Kleine und große Zahlenspiele

Ein Mann, eine Gitarre und 60 000 Fans: Ed Sheeran im ausverkauften Olympiastadion

30.07.2018 | Stand 02.12.2020, 15:58 Uhr
Das Konzert von Musiker Ed Sheeran in Hamburg fand unter hochsommerlichen Temperaturen statt (Archivbild). −Foto: Ennio Leanza/KEYSTONE

München (DK) Früher wurde nach Adam Riese gerechnet, heute frei nach Ed Sheeran. Viele Zahlen, einige ernst und andere weniger ernst, kommen beim Auftakt des Münchner Gastspiels des Singer-Songwriters aus West Yorkshire ins Spiel.

Gut jeweils 60 000 Fans erleben Sheeran an zwei aufeinanderfolgenden Abenden im Olympiastadion. Nach eigenen Angaben fand sein erster Auftritt auf deutschem Boden in Hamburg vor gerade mal 100 Besuchern statt – beachtliche Steigerung!  Ob Prozentrechnung hingegen eine echte Stärke des sympathischen Briten ist, lassen wir mal dahingestellt. Bei einer seiner charmanten Plaudereien zwischen den vielen Hits definiert der 27-Jährige sein Publikum als 98 Prozent Begeisterte, ein Prozent Freunde und ein Prozent Superväter, die ihre Töchter begleiten. Also überwiegend Mädchen und Frauen? Aber auch wenn die weibliche Beteiligung nicht ganz so gigantisch ist, riesig ist sie allemal. Was nicht nur die langen Toiletten-Schlangen, die zusammengehängt mehrmals durch das Stadion führen würden, beweisen. Gerade beim lautstarken Mitsingen der Refrains und ganzer Textpassagen fallen überwiegend höhere Tonlagen deutlich auf.
 
Während Opening-Act Jamie Lawson mit Pop-Rock und Nachfolgerin Anne-Marie mit Party-Pop ihre volle Spielzeit von 30 und  45 Minuten und Bandunterstützung brauchen, um wohlwollende Reaktionen hervorzurufen, schafft es Ed Sheeran komplett im Alleingang in wenigen Augenblicken enthusiastische Resonanz zu erzeugen. Komplett unglamourös in kurzen Hosen, mit weißen Socken und einer Akustikgitarre bringt Sheeran das Stadion zum Schwärmen, Schwelgen und Kreischen. Nur ein paar Effektpedale zum gelegentlichen Loopen von Chören und Melodien und Songs wie „Castle On The Hill“, „Eraser“ oder das romantische „Dive“ benötigt der von Prince Charles zum Member des Order Of The British Empire ernannte Musiker, um Stimmungen aller Art zu erzeugen. Mal eher beschaulich mit balladesken Titeln und mal ausgelassen, wenn es moderner und auch mal leicht hip-hoppig wird. 
 
Die Stärke des meist fröhlich hüpfenden und tanzenden – „ich kann nur eine Tanzbewegung“ – Hitschreibers sind dabei nicht nur seine angenehme Stimme und die Eingängigkeit der Songs. Es ist vor allem seine fröhliche Art. Immer wieder gibt es Anekdoten, Erläuterungen zum eigenen Verhalten als Konzertgänger und die eingangs erwähnten Zahlenspiele. „Wenn ihr laut mitsingt, gebe ich 110 Prozent“, verspricht er. Und Sheeran hält, was er verspricht und gibt auf der für Stadionverhältnisse relativ unspektakulären Bühne wirklich alles. Hits wie „Galway Girl“ oder die Grammy-nominierte Hymne „I See Fire“ aus dem Soundtrack des Fantasystreifens „Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere“, bringen Magie nach München. Zur Hobbit-Nummer laufen spektakuläre Filmausschnitte über die zahlreichen Leinwände, auf denen sonst meist das verschwitze und verschmitzte Antlitz von Sheeran zu sehen ist.
 
München liebt Sheeran und Sheeran liebt München, wie er mehrfach betont. Als er sich nach knapp zwei Stunden One-Man-Show für die Zugaben das Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft überstreift, wird klar: Das war eines von zwei echten Heimspielen. Weitere werden bestimmt folgen.