Neuburg
Kleine Göre – ganz groß

24.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:14 Uhr

Pippi und Annika balancieren auf dem Seil und finden es toll, dabei auch mal abzustürzen. Spaß ist garantiert, denn Astrid Lindgrens ewig junge Heldin ist das stärkste Mädchen der Welt. - Fotos: Hammerl

Neuburg (ahl) Kleine Göre – ganz groß. Sie besiegt starke Männer, beschenkt Diebe, kitzelt Polizisten in die Flucht und geht "zum Glück nicht in die Schule". Lieber balanciert sie auf dem Seil, übt sich auf dem Jahrmarkt im Gewichtheben oder wird zum Schrecken eines Kaffeekränzchens.

Mit einem Seeräuber-Papa in der Südsee und einer Engel-Mama im Himmel, kann sie ja nicht wissen, dass es sich nicht gehört, die Nase in die Sahnetorte zu stecken und sich dann mit dem Teppich abzuputzen …

Wer war da wohl zu Gast im Stadttheater Neuburg? Natürlich – Pippi Langstrumpf, Astrid Lindgrens ewig junge Heldin, das stärkste Mädchen der Welt. Wie gewohnt bringt das Augsburger Theater "Fritz und seine Freunde" das etwa einstündige Stück kindgerecht und temporeich auf die Bühne. In kurzen, dafür erfrischend kurzweiligen Szenen streitet Pippi mit der Vorsitzenden des Waisenrats, Frau Prysselius, von ihr konstant "Frau Bröselliese" genannt, ob Kinder nun in ein Kinderheim gehören – oder ob nicht Pippis Villa Kunterbunt ein Kinderheim ist, eben weil Pippi hier wohnt.

Kesse Mimik

Pippis Körpersprache, die kesse Miene, Sommersprossen und Augenzwinkern sind für sich allein schon eine Show, Papa Ephraims Piratenbauch an spindeldürrer Schauspielerfigur noch mehr. Und wenn die vier Akteure dann auch mal in geschlechtervertauschte Rollen schlüpfen, bleibt fast kein Auge trocken.

Sobald die Diebe mit Taschenlampe bewaffnet auf abgedunkelter Bühne herumschleichen, dann flieht so manch kleiner Zuschauer auf den Schoß der Mama, um sich sodann wieder erleichtert aufzurichten und sich zu freuen, wenn Pippi die Bösewichte überlistet hat. Ab und an gibt es Unterstützung aus dem Parkett, ausnahmsweise sogar gegen Pippi: Den Polizisten erteilen die Kinder Tipps, wie sie die Verfolgungsjagd nach Pippi erfolgreicher gestalten könnten.

Bühne mit Pferd

Das Bühnenbild ist dank eines ausgeklügelten Drehelementes mitsamt Pferd und einiger Stellwände höchst flexibel und schnell umgebaut. Und manchmal gerät auch der Umbau zur pfiffigen Einlage. Ein bisschen Akrobatik, ein paar tänzerische Elemente, dazu die bekannten Melodien aus den Pippi-Filmen runden das Werk von Regisseur Volker Stöhr kurzweilig ab. Kindertheater vom Feinsten, so wie es sein soll – und das belohnen die zahlreichen Zuschauer im bis in den zweiten Rang bestens besetzten Stadttheater mit kräftigem Applaus.