Eichstätt
Kloster St. Walburg nimmt "Geisterei" in Betrieb

Likör- und Edelbachfabrikation der Abtei in neuem Gebäude

07.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:26 Uhr
Gemeinsam mit den Handwerkern nahmen die Schwestern der Abtei die neue "Geisterei". −Foto: Schneider

Eichstätt (EK) Nach einer Bauzeit von knapp acht Monaten konnte die Abtei St. Walburg ihre "Geisterei" offiziell in Betrieb nehmen. Spiritual Tobias Göttle sepndete den Segen und Architekt Florian Seibold übergab Äbtissin Mutter Franziska Kloos offiziell den Schlüssel für das Häuserl im "Industriegebiet" hinter den Stadtmauern.

Die Fabrikation des Likörs geht weit zurück, wie die Äbtissin berichtet: Schon im Mittelalter hätten die Nonnen das Kräutergärtlein und die Apotheke gepflegt, die lange Zeit auch für die Armen Eichstätts die medizinische Versorgung sicher stellte. Mit der Säkularisation 1806 nahm das Ganze ein jähes Ende. Inmitten der großen wirtschaftlichen Not der 1920er-Jahre kam die damalige Äbtissin Karolina Kroiß mit einem Apotheker aus Bad Canstatt in Kontakt. Der konzipierte aus den alten Rezepten der klösterlichen Apotheke den Likör und den "Edelbach". Und weil er offenbar in einer Kammer nahe des Edelbachs gearbeitet hatte, bekam das Gesundheitsdestillat gleich den entsprechenden Namen verpasst.

"Das war eine wichtige Einnahmequelle", so Mutter Franziska - und sie ist es bis heute geblieben. Nun ist die Likörfabrik aus den Mauern der Abtei ausgezogen und in das "Industriegebiet" des Konvents gewandert, wie Mutter Franziska die Grundstücke zwischen Stadtmauer und den mächtigen Jurafelsen immer gerne bezeichnet. Steht dort doch - neben dem Kloster-Kindergarten - auch noch die erste Hackschnitzelheizung Eichstätts, die die altehrwürdige Abtei mit Energie versorgt.

In Anlehnung an die alten Dreiseithöfe habe man die Anlage geplant - und so auch den Denkmalschutz überzeugt. "Es ist ein neues Domizil für unsere Hände Arbeit", sagt Mutter Franziska. So wolle es die Regel des heiligen Ordensvaters Benedikt, "dass wir Nonnen von dem leben, was wir selbst erarbeiten". Sie verwies auf das altbekannte "ora et labora - bete und arbeite".

130 Quadratmeter Nutzfläche stehen der Cellerarin jetzt für die Herstellung des Kräuterlikörs und des "Edelbachs" zur Verfügung. Der ist für 17 Euro (0,7 Liter) oder 9 Euro (0,35 Liter) im Klosterladen zu kaufen. Und der "Edelbach" kostet 4,50 Euro.

Marco Schneider