Knallbunte Ablenkung vom Alltag

31.03.2011 | Stand 03.12.2020, 2:59 Uhr

Kreischend schrill: Das Musical "Grease" im Deutschen Theater ist ein voller Erfolg. - Foto: Schulze

München (DK) Die Zeit der späten 50er mit ihren Brillantine-gestärkten Haartollen und Petticoats, eine Zeit des Aufbruchs und der ersten echten "Teenager", die es anders machen wollten als ihre Eltern: Sie erscheint uns heute, mitten in einer von Umwelt-, Kriegs- und Finanzkrisen geschüttelten Welt, wie eine Insel der Fröhlichkeit im Rock’n’Roll- Rhythmus.

Kein Wunder, dass das Musical "Grease" auch heute noch das Zelt des Deutschen Theaters in München-Fröttmaning kochen lässt – schließlich ist eine knallbunte Ablenkung vom Alltag willkommener denn je.

Nicht zuletzt durch die legendäre Verfilmung des Musicals, mit der sich John Travolta und Olivia Newton-John als neues Hollywood-Traumpaar in die Herzen der Zuschauer auf der ganzen Welt sangen, wurde "Grease" zu einem der populärsten Musicals der Welt – und feiert in diesem Jahr 40. Geburtstag. Für die aktuelle Jubiläumstour wurde Erfolgsregisseur David Gilmore verpflichtet, das Musical für den deutschsprachigen Raum noch einmal neu zu überarbeiten. Die Premiere im Deutschen Theater zeigte: mit Erfolg.

Zwar überzeichnet die Produktion die harmlose Highschool-Lovestory zwischen coolen und doch innerlich verletzlichen Teenies stellenweise etwas zu sehr: Die Zickigkeit der Mädchen-Gang "Pink Ladies" etwa bei ihrer Pyjama- und Babydoll-Party dürfte auch weniger kreischend-schrill sein. Dafür fetzen die vielen Tanz-Szenen in rasanter Geschwindigkeit und als ein knalliger Rausch von Farben und Licht über die Bühne – wobei jede einzelne Tanzleistung an sich herausragend ist. Gleich, ob es dabei um einen heißen Jive beim Highschool-Tanzwettbewerb oder um die Pferdestärken von "Greased Lightnin‘", dem Autotraum der 50er, geht. Die Choreografie der renommierten Melissa Williams (sie arbeitete unter anderem für Prince) ist dabei kein reines 50er-Remake, sondern interpretiert das Musical immer wieder mit dem Blick der modernen Video-Generation und bringt so tänzerisch frischen Wind auf die Bühne. Der Funke springt denn auch schnell ins Publikum über – und der heftig bejubelte Musical-Spaß wird zur ausgelassenen Party.

Hauptdarsteller des 25-köpfigen, neuen "Grease"-Ensembles sind Sanne Buskermolen, die nach "Tanz der Vampire" jetzt zur niedlichen Sandy gewechselt ist und diese mit zarter Sopranstimme und mädchenhafter Ausstrahlung ideal verkörpert. Lars Redlich, der sich nicht nur als Musical-Sänger, sondern auch mit Operette und Solo-Programmen einen Namen gemacht hat, ist der durchtrainierte, coole Mädchenschwarm Danny und hat genug Energie, aber auch "Schmiere" ("Grease") auf den Stimmbändern, um im Kultmusical zu überzeugen. Aus dem großen Ensemble weiter herausragend: Die volltönende Stimme von Selvi Rothe alias Rizzo – und natürlich die Leistung der neunköpfigen Rockband, deren Stärken eindeutig Tempo und Fetziges sind. Glücklicherweise werden übrigens nur die Dialoge deutsch gesprochen, und die berühmten Songs kommen unverändert im Original daher – was den Genuss entschieden steigert. Etwas schmälernd wirkt allerdings die zumindest fürs vordere Parkett zu intensive Lautstärke.

Wer sich Hits wie "Grease Is The Word” in ausgelassener Party-Stimmung nicht entgehen lassen will, hat dazu noch Zeit bis zum 17. April – täglich außer Montag um 19.30 Uhr (am Wochenende auch um 14.30 Uhr) im schönen, verkehrsgünstig gelegenen Zelt des Deutschen Theaters in München-Fröttmaning.