Ingolstadt
Kleiner Geldsegen für den großen Traum

Um ihrer kranken Mutter helfen zu können, möchte eine 17-Jährige den Führerschein machen

17.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Freude über Unterstützung: Damit Julia (sie möchte nicht erkannt werden) ihren Führerschein machen kann, um die kranke Mutter fahren zu können, übergab ihr Ursula Gerl 200 Euro aus dem Erlös eines Trödelmarkts - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Die 17-jährige Julia hat einen Traum. Sie möchte so bald wie möglich den Führerschein machen. Nicht, dass sie es nicht erwarten könnte, ihre erste Spritztour zu unternehmen oder mit Freunden in den Urlaub zu fahren.

Das alles spielt für die junge Frau keine Rolle. Das Einzige, was Julia bewegt, ist der Wunsch, ihrer Mutter helfen zu können.

Die Schülerin, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, trägt ein schweres Schicksal mit, das ihre Familie ereilt hat: Vor sieben Jahren starb Julias Vater an Krebs. Seit 2010 leidet auch ihre Mutter an der schrecklichen Krankheit, schwebte damals zwischen Leben und Tod. Die letzte Operation im Halsbereich liegt erst wenige Wochen zurück. Davor musste die 41-Jährige, die mittlerweile von einer kleinen Erwerbsunfähigkeitsrente lebt, eine Chemotherapie sowie im vergangenen Jahr eine Schulteroperation über sich ergehen lassen. Die zweifache Mutter befindet sich daher oft in einem Zustand, in dem sie sich nicht selbst hinters Steuer setzen kann, um Arzt- oder Krankenhaustermine wahrzunehmen. Teilweise sei sie so geschwächt, dass sie auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht fahren kann, erzählt sie. Und genau hier möchte Julia einspringen und der Mutter eine Sorge abnehmen. „Ich würde gerne die ersten Fahrstunden nehmen. Aber uns fehlen die finanziellen Mittel“, sagt sie nachdenklich.

Nun aber hat sie Unterstützer gefunden, die sie ihrem Traum ein Stück näher bringen. Menschen aus der Pfarrei St. Anton spendeten der Familie 200 Euro. Das Geld stammt zum großen Teil aus dem Erlös des Trödelmarkts im Turm, der Ende November stattgefunden hat. Wie immer für einen guten Zweck. Als Ursula Gerl, Gemeindereferentin der Pfarrei, vom Schicksal der Familie erfährt, ist für sie klar, dass hier geholfen werden muss. „Das Mädchen braucht den Führerschein“, sagt sie überzeugt. „Unser Anliegen ist es, dass die Mutter frei ist von dem finanziellen Druck, damit sie wieder gesund werden kann.“

Vergangene Woche war es dann so weit: Gerl überreichte Julia die Spende als kleines vorweihnachtliches Geschenk und möchte sie auch weiterhin auf ihrem Weg zum Führerschein unterstützen, so weit es möglich ist. Unter anderem hat sie dem Mädchen einen Nebenjob als Babysitterin verschafft. Ab Herbst wird Julia außerdem ihr erstes eigenes Geld verdienen. Dann beginnt sie ihre Ausbildung bei Audi in Ingolstadt. Zumindest um einen fahrbaren Untersatz muss sie sich vorerst keine Gedanken machen. Einen älteren Kleinwagen besitzt die Familie bereits.