Kleinhöbing: Ein Dorf begehrt auf

08.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:36 Uhr

Es geht ums Geld in Kleinhöbing: Die Dorfbewohner wollen ihre Kleinkläranlagen erhalten. Eine zentrale Anlage ist ihnen zu teuer, weshalb der Gemeinderat seine bisherige Planung verwerfen soll. - Foto: Luff

Kleinhöbing/Thalmässing (HK) Es braut sich Unheil zusammen in Kleinhöbing: Der Großteil der Bürger dort will einen Gemeinderatsbeschluss zu Gunsten einer zentralen Abwasserbeseitigung kippen, der vor mehr als fünf Jahren gefallen ist. Das Ansinnen hat wahrscheinlich wenig Aussicht auf Erfolg.

Das Meinungsbild im Ort ist derzeit eindeutig: 26 von insgesamt 35 Hausbesitzern in Kleinhöbing haben sich laut dem Ortssprecher Ulrich Böhm getroffen und abgestimmt: "21 waren für Kleinkläranlagen, 4 dagegen, 1 hat sich enthalten." Grund für dieses klare Ergebnis sind die Kosten, die auf die Bürger in dem Thalmässinger Ortsteil zukommen, Bürgermeister Georg Küttinger hatte diese in einer Bürgerversammlung vor einem Monat erläutert.

"Das geht doch ins Uferlose", sagt Böhm. Die Hausbesitzer trifft es hart: 495 000 Euro müssten auf die 35 Anwesen umgelegt werden, hinzu kämen weitere hohe Kosten für die Erneuerung des Rohrnetzes für die Wasserversorgung. Derjenige, der am meisten belastet werde, müsse gar mit rund 45 000 Euro rechnen. "Da geht es in Bereiche, die sich einige nicht mehr leisten können", klagt Böhm stellvertretend für die Dorfbewohner, zum Teil werde schon überlegt, das Eigenheim zu verkaufen.

"Ich bin hin- und hergerissen", sagt der Bürgermeister zu der ganzen Problematik. Die Zahlen, die jetzt ans Licht gekommen sind, seien "schon so, dass es für den einen oder anderen hoch wird". Zudem sei er ein Freund von gelebter Demokratie. Andererseits sei die Planung schon weit fortgeschritten. "Die Gemeinde ist gewaltig in Vorleistung gegangen", stellt Georg Küttinger klar. Die Kommune habe vom Wasserwirtschaftsamt Nürnberg bereits einen Bescheid erhalten, dass es einen Zuschuss von 480 000 Euro für das Millionenprojekt gebe. Zudem sei mit der Stadt Greding vereinbart, dass die Entwässerung im Verbund mit Großhöbing geschehe. "Das alles wieder rückgängig zu machen hätte Konsequenzen, die muss man sich anschauen", sagt Küttinger.

"Es ist eine schwierige Geschichte", meint auch Michael Kreichauf (CSU), der Sprecher der größten Fraktion im Marktrat. In der Sache habe sich zum Status quo von 2005 wenig verändert, sagt er, eine Wirtschaftlichkeitsberechnung habe schließlich ergeben, dass die zentrale Entwässerung und die gleichzeitige Sanierung des Wasserleitungsnetzes auf Dauer am billigsten sei – ungeachtet der dennoch hohen Kosten.

Wie der Bürgermeister führt auch Kreichauf die bisherigen Investitionen der Kommune für Kleinhöbing ins Feld. "Uns fehlen noch die genauen Zahlen", erklärt Kreichauf, doch rund 100 000 Euro dürften es ihm zufolge wohl sein. Wird Kleinhöbing an eine zentrale Anlage angeschlossen, fließen diese Ausgaben in die Berechnung der Herstellungsbeiträge ein – und die Kleinhöbinger müssen sie schultern. Geschieht das nicht, so war die bisherige Planung zwar umsonst, aber beileibe nicht kostenlos: "Dann müssen alle Thalmässinger Steuerzahler dafür aufkommen", sagt Kreichauf. "Da werden einige Ortsteile nicht einverstanden sein." Egal, wie der Rat am Dienstag entscheide, "einen Aufschrei gibt es auf jeden Fall."

Ganz abgesehen, dass die notwendige Sanierung der Wasserleitung bei der Absage der Bauarbeiten nur geschoben werde, sieht Kreichauf die Kommune bei der Stadt Greding in der Verantwortung, immerhin soll gemeinsam mit Großhöbing entwässert werden. "Es gibt bisher keinen Plan B", bestätigt Gredings Rathauschef Manfred Preischl. Derlei Überlegungen lässt Ortssprecher Böhm aber nicht gelten, es gehe um viel Geld: "Da ist sich jeder selbst der Nächste."