Rohrbach
Klangberauscht

Ramón Valle Trio mit äußerst vitalem Jazz bei Incontri in Rohrbach

25.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:21 Uhr

Verzauberte sein Publikum mit authentisch-reinem Jazz: Ramón Valle, bekannter und geschätzter Jazzpianist kubanischer Herkunft, der in Rohrbach bei Incontri spielte - Foto: Raths

Rohrbach (PK) Ein voller Erfolg ist das Konzert des Jazzpianisten Ramón Valle in Rohrbach geworden. Mit Stücken von Ernesto Lecuona sowie eigenen Kompositionen und Improvisationen begeisterte der Künstler zusammen mit Omar Rodriguez Calvo am Bass und Schlagzeuger Owen Hart Junior das zahlenmäßig eher bescheiden eingetroffene Publikum bei Incontri.

Der gebürtige Kubaner, der seit Jahren in Amsterdam lebt und arbeitet, plaudert angeregt von der Bühne herab über sein künstlerisches Schaffen, das mittlerweile wesentlich inspiriert von seiner Familie ist. Facettenreich wie sein Leben kommt auch sein expressiv phrasierender Musikstil herüber, mit dem er die bedeutenden und weniger bedeutenden Begebenheiten des Lebens klangvoll unter die Leute bringt und sie förmlich einbindet in das Geschehen.

Schnell stellt sich das durchaus angenehme Gefühl beim Zuhörer ein, mittendrin im künstlerischen Prozess zu sein. Dröhnend, mitunter schrill, beschreibt Valle eine markante Reise durch die Vergangenheit. Sogar zu einer kleinen Tanzeinlage lässt er sich hinreißen, um dann aber sofort wieder am Piano markante Klaviertremoli zu setzen. Das ist seine Spielwiese, auf der er sich austoben kann. So ist der Konzertabend zutreffend als „Playground“ betitelt, wie seine gleichnamige CD aus dem Jahr 2009. Mitunter kommen des Musikers kubanische Wurzeln durch, sind aber niemals dominant. Fetzige Rhythmusfiguren bahnen sich ihren groovigen Weg durch die manches Mal wirklich anrührenden Storys. Valle versteht sich in der Rolle des Erzählers – mündlich, quasi als Vorspiel, im Kontakt mit seinem Publikum und gleich darauf mit oft donnernder Vehemenz instrumental.

Temperamentvoll beherrscht Valle die kunstvolle Steigerung des Tones bis zu seinem exzessiven Ausklang. Mehr als unterstützend erweisen sich Bassist Omar Rodriguez Calvo und Schlagzeuger Owen Hart Junior. Das Trio ergänzt sich hervorragend in der Interpretation unterschiedlichster thematischer Herausforderungen. Zusammen lassen sie einen äußerst vitalen Jazz hören, der in anderer Besetzung einfach nicht denkbar ist. So auch in seinem Stück „Fünf Schwestern“, in dem sich klassische Elemente mit folkloristischen Melodien verbinden.

Die Zuhörer dürfen gar beim Refrain mitsingen und tun das am Ende auch derart gut – fast als ob es vorher einstudiert worden wäre.

Mit einem schier atemberaubenden Tempo geht es in die Abendstunden hinein und die Rhythmen überschlagen sich. Mit einem brillanten Anschlag und ausgereifter Tastentechnik verabschiedet sich schließlich der Künstler zusammen mit seinen beiden kongenialen Musikern und hinterlässt ein klangberauschtes Publikum.