Klimawandel erfordert neuen Energiemix

28.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:32 Uhr

Zur Berichterstattung über die Energiepolitik: In diesen Wochen im Februar, wo anscheinend bereits der Frühling Einzug gehalten hat, nach dem unglaublichen Sommer 2018, in diesen Zeiten wird überdeutlich, wie sehr die Klimaerwärmung zunimmt.

Was dieses Land braucht: Nach dem krachend gescheiterten Erreichen der Ziele der Energiepolitik der Bundesregierung im Jahr 2018, muss die sogenannte Energiewende sehr zeitnah überdacht werden.

In einer überstürzten Kehrtwende hatte sich die Kanzlerin 2011 dazu entschlossen, in einem Handstreich alle Kernkraftwerke in Deutschland bis 2022 abzuschalten. Die letzten klimaschädlichen Kohlekraftwerke sollen erst in gut 20 bis 30 Jahren vom Netz. Warum?

Hinweise zu Entscheidungsfindungen im Machtzentrum gab jüngst der Innenminister von 2015, de Maiziere, in der historischen Folge der Lanz-Talkshow. Aber auch in seinem Buch gab er zu, dass seine Entscheidung im September 2015, als mehr als 10000 Flüchtlinge täglich die Grenze zu Österreich überrannten, diese nicht zu schließen, auf Stimmungen der Bevölkerung basierte. Er und Merkel hatten laut eigener Aussage schlicht und einfach Angst vor der Reaktion der Wähler und dem damit verbundenen Machtverlust bei der nächsten Wahl. Nämlich dann, wenn "Bilder von Polizisten mit Schutzschildern oder Wasserwerfern" in die Medien gelangen könnten. Mögliche Auswirkungen auf das eigene Land waren nicht Teil der Abwägungen. Und damit kamen eben auch Leute wie Anis Amri unerkannt ins Land.

Gleiches geschah 2011 nach Fukushima. Die Kanzlerin fürchtete Wähler- und Machtverlust durch Atomangst der Bevölkerung und besetzte das Thema Energiewende, bevor es die Grünen tun konnten. Auch Hofreiter bestätigte das. Nur hatte und hat sie überhaupt keinen Plan für einen ausgewogenen, funktionierenden Energiemix.

In der Stammtischsendung letzten Sonntag im Fernsehprogramm des Bayerischen Rundfunks prangerte Christian Neureuther, Naturschützer in Reinkultur, diese überstürzte Bauchentscheidung Merkels zur radikalen Abschaltung aller deutschen AKWs an, während zig alte AKWs nach seinen Worten gleich jenseits der deutschen Grenzen ständen und 120 AKWs weltweit im Bau seien.

Ebenfalls Teil der Runde war der Grüne Toni Hofreiter, der wenn er "boarisch redn" darf, durchaus sympathisch rüberkommt. Er wies darauf hin, dass man sich über die Gefährlichkeit von Reaktoren streiten könne, und erwähnte das ungelöste Entsorgungsproblem, das aber mit und ohne Abschaltung auch in den Nachbarländern gelöst werden müsse. Dann aber regte er sich über die aktuelle Stromproduktion auf. Zitat: "Wir sind der größte Stromexporteur Europas . . . Mia produzieren so gigantische Mengen Überschussstrom. . . und die Menge an Überschussstrom hat noch zugenommen, weil die Leit in Bayern fleißig Sonnenkollektoren aufs Dach gschraubt ham so wie Neureuther . . . und die Leit in Norddeutschland so fleißig Windkraftanlagen aufgstellt ham . . . Mia ham eher Ärger mit de Nachbarn, weil mia unseren Ökostrom in deren Netze reindrücken müssen . . . Schleswig-Holstein hat inzwischen eine Produktionsrate von 300 Prozent . . . Wir brauchen auf jeden Fall Stromtrassen zur Verteilung von Nord nach Süd, weil nämlich der große Vorteil von Ökostrom ist, dass er CO2-frei is. Der Nachteil is, dass halt das Wetter so is wias Wetter is, ganz trivial, der Wind blast net immer, die Sonn scheint net immer" (Zitat Hofreiter).

Fazit aus diesen Aussagen: Es wäre für Deutschland so einfach die Klimaziele zu erreichen, wenn man ein paar der sichersten AKWs am Netz beließe und dafür alle dreckigen Kohlekraftwerke abschaltete. Die Milliarden, die der Staat als Entschädigung für die AKW-Abschaltung an die Betreiber zahlen muss, könnte man dann sinnvoll für die Integration der arbeitslos gewordenen Kohlekumpels in den Arbeitsmarkt investieren und die GroKo hätte im Federstrich ihr Klimaziel erreicht.

Wenn man objektiv bleibt, waren Tschernobyl und Fukushima Einzelfälle, einmal menschliches Versagen, einmal Tsunami. 453 Reaktoren sind weltweit im Einsatz. Gerade ein Hochtechnologieland wie Deutschland, das inzwischen selbstfahrende Autos bauen kann, sollte doch in der Lage sein, die Technik zu beherrschen, sie dorthin zu bauen, wo kein Tsunami oder Erdbeben zu erwarten ist. Und auf die Terrorgefahr ist man inzwischen auch sensibilisiert.

Das als Pannenmeiler bekannt gewordene AKW Cattenom im Länderdreieck Deutschland, Frankreich und Luxemburg, zirka 30 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, hat erstmals eine deutsche Kameracrew von ARD oder ZDF für eine Reportage, die kürzlich im TV zu sehen war, im Meiler herumgeführt und alles filmen lassen. Cattenom liegt laut Gefährdungsstatistik im Durchschnitt der französischen AKWs und wird demnächst die Genehmigung für zehn weitere Jahre am Netz erhalten.

Soweit die Fakten aus den Medien. Was immer noch unklar bleibt: Was passiert in spätestens 15 Jahren, wenn die Tausenden Windräder ausgeleiert sind und abgerissen werden müssen? Wohin und mit welchem Energieaufwand werden die entsorgt? Ein bedeutender Teil des erzeugten Stroms wurde beim Bau verbraucht. Und für die Entsorgung? Wie viele Tausend Liter Diesel werden für den Abtransport verblasen, ganz zu schweigen von den dreistelligen Schwertransportfahrten von Sachsen nach Bayern zum Aufbau von Kränen, wie in Englmannsberg vom Wachpersonal erfahren?

Müssen dann neue Anlagen wieder nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz durch die Stromkunden finanziert werden? Und das alles noch ein Jahrzehnt, bevor die letzten Kohlekraftwerke vom Netz sind? Je weiter man den Faden spinnt, desto mehr Fragen ergeben sich. Kein gutes Zeugnis für eine planlose Kanzlerin.

Noch ein Tipp: Geben Sie mal auf Youtube die Suchbegriffe "Windräder" und "Brand" ein. Sie werden überrascht über die Einzelfälle sein. Speziell den Fall des nachts brennenden Windrads vom Januar diesen Jahres, bei dem brennende Brocken vom Wind weit im weiten Umkreis verteilt wurden, sollten Sie sich mal positioniert in einem trockenen Wald vorstellen.

Richie Stöcker

Schrobenhausen