Ingolstadt
Klaus ist für alle da

18.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:30 Uhr

Bei Klaus gibt’s keine Kleiderordnung: Im Biergarten der Blauen Lagune entspannen Camper, Badegäste und Spaziergänger bei einem kühlen Bier. Die Komiker-Legenden Stan Laurel und Oliver Hardy überwachen das lauschige Plätzchen aus der Höhe - Fotos: Herbert

Ingolstadt (DK) Blaue Lagune – das klingt nach Karibik, nach Palmen, glasklarem Wasser und feinem Sandstrand. Der Ingolstädter Auwaldsee kann diese Vorzüge zwar nicht bieten, eine Blaue Lagune gibt es aber trotzdem. Betreiber Klaus Zutz hat den ehemaligen Kiosk in eine kleine Oase verwandelt.

Zwischen Dosenravioli, Toilettenpapier und einer Kühltheke mit frischer Wurst erstreckt sich das Reich von Klaus Zutz. Das sonore Brummen der prall gefüllten Getränkekühlschränke klingt nach Verlässlichkeit, nach Lockruf und Erlösung an heißen Sommertagen: Verdursten muss bei Klaus niemand.
 

Gemeinsam mit seiner Frau Bärbel betreibt der gebürtige Sachsen-Anhaltiner, der seit 1994 auf dem angrenzenden Campingplatz wohnt, die Blaue Lagune am Auwaldsee. Eine Mischung aus Kiosk, Campingladen, Snackbar und Kneipe, die der 56-Jährige zu einer veritablen Wohlfühloase aufgemöbelt hat. Getränke, Eis, Kaffee und Kuchen, Semmeln, Currywurst oder Wiener – bei Klaus ist bislang noch jeder fündig geworden.

Draußen im Biergarten herrscht weiß-blaue Gemütlichkeit. Stress macht sich hier keiner. Schon gar nicht Dieter Kühn. In Badehose und braun gebrannt genießt der Zeitungsausträger die Wärme. „Wenn es schön ist, fahre ich mit dem Roller raus zum See und bleibe den ganzen Tag“, sagt er und nimmt genüsslich einen großen Schluck von seinem Hellen. „Ein Sonnenanbeter ist er“, ruft Klaus. Kühn nickt zustimmend und lächelt milde: „Ja, der Klaus, alle Achtung, wie der das hier wieder hergerichtet hat!“

Vor vier Jahren pachtete Klaus, der fast zwanzig Jahre lang einen Waschsalon in der Hindenburgstraße führte, den heruntergekommenen Kiosk von der Stadt. Im vergangenen Jahr wurde renoviert, ein neues Dach soll noch folgen. „Eine neue Decke haben wir schon einjezogen und die Wandbilder uffjemalt“, erzählt er in unverkennbarem Heimatidiom. Seitdem zieren springende Delfine und andere maritime Motive den Beton. Gemeinsam mit den Schiffsmodellen im Inneren hat der 56-Jährige so seine Vorstellung einer Lagune verwirklicht. „Den Namen hab’ ich früher mal im Zusammenhang mit dem Auwaldsee in einem Campingführer gelesen“, sagt er.

Klaus’ Arbeitstag beginnt schon um 5 Uhr: Semmeln müssen aufgebacken werden. „Um sieben mache ich auf. Abends geht es so lange, wie Leute da sind“, erklärt er. Geöffnet ist die Blaue Lagune jeden Tag, doch im Oktober gönnt Klaus sich eine Auszeit: „Drei Wochen Türkei.“ Selbst ein Workaholic muss mal neue Kräfte sammeln. „Ein paar Jahre will ich das ja noch machen“, meint er mit einem Augenzwinkern.

Die Besucher honorieren die Mühe, die sich Klaus Zutz mit der Blauen Lagune macht. „Er hat viel getan, da kann man nichts sagen“, meint Dauercamper Adolf Schmidl zustimmend. „Ich finde es schön hier, angenehm zum Sitzen und vor allem gibt es saubere Toiletten“, lobt Monika Antrag, die mit ihrem Mann Reiner bei Klaus eine Verschnaufpause von ihrer Radltour einlegt.

Die überdachte Seeterrasse hat mittlerweile Seitenwände bekommen, so dass der fleißige Betreiber seine Gäste auch bei Wind und Wetter empfangen kann. In diesem Jahr war das häufiger als gewünscht der Fall. „Der Sommer war schlecht, das merkt man am Umsatz“, sagt Klaus. Seine Stammgäste lassen ihn allerdings nicht im Stich.

Manchmal wird der neue Anbau zweckentfremdet. „Wir hatten mal junge Leute mit dem Zelt hier auf dem Campingplatz. Als ein Gewitter kam, habe ich sie hier drinnen schlafen lassen“, erzählt er. Klaus hat eben ein Herz für Camper.

Der ehemalige Kiosk erstrahlt in neuem Glanz, doch der Auwaldsee hat schon bessere Zeiten erlebt. „Früher war der mal sehr angesagt“, erinnert sich Reiner Antrag. „In den fünfziger Jahren war ich schon hier!“ Seit längerem hat ihm der Baggersee ein wenig den Rang abgelaufen. „Die Stadt müsste mehr tun. Die wollen immer auf Tourismus machen, aber es kommt nicht viel dabei rum“, mosert Klaus.

Daher versucht er selber, für Stimmung in seinem Laden zu sorgen: Am morgigen Samstag steigt ab 18 Uhr das Sommerfest mit Grillfleisch, Steckerlfisch und einem Alleinunterhalter. Der Klaus weiß halt genau, was seine Gäste lieben.