Knatternder Besuch in Haidhof

15.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:57 Uhr

 

Riedenburg (DK) Gegen 15.45 Uhr wird es eng im Luftraum über der Schleuse Haidhof. Christian Huber steht im kniehohen Gras und gibt mit den Armen Signale an den Hubschrauberpiloten, der seine Maschine keine fünf Meter vor ihm auf die Wiese setzt. Darüber ist schon die nächste Maschine im Anflug und über der Rosenburg kündigt ein schwebender Scheinwerfer schon die nächste Ankunft an.

Wenige Stunden zuvor hatte es noch so ausgesehen, als müsste das Helikopter-Treffen in Riedenburg wegen des schlechten Wetters abgesagt werden. Knapp 30 Hubschrauber aus ganz Süddeutschland, Österreich und der Schweiz hatten sich angekündigt – und dann das: "Eine richtige Waschküche", schimpft Marcus Merz, der seinen Hubschrauber Hubschrauber sein ließ und lieber mit dem Auto nach Riedenburg gekommen ist. Organisator Gerhard Schug sagt sogar, so etwas "überhaupt noch nicht gesehen zu haben". Schlechtes Wetter aus dem Osten und Luftdruckverhältnisse, dass die ganze Suppe "nicht nach oben abheben kann". Gegen Mittag wurde es dann doch besser.

Verwirrung im Tower

Einer der ersten, der seinen Hubschrauber – eine knallgelbe Robinson 22 – auf die Wiese neben dem Kanal setzt, ist Norbert Heske. Er ist in Türkenfeld am Ammersee gestartet und im direkten Flug nach Riedenburg gekommen. Bei Ingolstadt meldete er sich per Funk beim Tower des Militärflughafens. Das Wetter hatte ihn in eine so niedrige Höhe gezwungen, dass er sich bei der Luftraumüberwachung melden musste. Den Kollegen ergeht es ähnlich und als Michael Staudinger als siebter den Tower anfunkt, um einen "kontrollierten Flug" anzumelden und der achte Helikopter sich bereits nähert, will der Mann am Boden schließlich doch mal wissen "Was ist denn da los in Riedenburg" "Heli-Treff", lautet die knappe Antwort aus dem Funkgerät.

Währenddessen füllen sich die Stellplätze in Haidhof. Nach dem Landen laufen die Motoren noch eine ganze Weile. "Der Motor muss abgekühlt werden", erklärt Huber. Der Wind drückt das hohe Gras nieder, aus einer Gruppe Zuschauer, die sich das Spektakel vom Kanalweg aus ansehen, segelt eine Mütze davon.

Erst wenn die Rotoren still stehen, dürfen die Piloten aussteigen. Dabei werden sie von den anderen bereits erwartet. Man fällt sich um den Hals, es geht fast zu wie bei einem Familientreffen. Vom schlechten Wetter spricht keiner mehr. "Ach was, notfalls fliegen wir einfach d’rüber", sagt einer.

Schug ist begeistert. "Einzigartig" sei das Treffen in Riedenburg, der Ort perfekt. Die Zusammenarbeit mit den "Freunden in Riedenburg" habe "optimal funktioniert". Durch die Tallage sei die Bahn beim Anflug klar vordefiniert und auch in der Nähe zur Stadt sei ein "umweltfreundlicher Anflug" möglich. Tatsächlich dauert es keine zwei Minuten bis das nächste am Horizont erschienene Pünktchen als Hubschrauber im Gras landet. Auch wenn die Hubschrauber nur einen Steinwurf entfernt von den Häusern von Haidhof aufsetzen, scheint der lautstarke Besuch niemanden zu stören. Im Gegenteil – Hunderte nutzen die Gelegenheit, die Helikopter aus der Nähe zu betrachten. Viele haben einen Fotoapparat mitgebracht.

Mittlerweile stehen Helikopter im Gesamtwert von über 30 Millionen Euro auf der Kanalwiese. Kleine Zweisitzer, die meist für eilige Kurier- oder Kontrollflüge eingesetzt werden, und größere Maschinen mit mehreren Sitzplätzen, in denen es sich sonst VIP-Passagiere oder Rundflug-Gäste bequem machen.

Pirouette vor der Landung

Der nächste Hubschrauber kündigt sich an. Christian Huber legt den Kopf in den Nacken. Die Silhouette ist für den Laien noch nicht zu erkennen, aber Huber weiß sofort: "Da kommt der Dieter." Dieter Verbarg sitzt am Steuerknüppel einer Bell 47. "Das ist der Hubschrauber für mich", schwärmt Huber. Das betagte Fluggerät mit der Bezeichnung D-HWAL ist eine restaurierte US-Militärmaschine, die in den 1960er und 1970er Jahren unter anderem im Korea- und Vietnamkrieg eingesetzt wurde. Unter den Zuschauer fühlt man sich unweigerlich an die Fernsehserie MASH erinnert, als der Hubschrauber über der Schleuse Richtung Landeplatz einschwenkt. Knatternd – mit "geilem Zwei-Blatt-Sound" so Huber – sinkt der Hubschrauber langsam tiefer. Die Altmühlhänge werfen das Echo zurück. Bevor der Hubschrauber im Tarnlook allerdings auf seinem Platz landet, dreht er knapp über dem Boden noch eine Pirouette und parkt dann rückwärts in seine Lücke ein.

Einer der ersten, die Verbarg auf dem Boden begrüßen, ist Wolfgang Schleicher. Er hat das Event vor Ort mitorganisiert. Für den Abend ist ein Treffen der Piloten angesetzt. Auch Schleicher wird dabei sein. Mit seiner eigenen Bell 47, die zwar etwas kleiner ausfällt – aber auch im Modell-Maßstab einiges hermacht.