Untermässing
Kleinod erstrahlt in neuem Glanz

Sanierte Kapelle am Ortseingang von Untermässing erhält kirchlichen Segen Dank auch an Unfallauto

30.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Den Segen erhält die kleine Marienkapelle am Ortseingang von Untermässing von Pfarrer Krzyztof Duzynski. Viele Dorfbewohner nehmen Anteil an der Wiedereinweihung nach der Sanierung. - Foto: Luff

Untermässing (luf) Die himmlische Macht auf ihrer Seite hat die Dorfgemeinschaft von Untermässing am frühen Sonntagabend gehabt. Denn hier herrschte "Sonnenschein, wenn es andernorts Unwetter gibt", wie Irmgard Neu-Schmid erfreut feststellte. Sie musste es wissen, die Leader-Koordinatorin vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt war eigens von ihrem Wohnort Landsberg am Lech durch halb Bayern in den Gredinger Gemeindeteil gefahren, um hier die Instandsetzung der kleinen Kapelle an der Schwarzachaue mitzufeiern.

Das kleine Bethaus am Ortseingang von Untermässing ist im Jahr 1877 von Alois und Walburga Schillinger erbaut worden, wie auf der Stiftertafel links neben der Eingangstür zu lesen ist. "Sie ziert den Ortseingang", sagte Bürgermeister Manfred Preischl. Und das finden offenbar auch viele Untermässinger, gut 50 von ihnen kamen zu der kleinen Segnungsfeier am Sonntag. Von einer echten Zierde konnte jedoch in den letzten Jahren nicht mehr die Rede sein, hatte der Zahn der Zeit doch stark an der eigentlich schmucken Kapelle genagt. Sie steht etwas erhöht zum Nachbargrundstück, doch hatte der Untergrund nachgegeben, es bestand die Gefahr, dass sie nach hinten kippt.

Zu allem Überfluss war Anfang 2014 ein Auto gegen das Häuschen gefahren - und hatte es stark beschädigt. Erst nach dem Unfall kam ans Licht, wie schlecht es sowieso um die Kapelle gestanden hatte. In seinen Dank an alle, die ihr Scherflein zu der gelungenen Sanierung beigetragen hatten, schloss der Ortssprecher Roland Pohl deshalb auch das Auto ein, "das den Stein ins Rollen gebracht hat".

So weit wollte der Bürgermeister dann doch nicht gehen - hätte er aber durchaus tun können. Denn von den fast 40 000 Euro Gesamtkosten, die die Sanierung letztlich verschlang, konnte man dem Unfallverursacher immerhin 6000 Euro als Schaden anlasten, für den die Versicherung geradestehen musste. Ein Zuschuss von 4500 Euro kam von der Bayerischen Landesstiftung.

Beim Rest zahlte es sich wieder einmal aus, dass Greding der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Altmühl-Jura angehört und somit in schöner Regelmäßigkeit von der europäischen Leader-Förderung profitiert. Denn die denkmalgeschützte Kapelle wurde in deren Projekt "Kleinode der Kulturlandschaft" aufgenommen.

Wer weiß, was aus der Kapelle geworden wäre, hätte dies nicht geklappt? Denn der gesamte Stadtrat habe "sich erst einmal hingesetzt", als er die Kostenschätzung erfuhr, blickte Preischl zurück. Zwei Mitglieder des Gremiums stimmten seinerzeit sogar gegen die Sanierung. Es kam anders, was auch dem Kalkbrennofen in Mettendorf zu verdanken sei, so Preischl. Der wäre eigentlich für das Kleinode-Projekt vorgesehen gewesen, stellte sich aber als zu teuer heraus. So "haben wir einfach etwas gedreht", erklärte der Stadtchef. Der Kalkbrennofen kam auf die lange Bank, die Kapelle ins Programm. Denn es musste schnell gehen, wegen der auslaufenden Leader-Förderperiode mussten sämtliche Rechnungen der ausführenden Firmen bis zum 30. Juni des vergangenen Jahres vorliegen.

Obwohl die Kapelle also schon seit einiger Zeit wieder schmuck dasteht, bekam sie erst jetzt den Segen vom Untermässinger Pfarrer Krzyztof Duzynski. Der wies darauf hin, dass nicht nur der Stadtrat ein Wörtchen mitzureden hatte: "Ohne Gottes Jawort wäre hier keine Kapelle", sagte er - und sang nach der Segnung mit den Anwesenden "Lobe den Herren".

Ein Lob gebühre auch der EU, sagte Irmgard Neu-Schmid. Es werde oft von vielen Seiten auf die Europäische Union geschimpft, doch sehe man am Beispiel Untermässings, dass die Brüsseler Behörde "auch im Kleinen etwas macht". Mit derartigen Kleinoden könnten sich die Bürger identifizieren.

Das tut auch Ottilie Heindl, die in einem Haus neben der Kapelle wohnt. Und zugesichert hat, sie werde nach dem Rechten schauen, wie Manfred Preischl betonte. Sie kann sich auch wieder an dem kleinen Altar erfreuen, der während der Sanierungsarbeiten entfernt gewesen war. Er stammt aus dem späten 18. Jahrhundert, ist aus verschiedenen Teilen zusammengefügt und besitzt eine marmorierte Fassung. Im Zentrum steht eine Madonna im Strahlenglanz - und ein wenig von diesen Strahlen fiel auch für die Pfarrgemeinde ab, die hernach noch ihr Pfarrfest feierte. Bei noch einigermaßen schönem Wetter.