Pyras
"Kleine AC/DCs" trumpfen auf

Australische Hardrocker von Rose Tattoo führen heuer die Musikerriege der Classic Rock Night in Pyras an

17.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:40 Uhr
  −Foto: Edwards, Rickenbacker, Huch, Carlsson

Pyras (HK) Die Musiker auf der Bühne sind zumeist schon im Rentenalter, doch das Festival selbst geht erst in sein zweites Jahrzehnt: Die Classic Rock Night auf dem Gelände der Landbrauerei startet am Samstag, 27. Juli, in ihre zweite Dekade, sie ist jetzt ein Teenager. Den Headliner hierfür geben Rose Tattoo.

Die Erwartungen sind hoch an das kleine, feine Festival, das sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr etabliert hat bei den Fans von Metal und Rockmusik. Vor zwei Jahren hieß es an der Tageskasse irgendwann: Ausverkauft! Wer im vergangenen Jahr zur Classic Rock Night gehen wollte, musste sich schon etwas mehr sputen, schon ein paar Wochen vor dem Termin im Juli gab es keine Karten mehr. Und heuer? Zwei Drittel der Karten sind schon weg.

Dass die Erfolgsgeschichte weitergeht, dafür sollen diesmal Rose Tattoo aus Australien stehen. Die "kleinen AC/DCs", wie sie in Down Under auch gerne mal genannt werden, sind sich tatsächlich nicht unähnlich - und hatten zum Teil auch dieselben Produzenten; befreundet sind sie sowieso. An den Erfolg von AC/DC konnten Rose Tattoo aber niemals auch nur im Entferntesten heranschmecken. Heuer ist die Band um den Frontmann Gary "Angry" Anderson zu Gast in Wacken - und macht zuvor in Pyras Station. Der glatzköpfige Bad Boy, der im Mad Max III schauspielerte und dort als Handlanger von Tina Turner auftrat, ist seit 1976 dabei - und somit eine Konstante in der wechselvollen Bandgeschichte seit 1976, die auch zwei Auflösungen aufweist. Doch trotz verschiedener Soloprojekte konnten die Mitglieder nie so richtig von einander lassen. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs haben Guns n' Roses seinerzeit für eine Tour durch Australien tatsächlich Rose Tatto als Vorband verlangt, Tourneen mit Aerosmith, Deep Purple und ZZ Top unterstreichen die Ausnahmestellung und den Einfluss, die Rose Tattoo vor allem auf Musikerkollegen immer wieder ausübten.

Angry Anderson wird heuer übrigens 72 Jahre alt. Angesichts dessen sind drei Jahre ein Wimpernschlag. Mit dieser kleinen Verspätung kommen nämlich UFO nach Pyras, die schon 2016 auftreten sollten. Damals musste sich allerdings der Sänger Phil Mogg überraschend einer Notoperation unterziehen, der Auftritt der Briten fiel ins Wasser, Bonfire wurden als Ersatz engagiert. UFO sind nicht nur eine der erfolg-reichsten Hardrockbands der 70er, sondern erlebten mit Michael Schenker ihre mit Abstand beste Zeit. 1974 warben die Briten den begabten Jungmusiker von den Scorpions ab, die seinerzeit noch als Vorband für die Tournee von UFO agierten. Schenker brachte mit seinem Markenzeichen, der Gibson Flying V, einen härteren Sound in die Band ein und komponierte ihre größten Hits wie "Doctor Doctor" und "Rock Bottom" mit. Heute ist er längst Geschichte, doch sein Stil beeinflusst die Band nach wie vor. Fans von UFO sollten sich den Auftritt nicht entgehen lassen: Im Mai hat Sänger Phil Mogg, einer der Gründungsmitglieder von 1968, angekündigt, dass er 2019 das letzte Mal auf Tour geht und danach das Mikro aus der Hand legen wird. Ob die Band ohne ihn weiterexistieren wird, ist noch offen.

Ebenfalls an Bord in Pyras: Glenn Hughes. Der ehemalige Bassist von Deep Purple (1973-1976) ist nach seiner ausverkauften Deutschlandtournee schon wieder unterwegs und gibt auf dieser Tour ausschließlich Deep-Purple-Material zum Besten. Natürlich auch als Sänger, schließlich ist er auch als Frontmann sehr erfahren. Unter anderem durfte er seinerzeit in den 80ern zwei Jahre lang Ozzy Osbourne bei Black Sabbath vertreten.

Den mit Abstand kürzesten Anfahrtsweg der Bands in der ersten Reihe haben Kissin' Dynamite aus Reutlingen. "Wir sind das dritte Mal da", hat Sänger Hannes Braun 2017 die Fans von der Bühne herab informiert, als die Schwaben zum bislang letzten Mal ein - umjubeltes - Gastspiel gaben. Aller guten Dinge sind vier.

Brian Downey's Alive and Dangerous nennt sich die erst Anfang 2017 formierte Band eines Schlagzeugers, der vor allem als Gründungsmitglied von Thin Lizzy bekannt ist. Der Ire war aber auch an mehreren Alben von Gary Moore beteiligt, darunter "Still got the Blues". Mit seiner neuen Band lässt er den Thin-Lizzy-Sound wieder aufleben.

Irgendwie aufleben lassen will auch Filippa Nässil die Musik von Thundermother. Die schwedischen Mädels passen wenig in die Kategorie Classic Rock, haben sie sich doch erst 2009 gegründet. Mit zwei hörenswerten Alben als Hoffnungsträger gestartet, haben sich die Bandmitglieder aber ordentlich verkracht, 2017 - kurz vor dem Wacken-Auftritt - ersetzte Bandgründerin Nässil alle vier weiteren Mitglieder.

Deutlich mehr Jahre auf dem Buckel haben wiederum die Mitglieder von Talon. Die Heavy-Metal-Band aus Bayreuth haben die Veranstalter regelrecht ausgegraben, denn 1982 gegründet und 1987 wieder auseinandergegangen haben die Franken in ihrer Zeit nicht allzu große Bäume ausgerissen. Seit 2017 sind Talon zurück - wieder zusammen und auf der Bühne. Sie sind ein Versprechen einer Reise in die Vergangenheit. In eine Zeit, in der die Fans ihre Musik auf Platten hörten, zu Konzerten gingen und Heavy Metal eine Lebenseinstellung war.

Und diese Zeit kehrt in Pyras einmal im Jahr zurück. Einlass auf das Festivalgelände der Brauerei ist am Samstag, 27. Juli, bereits ab 12 Uhr. Danach geht es ab 13.30 Uhr Schlag auf Schlag mit den Künstlern. Zudem spielt auf der Biergartenbühne in bewährter Manier die Band HumanTouch. Auf der Wiese direkt am Veranstaltungsgelände kann von Samstag auf Sonntag kostenlos gezeltet werden. Am Sonntag gibt es ab 9 Uhr einen Frühschoppen für Campinggäste, der Eintritt hierzu ist frei. Regelmäßige Brauereiführungen und ein großer Kinderspielbereich sind
weitere Angebote im Rahmen des Festivals. Zudem wird ein kostenfreier Buszubringer vom
Bahnhof Roth nach Pyras und zurück eingerichtet.

Karten für das Festivalwochenende gibt es zum Preis von 59,50 Euro - sämtliche Gebühren inklusive - in der Geschäftsstelle des Hilpoltsteiner Kurier, Siegertstraße 2 in Hilpoltstein, Telefon (09174) 478521 oder über die Homepage des Versanstalters www.concertbuero-franken.de. Kinder müssen erst ab zwölf Jahren Eintritt bezahlen; jüngere Kinder kommen in Begleitung eines Erziehungsberechtigten umsonst aufs Festivalgelände.

Volker Luff