Klares Ja zu Windpark und Familienbad

24.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr
Im Lager der Windkraftbefürworter der Initiative "Rückenwind" ist die Freude groß. −Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) Die Pfaffenhofener haben sich mit 56,9 Prozent der Stimmen für den geplanten Windpark ausgesprochen – und mit 63,2 Prozent für den Bau eines Familienhallenbades. Trotz des deutlichen Votums ist beim umstrittenen Thema Windkraft das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Die Bürger haben entschieden: Die Pfaffenhofener Bürgerenergiegenossenschaft (BEG), die bereits eine Windkraftanlage bei Uttenhofen betreibt, soll drei weitere Windräder im Förnbacher Forst bauen dürfen. Mit ihrem deutlichen Votum für den Bebauungsplan „Sondergebiet Bürgerwindpark“ haben die Pfaffenhofener den Stadtrat beauftragt, die Planungen dafür weiterzuführen.

Die Windkraftunterstützer feierten das Ergebnis erleichtert. „Das ist ein großer Schritt für Pfaffenhofen“, sagte „Rückenwind“-Sprecher und BEG-Vorstand Andreas Herschmann in einer ersten Reaktion. „Wir haben alles dafür getan, bestmöglich zu informieren“, bilanzierte er. „Und so haben wir es geschafft, die Mehrheit zu überzeugen, dass sauberer Strom aus Windkraft das Richtige ist.“

 
Wie tief die Gräben sind, zeigte sich noch am Abstimmungsabend: Kritische Bürger verfolgten bis zuletzt das Öffnen der Umschläge und Auszählen der Stimmen, um sicherzustellen, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Und die Sprecher der Bürgerinitiative „Gegenwind“ haben sich gestern ernüchtert, aber entschlossen geäußert: „Das Ergebnis ist natürlich enttäuschend, aber es war vorhersehbar“, sagte Marion Sieber. Sie sehe als Grund dafür vor allem die „ungleichen finanziellen Mittel beim Wahlkampf“. Ans Aufgeben denkt sie beim Kampf gegen den geplanten Windpark aber noch lange nicht: „Die drei Windräder sind noch nicht gebaut – wir machen weiter und geben uns nicht geschlagen“, kündigte sie an – erst einmal im Zuge der Bauleitplanung und des Genehmigungsverfahrens. Und wenn nötig auch danach auf dem Rechtsweg.

„Gegenwind“-Sprecher Martin Ott aus Thalhof kritisierte gestern ebenfalls die „aggressive Propaganda“ pro Windkraft, mit der für den Bürgerentscheid geworben worden sei. Das Ergebnis lege nahe, dass das Wissen über die Folgen solcher Windkraftanlagen noch nicht weit verbreitet sei. Nun habe die Mehrheit den Windpark demokratisch anderen Menschen vor die Haustüre gesetzt, kritisierte Ott. Doch er glaubt nicht, dass den Bürgern dieses Sankt-Florian-Prinzip helfen werde: „Windräder werden jetzt wie Pilze aus dem Boden schießen.“

Die Windkraftbefürworter äußerten sich gestern hingegen hoffnungsvoll, dass Ruhe in die Debatte einkehrt. Das Tischtuch sei nicht zerschnitten, betonten etwa die Vertreter der BEG auf der „Rückenwind“-Wahlparty. Dass der Unfriede beigelegt wird, hofft auch der Bürgermeister: „Der Wunsch nach einem Bürgerentscheid war da“, fasste Thomas Herker (SPD) zusammen. Der Stadtrat habe die Abstimmung in die Wege geleitet, das Votum sei eindeutig: „Jetzt hoffe ich, dass alle Demokraten genug sind, dieses Ergebnis auch zu akzeptieren.“ Er ging mit den Windkraftgegnern zugleich aber hart ins Gericht: „Was wir erlebt haben ist bemerkenswert – Unterstellungen, Falschdarstellungen; es wurde sogar kolportiert, die Abstimmung würde manipuliert“, kritisiert Herker. „Ich hoffe, das kühlt sich ab, wenn die Windräder erst einmal laufen.“

Politisch kann der Bürgermeister das Ja zum Windpark aber erst einmal als großen Erfolg für die Klimaschutz-Agenda der Kreisstadt verbuchen. „Es freut mich, dass Pfaffenhofen bei der Windkraft den bisher eingeschlagenen Weg weitergeht“, sagte er. „Ich freue mich, Bürgermeister in einer Stadt zu sein, in der die Menschen auch solche nicht ganz einfachen Entscheidungen mit deutlicher Mehrheit treffen.“

Sein politischer Gegenspieler im Stadtrat, CSU-Fraktionssprecher Martin Rohrmann, äußerte sich ebenfalls bestimmt: „Das Volk ist der Souverän und hat sich eindeutig entschieden“, sagte er. „Dieses Ergebnis muss respektiert und akzeptiert werden.“ Er hoffe, dass im Zusammenleben der Menschen ebenso wieder Ruhe einkehre wie in die Kommunalpolitik.

Angesichts des stürmischen Wahlkampfs, den Windkraftgegner und -befürworter mit harten Bandagen ausgefochten haben, ist der zweite Bürgerentscheid gestern fast ein wenig in den Hintergrund gerückt: Die Frage lautete, ob im Pfaffenhofener Schulzentrum am Gerolsbach anstelle eines acht Millionen Euro teuren Schul- und Sporthallenbads, das zu bestimmten Zeiten auch der Öffentlichkeit zugänglich sein sollte, ein kleines Familienbad mit Investitionskosten bis maximal 15 Millionen Euro errichtet werden soll. Dafür sprachen sich laut vorläufigem Endergebnis 7395 Pfaffenhofener aus, also 63,2 Prozent der Stimmberechtigten. 36,8 Prozent (4303 Stimmberechtigte) waren dagegen.

Der Stadtrat hatte die Luxusvariante bei einem Bürgerentscheid zur Abstimmung gestellt, weil er durch die Mehrkosten seine selbst gesetzte Schuldenobergrenze für Pfaffenhofen von unter 20 Millionen Euro bis 2020 voraussichtlich nicht mehr halten kann. „Die Bürger wünschen sich das kleine Freizeitbad – ein Wunsch, der seit vielen Jahrzehnten in Pfaffenhofen formuliert wird“, fasste Herker zusammen. Nun werde die Planung dafür folgen. „Anfang nächsten Jahres wird es dann eine Haushaltsbefragung geben, wie die konkrete Ausgestaltung und Ausstattung des Hallenbades im Rahmen der Finanzmittel aussehen soll.“