Klangliche Miniaturen

"Handpan Music": Das aktuelle Album des Ingolstädter Perkussionisten Charly Böck

12.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:22 Uhr

Ingolstadt - Der Perkussionist Charly Böck zählt zu den bekanntesten Musikern Ingolstadts.

Die Zahl der Veranstaltungen, bei denen er aufgetreten ist, ist endlos. Auf seiner CD "Handpan Music" offenbart er seinen Hang zum Hang, zu diesem in der Schweiz entwickelten, stählernen Instrument, das irgendwie aussieht wie ein bratpfannen-großes, verbeultes außerirdischen Flugobjekt der ersten Generation.

Auf dessen Erscheinen in der Musikwelt exakt zur Jahrtausendwende reagierte die Branche zuerst überrascht, dann euphorisch. Der enorm hallige, farblich einer Steel Drum nicht unähnliche Klang, ist in der Tat faszinierend und bei Konzerten, bei denen Perkussionisten mitwirken, wird sie oft zum Highlight. Martin Kälberer, Sam Maher, Kate Stone, Manu Delago - die Zahl der erklärten Hang-Fans in Musikerkreisen nimmt ständig zu. Mittlerweile hat sich aus dem Prototyp eine ganze Instrumentenfamilie entwickelt, die unter dem Begriff "Handpan" zusammengefasst wird.

Hier nun kommen Böck und sein Album ins Spiel, dessen Titel allein schon offenbart, worum es geht. Eine knappe Stunde demonstriert Böck hier in 13 Stücken unter Verwendung verschiedener Handpan-Modelle, was man mit diesen Instrumenten alles anstellen kann. Die einzelnen Nummern, die Titel tragen wie "Green Valley" oder "Deep Blue Sky", sind klangliche Miniaturen, ihre volle Wirkung entfalten sie erst, wenn man sie als Hörer als Gesamtkosmos wahrnimmt, sie also quasi als große Klangwolke begreift und sich in sie versenkt. Die Sounds des Albums haben etwas Meditatives, Hypnotisches an sich, ja, vielleicht auch etwas Esoterisches, und man muss sich durchaus erst einmal auf sie einstellen und sich von der Vorstellung verabschieden, Perkussionisten würden sich immer und ausschließlich nur mit lateinamerikanischen, karibischen oder afrikanischen Rhythmen beschäftigen.

Was man hier hört, sind Soundscapes, akustische Trips. Es handelt sich um Musik für Spezialisten, ganz klar, aber eben auch Musik, die den Rest der Hörerschaft nicht ausschließt, sofern er nur den Mut hat, sich emotional und spirituell auf sie einzulassen. Diese Sounds schweben, flirren und mäandern, rhythmisch gestützt und doch leichtfüßig, ja, federleicht. Wer früher einen Hang zu deutschen Elektronikern wie Harmonia, Cluster oder Roedelius hatte, wird vielleicht sogar einiges von damals wiederfinden, obgleich der Ausgangspunkt bei Böck ein völlig anderer ist. Dem nämlich geht es um "handmade" Handpan Music. Und mit der reiht er sich auf souveräne Weise ein in die Phalanx der ganz Großen seiner Zunft ein.

DK


"Handpan Music" ist erschienen bei Magic Mango Music und wird vertrieben über New Music Distribution. Es ist im Fachhandel erhältlich sowie über alle gängigen Streaming-Dienste.