München
Kniffliger Start

Ohne ideale Vorbereitung müssen Bayerns WM-Spieler heute gegen Wolfsburg ran

21.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:19 Uhr

München (DK) Mit einer Weltmeister-Ehrung geht die Bundesliga los. Und passend zum Start hat die Deutsche Fußball Liga dem FC Bayern einen Gegner beschert, der in München ein gern gesehener Gast ist. Vorhang auf für die neue Spielzeit.

2015 stünde das Titeljubiläum an: Zum 25. Mal könnte der FC Bayern Meister werden – und sozusagen die Silberhochzeit mit der Schale zelebrieren. „Dieses wunderbare Jubiläum, diese stolze Zahl, würden wir gerne nächsten Mai zusammen mit unseren Fans feiern“, meinte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.

Doch zunächst steht für den Titelverteidiger das Eröffnungsspiel der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg (20.30 Uhr, Sky und ARD live) an. Und damit der Beginn des Kampfes gegen den Weltmeisterschafts-Fluch.

Denn: In einer Spielzeit unmittelbar nach einem deutschen WM-Sieg holte man nie die Meisterschale. Wie 1974/75 auch 1990/91 nicht (1954/55 gab es die Bundesliga noch nicht). Ein böses Omen oder eine logische Folge der Überbelastung für Kopf und Körper?

14 Bayern-Profis waren in Brasilien, davon acht im Halbfinale, diese kehrten erst vor zwei Wochen ins Training zurück. „So ein WM-Gewinn verändert bei Spielern mental enorm viel“, erklärte Ex-Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld in der „WAZ“, „für Lahm und Schweinsteiger beispielsweise war es wohl die letzte Gelegenheit. Da fällt sehr viel Druck ab – und es ist harter Job, zurückzufinden.“ Hitzfeld glaubt an diese schmale Gasse zum Titel für die Bayern-Konkurrenz: „Für die Bundesliga ist die Saison nach der WM sicher Gelegenheit, Stärke zu zeigen, wenn die Bayern etwas Zeit brauchen, um in den Rhythmus zu kommen.“ Kann Auftaktgeber Wolfsburg das ausnutzen? „Wenn man Bayern erfolgreich attackieren kann, dann in der anstehenden Saison“, meinte Ivica Olic, der 2011 als Bayern-Profi erlebte, wie der BVB triumphierte.

An der Säbener Straße hält man dagegen. „Ich bin nicht besorgt wegen der Weltmeister. Das sind Profis, sie lieben diesen Verein und sie lieben das Gewinnen“, sagte Guardiola gestern. Neuer, Lahm, Müller und Götze werden beginnen – Schweinsteiger (verletzt) und Boateng (gesperrt) fehlen. Vor Anpfiff gegen Wolfsburg wird das Helden-Sixpack noch einmal in der Allianz Arena geehrt. Dann beginnt die Realität. „Es ist nicht einfach für uns, wir haben keine ideale Situation“, sagte Guardiola angesichts der zusätzlich verletzten Ribéry, Rafinha, Martínez und Thiago, „und wir spielen gleich zum Auftakt gegen eines der besten Teams der Bundesliga.“ Was er braucht: Geduld. Die Fans auch? Droht ein Stolperstart?

Bayerns Markenbotschafter hält dagegen: „Wir haben die beste Mannschaft, weil wir den besten Kader haben“, sagt Paul Breitner, „aktuell haben wir Verletzte – okay, aber dafür rücken andere Spieler rein. Wo ist das Problem? Auch gegen Wolfsburg werden elf Nationalspieler auf dem Platz stehen.“ Abgesehen von den möglichen Startelfspielern Juan Bernat und Sebastian Rode.

Doch Guardiola warnt, der Saisonstart werde „sehr gefährlich und sehr, sehr schwierig“. Sein Ziel: „Wenn wir in der Winterpause eine gute Position haben, können wir eine gute Saison spielen.“ Also hilft gegen Wolfsburg nur „laufen, laufen, laufen, zusammen spielen, mit Leidenschaft.“ Und wenn alles nicht hilft, dann gibt es immer noch die Statistik: In 20 Pflichtspielen verließen die VfL-Profis den Rasen in München 19 Mal als Verlierer. Allein im Dezember 2001 gelang im Kampf um Bundesliga-Punkte ein Unentschieden (3:3).

Bleibt noch der Fluch der WM-Zahlen. Nach den letzten beiden WM-Turnieren, 2010/11 und 2006/07 (das DFB-Team wurde jeweils WM-Dritter), wurden Dortmund und Stuttgart am Ende Meister, Bayern Dritter bzw. Vierter. Lediglich 1983 und 2003 (Deutschland jeweils im WM-Finale) holte man den Titel. „Wegen der WM gibt es keine Ausreden für eine schlechte Leistung“, sagt Breitner, „da haben sich das Bewusstsein der Spieler und die medizinische Betreuung verändert.“

Außerdem hat man ja Pep. 2011 wurde der Coach mit Barcelona Meister und Champions-League-Sieger. Und das mit sieben aktuellen Weltmeistern der spanischen Nationalelf. In der Gegenwart muss Guardiola nur noch eins, und zwar „wieder regelmäßig üben“, um die Deutschkenntnisse weiter zu verbessern. In den letzten drei Monaten habe er nur eine Stunde Unterricht genommen. Dennoch sagt er: „Ich bin besser geworden.“ Zu beweisen bei der Meisterrede 2015 am Münchner Marienplatz.