Ingolstadt
"Kleine Damen" im Rathaus

Künstlerin Wilhelmine Spoerner zeigte ihre Werke bis 25. November

18.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:59 Uhr
"Kleine Damen", Blumenstillleben oder farbenfrohe Gemälde: Wilhelmine Spoerner zeigt derzeit Werke aus ihrem fast 40-jährigen Schaffen im Rathaus. −Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Einen Querschnitt ihres Schaffens zeigt Wilhelmine Spoerner bis Sonntag, 25. November, im zweiten Stock des Rathauses.

Die Bandbreite reicht von Blumenstilleben aus den 1980er- Jahren über zunehmend abstraktere Werke aus den folgenden 20 Jahren bis hin zu Holzskultpuren und Holzobjekten neueren Datums.

Die Skulpturen beherrschen den Raum: faszinierende schwarz-weiße, janusköpfige Gesichter, genannt "Kleine Damen", mit oder ohne Körper. Die größte steht im Raum und scheint Spoerners Bild "Bräute" entsprungen. Die Figur trägt weißen Tüll über schwarzem Unterkleid. Und Ketten (ein Schelm, wer Böses dabei denkt).

Die Gesichter sind interessante Schimären aus romantischen Augen mit Wimpern wie aus dem Kosmetiksalon, Kussmund und feingezeichneter, meist nur angedeuteter Nase, umgeben von geometrischen Figuren, Rauten- oder Schachbrettmustern, Schlangen- oder Wellenlinien, teils zur Schnecke aufgerollt, teils zu Balken verdickt.

Angesiedelt irgendwo zwischen Popart und modern interpretiertem Jugendstil wohnt den Figuren Bewegung inne. Sie scheinen zu tanzen, auch wenn keine einzige Beine hat, allenfalls einen Rock, unter dem sich Gliedmaßen befinden könnten. Im Holzwürfelobjekt kombiniert Spoerner die Damen mit Schale und Deckeldose - eine Skulptur, die sich gut auf einem gläsernen Wohnzimmertisch als avantgardistische Keks- und Zuckerdosenkombination denken lässt.

Romantisch-verspielt sind die Puppen-Holzdosen-Objekte mit feinen Puppenköpfen auf farblich zur Kopfbedeckung passenden Sockeln. Die Haare sehen aus wie aus einem Metallspiralen-Spülschwamm gefertigt. Als Kopfschmuck tragen die Puppen mal eine Seerose mit Froschkönig, mal ein silbernes Krönchen mit Rose, eingebettet in ein ebenso silbernes, unregelmäßiges Rehbockgehörn oder eine kupferfarbene Rose.

Zur Traumwelt der Künstlerin gehören auch Engel, die sie über Jahre beschäftigten - zunächst als Bilder in Acryl, in denen sich frühere Stile Spoerners vereinen. So trägt der eine Engel einen realistisch gemalten Blumenstrauß. Seine Flügel tragen Linien, die an fremde Schriftzeichen erinnern. Unter dem Titel "Bewegte Menschen" sind eine Art Suchbilder zu verstehen. Eingebettet in farbige Rahmen bilden unzählige feine schwarze Linien geometrische Formen und mehr: Gesichter, menschliche Körper, Noten und Notenschlüssel, Tiere und Blumen.

Gute Laune verbreiten die Acrylbilder "Farbigkeit des Seins" in ihren kräftigen Rot-, Blau- und Gelbtönen. Eine zauberhafte kleine Ausstellung, die die Fantasie anregt.

Andrea Hammerl