft: dem Staudenknöterich. Dieser invasive Neophyt verbreitet sich rasend schnell und verdrängt die heimische Pflanzenwelt. Hat sich der Staudenknöterich einmal flächig ausgebreitet und dominante Bestände gebildet, ist eine Bekämpfung sehr schwierig.

"Mäht man die Pflanze einfach ab, dann verschlimmert man das Ganze", erklärt Stefan Weber, Leiter des Riedenburger Reviers der Bayerischen Staatsforsten. Die Pflanze würde sich dann sogar noch weiter ausbreiten.

Am Wolfsee handelt es sich um den japanischen Staudenknöterich. Dieser wurde im 19.Jahrhundert als Zierpflanze eingeführt, ist aber mittlerweile zu einer echten Problempflanze geworden.

Da eine chemische Bekämpfung auf keinen Fall in Frage kommt, starteten die Bayerischen Staatsforsten im Zuge eines innovativen Projekts den Versuch einer Ziegenbeweidung. Nach kurzer Zeit sind bereits erste Erfolge sichtbar. "Am Anfang war hier alles komplett zugewuchert und jetzt sieht man schon wieder erste freie Flächen", stellt Sabine Bichlmaier, die Leiterin des Forstbetriebs Kelheim, erfreut fest.

Hauptverantwortlich für den Erfolg sind 15 sehr hungrige Ziegen, die alle Schäfer Thomas Schober aus Rohr gehören. Während des Projekts beaufsichtigt und versorgt er gemeinsam mit Forstmitarbeitern die Tiere. Seit zwei Wochen knabbern sie mit großem Genuss an dem Staudenknöterich und lassen sich die grüne Pflanze schmecken. Dass es den Ziegen hier sichtlich gefällt, merkt man sofort. Sie sausen und toben durch den circa einen Hektar großen, abgezäunten Bereich. Der elektrische Zaun schützt die Tiere auch vor Fressfeinden, falls sich doch einmal ein Wolf in die einsame Gegend verirren sollte. "Heutzutage muss man den Weideplatz unbedingt wolfssicher machen", erklärte Schäfermeister Schober. "Dies wird auch in Bezug auf eine eventuelle Entschädigung gefordert", fügt er hinzu.

Da aber Wölfe in unserer Region bekanntlich selten sind und es andere gefährliche Feinde für die Ziegen eigentlich nicht gibt, können die fleißigen Tiere gelassen durch ihr neues Sommerquartier streifen und mit großer Leidenschaft die ihnen zugeteilte Aufgabe erledigen. Sieben Mal muss der Staudenknöterich in einer Vegetationsperiode von den Tieren abgeknabbert werden, erst dann soll er endgültig verschwinden.

Förster Stefan Weber verweist auch noch auf die Besonderheit des Wolfsees. "Ein stehendes Gewässer auf den Jurahöhen ist sehr selten. Durch das karstige Grundgestein versickert normalerweise das Wasser. Dies ist einer der wenigen Orte, wo trotzdem ein See entstanden ist."

Das Projekt Ziegenbeweidung ist auf ein Jahr angelegt. Danach wird Bilanz gezogen und über das weitere Vorgehen entschieden. Aber bereits mit den ersten Ergebnissen sind alle Beteiligten sehr zufrieden.

Gefördert wird die Ziegenbeweidung vom Freistaat Bayern. "Es gibt sogenannte Projekte im Rahmen des besonderen Gemeinwohls. Diese umfassen alle Maßnahmen, die über eine übliche Waldbewirtschaftung hinausgehen", erklärt Sabine Bichlmaier. Dafür muss der Forstbetrieb einen Antrag an das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Abensberg stellen. Wird dort das Projekt für förderungswürdig befunden, erhält das Forstamt einen Zuschuss in Höhe von 90 Prozent der Kosten. Ziel ist es die Ausbreitung der invasiven Pflanze in den heimischen Wäldern zu verhindern.

Japanischer Staudenknöterich hin oder der, den 15 Ziegen gefällt ihr neues Zuhause und so springen sie freudig und munter durch den Wald. Staudenknöterich zum Fressen gibt es ja noch genug.

DK

Bernd Ehrlich