"Klein, bunt und sicher"

Das Tollwood-Festival findet wieder statt - aber wegen Corona in reduzierter Form

29.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:28 Uhr
Patrik Stäbler
"Wertgigant" hat der Aktionskünstler HA Schult seine riesige Figur getauft, die auf dem Tollwood-Gelände im Münchner Olympiapark steht. Das Motto des diesjährigen Festivals (links unten) spielt auf die Klimakrise an. Auch bei der verkleinerten Ausgabe erwartet die Besucher neben Kunst und Musik die bekannte Mischung aus exotischer Kulinarik und einem bunten Potpourri an Verkaufsständen. −Foto: Stäbler

München - Die riesige Skulptur thront vor dem Eingang des Tollwood-Geländes - sechs Meter hoch, zusammengeschraubt aus einer alten Waschmaschine, einem Kühlschrank, mehreren Monitoren sowie sonstigem Elektroschrott.

"Wertgigant" hat der Aktionskünstler HA Schult seine Figur getauft, die er als Zeichen gegen Umweltzerstörung und übermäßigem Konsum verstanden haben will.

Allein die Dimensionen dieses Kunstwerks, das beim Tollwood seine Weltpremiere feiert, sind wahrhaft beeindruckend - passen jedoch so gar nicht zur diesjährigen Auflage des Festivals im Münchner Olympiapark. Denn dieses stehe unter dem Leitgedanken "klein, bunt und sicher", sagt Tollwood-Sprecherin Christiane Stenzel beim Rundgang über das Gelände kurz vor dem Veranstaltungsstart an diesem Donnerstag. Der Grund, wieso das Festival einige Nummern kleiner ausfällt, ist - natürlich - das Coronavirus, das die Sommer- und Winter-Tollwoods im vergangenen Jahr ganz ins Wasser fallen ließ.

Nun also feiere man die Rückkehr nach einem Jahr Pause, sagt Stenzel - freilich auf einer deutlich kleineren Fläche, ausschließlich im Freien und ohne die üblichen Großkonzerte. Denn wegen der Pandemie wurden die 26 Veranstaltungen in der Musik-Arena komplett auf Sommer 2022 verschoben. Bereits erworbene Tickets für die Konzerte von Sting, Lionel Richie, Sido und Co. behalten dabei ihre Gültigkeit. Allerdings muss man auch beim diesjährigen Tollwood nicht auf Livemusik verzichten. Gleich hinterm Eingang gibt es eine kleine Bühne, wo täglich zwei Musikerinnen, Bands oder DJs auftreten - bei freiem Eintritt.

Hinter dieser Bühne startet dann auch der Rundweg übers Festivalgelände, wo heuer eine feste Laufrichtung vorgegeben ist - zur Wahrung der Abstandsregeln. Im Weiteren gilt auf dem kompletten Areal FFP2-Maskenpflicht. Und aufs eingezäunte Gelände kommt ohnehin nur, wer sich zuvor hat registrieren lassen und die 3G-Regel erfüllt - also geimpft, getestet oder genesen ist und dies nachgewiesen hat. Gerade Besuchern von außerhalb rät Christiane Stenzel, vor der Fahrt in den Olympiapark einen Blick auf die Tollwood-Webseite zu werfen. Dort gebe es eine Ampel, anhand derer sofort ersichtlich wird, wie groß der Andrang auf dem Festivalgelände gerade ist.

Insgesamt habe man dieses Jahr - auch das ist pandemiebedingt - weit weniger Essensstände und Verkaufsbuden zugelassen als sonst, sagt die Tollwood-Sprecherin. "Außerdem kann man erstmals überall auch bargeldlos bezahlen. " Das gewohnte Tollwood-Flair dürfte sich trotz aller Änderungen dennoch einstellen - dafür sorgen die liebevolle Deko auf dem Gelände sowie die bekannte Mischung aus exotischer Kulinarik und einem bunten Potpourri an Verkaufsständen, wo allerlei Handgemachtes feilgeboten wird - für den einen Kunst, für den anderen Krempel.

Wie jedes Jahr hat sich das Festival ein offizielles Motto verpasst. Es lautet: "Ich will, weil ich kann, was ich muss - #KeinGradWeiter! " Der Gedanke dahinter sei, erläutert Christiane Stenzel, "dass jenseits von Corona eine weitere Herausforderung auf uns wartet - nämlich die Klimakrise". Was es hier alles zu tun gibt, darüber informieren vier große Tafeln zu den Themen Landwirtschaft, Mobilität, Energie und Wirtschaft, die der Künstler Kimi Gutierrez gestaltet hat.

Auch darüber hinaus gibt's auf dem Festival viel Kunst zu sehen - von einer Street-Art-Ausstellung, die in Kooperation mit dem Museum of Urban and Contemporary Art entstanden ist, bis hin zu sogenannten Walk-Acts, also Künstlerinnen und Künstlern, die mit ihrer Show übers Gelände streifen. Beispielsweise können die Besucher drei Zeitreisende auf Stelzen antreffen sowie eine Pantomime in einer überdimensionalen Schneekugel, die Samentütchen verteilt - zum daheim Anpflanzen.

Patrik Stäbler