Ingolstadt
Klezmer mit Wow-Effekt

Heute Abend: Open Air des GKO mit dem David-Orlowsky-Trio

26.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:13 Uhr
David Orlowsky führt die Tradition der Klezmermusik mit seinem Trio auf faszinierende Weise fort. Heute spielt er in Ingolstadt. −Foto: Foto: Debus

Ingolstadt (DK) "chamber.world. music" - so bezeichnen der Klarinettist David Orlowsky, der Gitarrist Jens-Uwe Popp und der Bassist Florian Dohrmann ihre Kompositionen, mit denen sie ihre eigene Version des Klezmer kreieren und ihm so eine neue Form, eine neue Ausrichtung geben.

Darin fließen entsprechend auch ihre persönlichen Hintergründe ein: Klassische Kammermusik, spanische Gitarrentraditionen und Jazz. Diese unterschiedlichen Herkunftsrichtungen sind es, die für Florian Dohrmann den Reiz der Ensemble-Mischung ausmachen: "An nur drei Instrumenten kann man sehr fein, sehr detailliert und genau ausgestalten in allen Bereichen. Wir als zugleich Komponisten bringen zunächst nur rudimentäre, sogenannte ,Lead Sheets' mit, auf denen die Melodien und Akkorde stehen, mit einer groben Vorstellung, in welche Richtung die Musik gehen soll. Anschließend werden die einzelnen Stimmen in der Probe erarbeitet. Dabei sind die Rollen relativ klar: Der akkordische Schwerpunkt liegt zum Beispiel primär bei der Gitarre. Insgesamt ergibt sich daraus ein schöner Mischklang. Zwischen Bass und Gitarre etwa entstehen Momente, da verschmelzen die Instrumente so stark miteinander, dass man eigentlich fast gar nicht mehr erkennt oder hört, von wem das jetzt kommt. "

Die dazugehörigen Orchesterarrangements hat das international renommierte Ensemble bei befreundeten Komponisten in Auftrag gegeben, die sich die Stücke - u. a. betitelt mit "Le Tigre", Chronos", "Happiness", "Balkanplatte" oder "Istanbul" - teilweise selbst aussuchten. "Wir wollten ein Programm mit Kammerorchester entwerfen, das viele Facetten bietet für die Klangfarben des Orchesters, das harmonisch interessante Wendungen enthält. Das Orchester wird hier nicht nur als Klangteppich eingesetzt, sondern fungiert neben uns als vierter, gleichwertiger Partner", erklärt Dohrmann. Sich mit wenigen Soloinstrumenten bewusst einem so großen Klangkörper zu stellen, sieht das innerhalb der neuen Weltmusik wegweisende David-Orlowsky-Trio als eine bereichernde Herausforderung. "Streng genommen wäre bei uns selbst alles schon vorhanden. Vom Prinzip, von der Struktur her gäbe es keine Notwendigkeit für ein Orchester, es würde nichts fehlen. Gerade so aber eröffnen sich plötzlich zusätzliche Schattierungen. Auch die Komponisten, die das ja zum Teil sehr frei bearbeitet haben, bringen dann auf einmal Melodien von der Seite oder von hinten zum Klingen, die sogar für uns einen Wow-Effekt haben. "

Mit Ruben Gazarian, dem Chefdirigenten des Georgischen Kammerorchesters, fühlen sich die drei Vollblutkünstler von früheren Auftritten her sehr verbunden: "Er ist in dieser Tradition einfach zu Hause, kennt die Klänge, die Art, die Aura der Musik. Für uns ist es toll, das mit ihm zu machen, weil man da ganz wenig zu erklären braucht. Gleiches gilt für das GKO: Da ist von vornherein schon so viel Verständnis für dieses Musizieren vorhanden, dass wir darüber gar nicht viel Worte machen müssen - weil es sich von allein transportiert. " Besonders freut sich das mehrfach preisgekrönte Trio auf das sommerliche Freilicht-Flair im Turm Baur.

In diesem Ambiente spielt das GKO auch Leo? Janá? eks Suite für Streicher. Ein klassisches Werk, das in ähnlicher Weise osteuropäische Traditionen aufgreift und sie in eine westliche Kunstmusik überführt, wie es das Orlowsky-Trio praktiziert - und sich so passend in den Rahmen dieses "völkerverbindenden" Konzerts einfügt.

Heute, Freitag, 20.30 Uhr, Turm Baur. Karten an der Abendkasse.
 

 

Heike Haberl