Knall auf Fall ist die Nachtruhe gestört

11.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:41 Uhr

Obwohl die Grenzwerte eingehalten werden, entzündet sich an der Geräuschentwicklung der Binder-Holzverarbeitungsanlage heftige Kritik von Einwohnern im benachbarten Katharinenberg. - Fotos: Kügel

Katharinenberg / Kösching (DK) Klaus Schmidt ist ratlos. "Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll", sagt der Familienvater, der sich um seine eigene und die Nachtruhe seiner Familie gebracht fühlt. Im Sommer könne er bei Westwind, der meistens herrscht, selbst mit Ohrenstöpseln nicht mehr bei offenem Fenster schlafen, klagt er.

Schmidt wohnt so ziemlich am höchsten Punkt des Großmehringer Ortsteils Katharinenberg, wohin der Westwind die Abwurfgeräusche der Rundholzsortieranlage des österreichischen Holzverarbeiters Binder im nahe gelegenen InterPark offenbar am lautesten trägt. Aber "Katharinenberg ist in diesem Fall Niemandsland", so Schmidt, der die seiner Meinung nach mangelnde Unterstützung der Gemeinde Großmehring im Kampf gegen die Lärmbelästigung beklagt. Das Werk von Binder liegt freilich zum größten Teil auf Köschinger Gemarkung, weshalb sich vorrangig der dortige Bürgermeister Max Schöner darum kümmert.

Grenzwerte eingehalten

Das Köschinger Gemeindeoberhaupt sagt allerdings ganz deutlich: "Binder hat eine Genehmigung und hält die Grenzwerte ein". Rechtlich sei da nichts zu machen. Nur im Gespräch mit den Österreichern und auf freiwilliger Basis könnten mögliche Lösungen gefunden werden, "zumal Binder sehr kooperativ" sei.

Da aber auch Schmidt weiß, dass er keine rechtliche Handhabe hat, kann auch er nur auf ein freiwilliges Entgegenkommen des Holzverarbeiters hoffen – beispielsweise durch einen Verzicht auf derartige Arbeiten nach 22 Uhr oder eine Einhausung der gesamten Rundholzsortieranlage.

Derzeit ist diese ab 22 Uhr tatsächlich nicht mehr in Betrieb. Allerdings nur bis 4 Uhr früh. Noch vor Morgengrauen "hat es mich neulich wieder aus dem Bett gehoben", sagt Schmidt zu der momentan zwar verbesserten, aber eben aus seiner Sicht längst noch nicht idealen Situation.

Generell ist der Katharinenberger im Übrigen der Meinung, dass bei den bisherigen Messungen Mittelwerte herausgekommen sind, die die beim Herabfallen der Stämme entstehenden Lärmspitzen verwässern. Deshalb hat er längst schon eine "Unterschriftenaktion gegen die Lärmbelästigung" durchgeführt. Damit will er den Österreichern demonstrieren, dass er "kein Querulant oder Quertreiber" sei, sondern sich für viele Anwohner ein echtes Problem ergeben habe. 80 Unterschriften hat Schmidt, der behauptet, er hätte "noch viel mehr" bekommen können, gesammelt und an die Zentrale von Binder im österreichischen Fügen geschickt, um seinen Behauptungen Nachdruck zu verleihen.

"Getan, was möglich ist"

Firmenchef Reinhard Binder betonte unterdessen gegenüber dem DONAUKURIER, "dass wir getan haben, was technisch möglich ist", obwohl der von dem Unternehmen ausgehende Lärm "unter den erlaubten Höchstwerten" liege. Es seien verschiedene Lärmschutzmaßnahmen umgesetzt worden, womit der Geräuschpegel "wesentlich besser als vorher" sei. Aber "bei den Sortierboxen ist dieses Problem nicht zu lösen", so Binder.

Der weiteren Entwicklung dürften Schmidt und die anderen betroffenen Anwohner angesichts dieser Aussage deshalb mit Spannung entgegensehen. So ist bei der geplanten Erweiterung des InterParks um 15 Hektar in Richtung Kösching beispielsweise ein großer Lärmschutzwall angedacht, der die Bewohner im Süden Köschings vor zu viel Krach schützen soll.

Diesen Wall befürwortet auch der Köschinger Marktgemeinderat Richard Lacher, der sich Seite an Seite mit Schmidt für den Lärmschutz der Anlieger engagiert. Doch paradoxerweise würde ein Lärmschutzwall für Kösching nach Schmidts Einschätzung die Lage in Katharinenberg noch verschärfen. "Der Wind würde die Schallwellen um den Wall herumtransportieren – genau Richtung Katharinenberg", befürchtet er. "Und dann sind wir die Ober-Loser".