Günching
Klare Worte bei eisigen Temperaturen

Bauernpräsident Joachim Rukwied geht beim Neumarkter Kreisbauerntag in Günching mit Politik und Handel ins Gericht

17.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:48 Uhr

Eine große Landwirtschaftsausstellung eröffnet Neumarkts Landrat Willibald Gailler (mit Schere) zu Beginn der Kundgebung. - Foto: W. Sturm

Günching (HK) Eisiges Wetter hat am Pfingstmontag beim Kreisbauerntag in Günching geherrscht. Eisig ist auch die Stimmung der Bauern, wenn es um die aktuellen Preise für landwirtschaftliche Produkte geht.

"Die Landwirtschaft befindet sich in einer noch nie dagewesenen katastrophalen und existenzgefährdenden Wirtschaftskrise", sagte der Neumarkter BBV-Kreisobmann Martin Schmid. So habe beispielsweise ein Milchviehbetrieb mit 60 Kühen und einem Stalldurchschnitt von 8000 Kilogramm durch die von 38 auf 24 Cent gefallenen Milchpreise innerhalb eines Jahres einen Verlust von rund 70 000 Euro zu verzeichnen gehabt. "Der Lebensmitteleinzelhandel nutzt diese Lage gnadenlos aus", sagte er und forderte die Politik auf, den Verkauf unter Einstandspreis und die unsägliche Rabattschlacht bei Grundnahrungsmitteln sofort zu stoppen. "Das Ganze ist unmoralisch und höchst unanständig."

Viele Landwirte hatten den Weg zum Kreisbauerntag in Günching gefunden. Bei Temperaturen nicht weit entfernt vom Gefrierpunkt eröffneten Landrat Willibald Gailler (CSU) mit Kreisbäuerin Sieglinde Hollweck, Kreisobmann Martin Schmid, dessen Vertreter Michael Gruber und BBV-Bezirkspräsident Franz Kustner eine Landwirtschaftsausstellung.

Zentraler Punkt des Tages war die Kundgebung mit Joachim Rukwied zum Thema "Zukunftsfragen, Chancen und Risiken einer modernen Landwirtschaft". Der aus dem württembergischen Eberstadt stam-mende Bauernpräsident redete erst gar nicht lange um den heißen Brei herum: "Die aktuellen Preise für landwirtschaftliche Produkte sind unerträglich und treten unser Tun mit Füßen." Politik und Gesellschaft hätten Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen Bauernfamilien Geld für eine gesicherte Zukunft erwirtschaften können. "Das ist derzeit nicht der Fall." Laut Rukwied führen weder eine Rückkehr zur Milchquote noch nationale Alleingänge zu höheren Marktpreisen. Hier gelte es eher, viele kleine Stellschrauben zu verändern. So regte er an, über genossenschaftliche Molkereien und eine differenzierte Auszahlung von Milchpreisen, je nach Milchviehbestand, nachzudenken. Ebenso müsste man mit Änderungen beim Kartellrecht das Marktmonopol der großen Lebensmittelkonzerne brechen. Die Arbeit der deutschen Landwirte stehe für qualitativ hochwertige Landwirtschaft und für Umweltschutz. Die Zahlungen aus Brüssel seien nur ein Teil dessen, was vorher als Sonderabgaben und Strafzahlungen geleistet wurden.

Rukwied hatte auch gute Nachrichten dabei: "Ich habe die Zusage der Bundesregierung, dass Gewinne und Verluste in den Betrieben über einen Zeitraum von zwei Jahren steuerlich verrechnet werden dürfen." Zum Freihandelsabkommen TTIP vertrat der Bauernrepräsentant eine klare Position: "Verhandeln, ja. Aber unterzeichnen nur, wenn es null Komma null Abweichungen von unseren Standards bei der Lebensmittelproduktion und der Tierhaltung gibt."