Ingolstadt
Klarheit und Präsenz

Reiner Seliger und Christoph Dahlhausen in der Galerie Haas

22.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:45 Uhr
Christoph Dahlhausens "Spread over" besteht aus 13 Einzelwerken, die sowohl miteinander als auch allein stehen können. −Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Beide Künstler spielen mit Farben und Formen, und doch könnten ihre Werke kaum gegensätzlicher sein.

Den Bildhauer Reiner Seliger und den Maler Christoph Dahlhausen beziehungsweise ihre Werke bringt Mariette Haas in der Doppelausstellung "Seliger & Dahlhausen" in Dialog.

Seliger stellt "Broken Stuff", also ge- oder zerbrochenes Material wie Ziegel, Glas oder Kreide zu überwiegend quadratischen Kunstwerken zusammen, die dem Betrachter entgegenzukommen scheinen. Dahlhausen dagegen arbeitet mit glänzendem Industrielack, den er auf unterschiedlich dicke Aluwabenplatten aus dem Flugzeugbau aufbringt und so lange schleift und poliert, bis monochrome Hochglanzflächen entstehen, in denen sich Raum und Personen spiegeln. Wodurch Tiefe entsteht und der Betrachter quasi hineingezogen wird.

"Spread over", nennt Dahlhausen die den großen Ausstellungsraum beherrschende Komposition aus 13 verschiedenformatigen, unterschiedlich dicken Hochglanzpaneelen in ebenso vielen Farben, lauter Autolacke diverser Automobilhersteller. Jedes einzelne dieser Werkstücke bezeichnet der Künstler, der eigentlich aus der Malerei kommt und überwiegend mit Kunst am Bau unterwegs ist, als "Bodies". Den Plural wähle er ganz bewusst, erklärt Galeristin Mariette Haas, denn schließlich spiegelten sich in den Hochglanzflächen Gegenstände und Personen. Die kleinsten Bodies messen nur fünf mal fünf Zentimeter, die größten 1,35 Meter mal 97 Zentimeter. Manche sind nur gut einen Zentimeter dick, andere knapp fünf, was zusätzliche Spannung in die mehrteiligen Arrangements bringt. Besonders die dickeren zeigen im auftreffenden Tages- oder auch Kunstlicht einen weiteren Lichteffekt - faszinierende, sternförmig ausstrahlende Lichtbündel an den Rändern, die sich je nach Lichteinfall ändern oder ganz verschwinden.

Mit Dahlhausens glänzenden Spiegelflächen kontrastieren Seligers Glas- oder Kreide-Skulpturen mit ihren in den Raum ragenden, beinahe schroffen Kanten. Was besonders für "Cross green" und "Cross Red" gilt, die aus grünen beziehungsweise roten Glasbruchstücken zusammengesetzt sind und sowohl von der farblichen Signalwirkung als auch der Materialkanten deutlich aggressiver wirken als die Kreideskulpturen in gebrochenem Weiß.

Die Kreidestücke hat der Künstler für das 30 mal 30 Zentimeter große Werkstück "Weiss" in relativ geordneten waagrechten Linien angeordnet, wobei jede fünfte aus größeren Kreidestücken besteht. Mit "Weiss Cross", einer weniger strukturierten Anordnung rechteckiger oder quadratischer Kreidestücke, und "Broken White" aus unregelmäßig geformten, gebrochenen Kreidestücken, bildet es eine dreiteilige Serie. Seliger arbeitet auch mit farbiger Kreide, formt daraus Würfel in Gelb und Blau oder stellt sie in verschiedenen Farbnuancen zu den größeren Bildern "Dunkelrot" und "Dunkelblau" zusammen, die nicht nur durch die Farbunterschiede sondern auch verschiedenen Längen der Kreidestücke Vielschichtigkeit und Tiefe bekommen.

"Die Grundidee der Ausstellung ist, beide Künstler und ihre Werke zusammenzubringen", erklärt Haas, die so gehängt hat, dass Farben und Formen teilweise über Raumgrenzen hinweg miteinander kommunizieren. Eine kleine Ausstellung voller Überraschungen.

Bis Samstag, 24. November, in der Galerie Mariette Haas in Ingolstadt. Geöffnet ist Donnerstag und Freitag jeweils von 14 bis 18 Uhr, Samstag von 11 bis 15 Uhr.

Andrea Hammerl